Heute will ich drei Strategien und Lerntipps mit dir teilen, deren unglaublicher Nutzen mir leider zu spät aufgefallen ist. Vielleicht kannst du ja aus meinen Fehlern lernen.
1.Ein Karteikartensystem anlegen (oder kaufen)
Ich weiß zugegeben schon sehr lange, wie wichtig aktive Wiederholungen sind, um Gelerntes zu festigen. Zu Beginn meines Studiums schrieb ich mir Karteikarten von der Hand, später nutzte ich die App Anki – tja und dann nutze ich leider einen recht langen Zeitraum gar kein System, um Definitionen, Schemata und Meinungsstreite zu behalten. Bei mir rächte sich das mit Beginn der Examensvorbereitung. Es war frustrierend festzustellen, dass mir schon leichteste Definitionen aus den ersten Semestern nicht mehr einfielen. Deswegen entschied ich mich, mir ein Set Karteikarten mit dem wichtigsten Jurawissen für die Anki zu kaufen. Und ich wünschte, ich hätte es eher getan. Anki ist meiner Meinung nach perfekt, weil ein Algorithmus dir vorgibt, wann es Zeit ist, bestimmte Karten zu wiederholen. Aber auch, weil du die Karten unkompliziert immer wieder anpassen kannst und nicht zuletzt, weil du sie auf deinem Handy/ PC, etc. immer dabei hast. Ach ja, und zerknicken können die Karten auch nicht.
Ich weiß, dass viele Studierende die Haptik echter Karteikarten schätzen oder durch den Akt des Schreibens bereits Inhalte verstehen. Selbstverständlich lässt sich genauso gut hier schon in frühem Semestern ein gutes System anlegen. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich natürlich auch bedruckte Karteikarten der namhaften Repetitorien oder Verlage kaufen.
Das Medium ist letztlich egal. Wichtig ist lediglich, regelmäßig die Grundlagen zu wiederholen. Nur die wenigsten von uns holen wahrscheinlich regelmäßig ihre Mitschriften aus den ersten Semestern hervor und pauken nochmal die Grundlagen. Einen Stapel Karteikarten abzuarbeiten hingegen, kann man prima in seine Lernroutine einarbeiten und so immer am Ball bleiben. Ich wünschte, das hätte ich eher beherzigt.

2. Eine produktive Lerngruppe gründen
Geteiltes Leid ist halbes Leid, nicht wahr? Das gilt erst recht im Jurastudium. Eine Lerngruppe schafft nicht nur dem einsamen Vor-Sich-Hinlernen Abhilfe, sondern bringt Abwechslung in den Studienalltag. Außerdem kann man sich in seinem Wissen, sowohl was fachliches als auch Lernmethoden angeht, unterstützen und ergänzen.
Allerdings ist Lerngruppe nicht gleich Lerngruppe. Um zielführend zu lernen, empfehle ich:
- Trefft euch mit maximal vier Leuten, idealerweise versteht ihr euch untereinander gut, aber könnt auch produktiv arbeiten.
- Setzt das Treffen regelmäßig an und nutzt einen Zeitpunkt am Nachmittag, wenn die Konzentration etwas nachlässt und ihr das wichtigste aus dem Selbststudium bereits erledigt habt.
- Überlegt euch im Voraus, was Inhalt der Stunden werden soll (löst ihr im Voraus einen Fall und besprecht diesen; besprecht ihr ein Urteil, fragt ihr euch Wissen ab?…)
Außerdem behaupte ich (und das ist meine sehr subjektive Meinung) lohnt sich eine regelmäßige Lerngruppe erst ab etwas fortgeschrittenen Semestern. Das Risiko, die Zeit mit Quatschen zu verbringen und sich gegenseitig zu verunsichern ist in den ersten Semestern doch recht groß. Steckt man allerdings schon etwas tiefer im Stoff, kann man besser einschätzen, wie eine zielführende Gestaltung einer Lerngruppenstunde aussieht. Ich bin selbst erst mit Beginn des Repertoriums in den Genuss einer regelmäßigen Lerngruppe gekommen und wünschte, ich hätte das früher probiert.
3.Bewirb dich für spannende Praktika
Bitte nicht falsch verstehen. Ich habe sehr spannende Praktika absolviert. Aber an Großkanzleien, Justiziariate in Medienhäusern, Ministerien, etc. habe ich mich leider nicht herangetraut. Rückblickend weiß ich gar nicht wieso, für einige hatte ich sogar die Bewerbungen bereits geschrieben. Wahrscheinlich hinderte mich die Angst, nicht angenommen zu werden oder noch schlimmer: angenommen zu werden und mich dann dort zu blamieren. Schade, denn vielleicht wäre es ja besser gelaufen als gedacht. Deswegen mein Appell, wenn du mit dem Gedanken liebäugelst, dich auf ein etwas ausgefalleneres oder anspruchsvolles Praktikum zu bewerben: Tu es. In jedem Falle wirst du etwas lernen und – um es mit den Worten eines kitschigen Wandtattoos aus den 2000ern zu sagen „Am Ende bereuen wir nur die Chancen, die wir nicht wahrgenommen haben“.
Was hättest du gerne eher im Studium gewusst? Oder hast du mal einen Tipp bekommen, der dein Studium verändert hat? Schreib mir gerne deine Erfahrungen hier als Kommentar oder bei Instagram @goldwaage.jura.
