Legal Bookclub: Die Lernapotheke für Juristen

Ein Ratgeber von Thomas Kahn

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Vor kurzem habe ich das Internet nach Tipps für die Examensvorbereitung durchforstet und bin dabei auf den YouTube-Kanal von Thomas Kahn gestoßen. Auf dem erklärt er sehr anschaulich, wie man mit dem Karteikartensystem Anki lernen kann. Darüber hinaus hat Kahn auch ein Buch über Lernstrategien für das Jurastudium geschrieben – das meiner Meinung nach Pflichtlektüre für jeden Studierenden werden sollte.

Kahn räumt in dem Buch mit allerhand Mythen, die sich um das Lernen ranken, auf (Stichwort: Lerntypen und Bloß-nicht-Auswendiglernen). Er stellt einige hilfreiche und vor allem wissenschaftlich fundierte Lernmethoden vor. Dabei verfolgt er den Ansatz, dass es für jeden Studierenden ratsam ist, die Methoden zu kennen (also in seiner Lernapotheke zu haben), aber dass nicht jeder alle Methoden gleichzeitig anwenden muss.

Genau das finde ich so besonders an Kahns Buch. Er verkauft einem keine 100-Prozent-Erfolgsstrategie für das Studium, die man rigoros befolgen muss, sondern gibt einem viele tolle Tips und Ideen an die Hand, um die man seinen Lernalltag bereichern kann. Kahn deckt dabei alle relevanten Bereiche des Studiums ab: vom Wiederholen und Auswendiglernen über das Schreiben von Probeklausuren in der Examensvorbereitung über eine gesunde Jura-Life-Balance.

Dabei teilt er in einem Kapitel auch detailliert seine eigenen Erfahrungen aus der Examensvorbereitung. Er schafft es außerdem, das Buch durch persönliche Anekdoten und eine gute Menge Humor aufzulockern.

Wer nach einem Ratgeber sucht, der einem kompakt die wichtigsten Lerntips, exakt aufs Jurastudium zugeschnitten sucht, der kommt um die Lernapotheke für Juristen nicht herum.

Hier kommt ihr zur Website von Thomas Kahn

*Disclaimer: Ich habe das Ebook auf meine Anfrage hin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Alle Meinungen dazu sind natürlich meine eigenen.

Wie du eine richtig gute Seminararbeit schreibst – in 5 Schritten

Zur Seminararbeit wird jeder Jurastudierende erneut ins kalte Wasser geworfen. Nachdem man mühevoll seinen Gutachtenstil perfektioniert hat, wartet plötzlich eine neue Herausforderung: ein wissenschaftlicher Aufsatz. Aber keine Sorge, mit einem guten Konzept ist auch das kein Problem. In diesem Artikel habe ich grob zusammengefasst, wie ich damals Woche für Woche vorgegangen bin.

1.Im Voraus Ein paar Dinge kann man bereits im Voraus erledigen, um ein wenig Zeit zu sparen, bevor es so richtig los geht. Dazu gehört: sich schon einmal in mögliche Themen einzulesen, sich über die Zitation und Fußnoten zu informieren und sich ein System für Recherchen zu überlegen. Vielleicht begibst du dich auch schon auf die Suche nach alten Seminararbeiten oder Literatur. Mir hat es zudem geholfen, mir einen groben Schreibplan zu erstellen, in den ich auch Puffer-Tage eingeplant habe. So wusste ich immer, wie gut oder schlecht ich in der Zeit war.

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2.Woche Eins und Zwei: Deep Dive Dann ist es soweit: Du bekommst dein Thema zugeteilt. Ab jetzt heißt es: lesen, lesen, lesen. Ich habe die ersten zwei Wochen genutzt, um einen Deep Dive in mein Thema zu machen. Das heißt, ich habe alle möglichen Datenbanken, Zeitschriften und Bücher nach relevanten Stellen abgesucht und versucht, das Thema so richtig zu verstehen. Falls dein Thema es z.B. aufgrund internationaler Bezüge ergibt, kann ich dir auch empfehlen, über die üblichen Datenbanken hinaus insbesondere Google Scholar, Westlaw und JStor (und Krimdok für Kriminologie) zu nutzen. Diese funktionieren ganz ähnlich wie Beck.online, eröffnen aber ein weitaus breiteres Spektrum an wissenschaftlicher Literatur.

Meine Erkenntnisse habe ich in einer Tabelle festgehalten, sodass ich später die wichtigen Textstellen auf jeden Fall wieder finden konnte.

Besonders wichtig: solltest du über die Fernleihe deiner Bibliothek Bücher bestellen wollen, mach dies ganz zu Anfang! Nicht selten dauert es ein bis zwei Wochen, bis diese geliefert werden.

Außerdem habe ich mir schon sehr früh eine potenzielle Gliederung überlegt, anhand derer ich auch meine Recherche orientiert habe. Diese war zwar nicht in den Stein gemeisselt, aber ein guter Anfang.

3.Ab Woche Zwei bis Drei: Schreiben Irgendwann musst du den Sprung ins kalte Wasser wagen und einfach anfangen zu schreiben. Die große Menge an Wissen, die du dir schon in den ersten Wochen angelesen hast, muss schließlich irgendwann auch zu Papier gebracht werden. Oft bemerkst du auch erst während des Schreibprozesses, dass deine Quellenlage zu dünn ist oder noch weitere Fragen auftauchen, die eine erneute Recherche erforderlich machen.

Meiner Erfahrung nach lohnt sich ein möglichst frühes Anfangen mit dem Schreiben auch deshalb, weil es ein wenig dauert, in den Schreibfluss zu kommen. Mein betreuender Professor meinte im Nachgespräch zu mir, dass meine Seminararbeit im Verlauf immer besser geworden sei und man gemerkt hätte, dass ich mich Stück für Stück warmgeschrieben hätte.

Vernachlässige außerdem nicht die Formalia und Fußnoten. Nichts – und da spreche ich auch aus Erfahrung- ist nerviger als im Nachhinein noch stundenlang Fußnoten zu formatieren.

Wichtig für hohe Punktzahlen ist, sehr genau und ausdifferenziert zu schreiben und auch einen Teil eigener Gedanken, z.B. in Form von Schlussfolgerungen darzustellen.

4.Woche Vier und Fünf: Weiter Schreiben Inzwischen solltest du dich git in dein Thema eingefunden und schon einige Seiten zu Papier gebracht haben. Behalte aber im Hinterkopf, dass Fortschritt nicht immer linear ist. Es gibt Tage, an denen dir das Schreiben von der Hand gehen wird und welche, in denen du kaum ein paar Zeilen schreibst. Auch kann es sein, dass du ganze Absätze löscht, kürzt oder neu formulierst. Alles das gehört jedoch zum Prozess dazu – lass dich davon nicht demotivieren, sondern sieh es als eine Verbesserung deiner Arbeit an. Achte darauf, einen Überblick über deine Recherche zu behalten und alle Quellen in einem Dokument zu speichern.

5.Woche Sechs: Feinschliff In die letzte Woche habe ich mir bewusst einige Puffer eingebaut, um Lücken aufzufüllen – was sich rückblickend auch sehr bewährt hat. Ich würde die Woche größtenteils zur Überarbeitung nutzen, das heißt: kürzen oder Passagen verlängern, formatieren, letzte Formulierungen verbessern und dann von mindestens einer Person – besser zwei- gegenlesen lassen.

Dann ist es geschafft und du kannst extrem stolz auf dich sein. Erhole dich auf jeden Fall ein paar Tage von den Strapazen. Bevor du jedoch alle Unterlagen in die letzte Ecke deines Zimmers verbannst und alle Bücher wieder bei der Bibliothek abgibst, mache dir von den wichtigsten Seiten Kopien oder Scans. Schließlich wartet noch die Verteidigung deiner Seminararbeit auf dich! Dafür wirst du einige Quellen sicherlich erneut lesen wollen.

Wie du endlich zufriedener mit deinen Noten wirst

Lesezeit: 3 Minuten

Neulich erzählte mir Carla von einer interessanten Analogie, die sie im Buch „Besser fühlen“ vom Psychologen und Autor Leon Windscheid gelesen hatte. Kurz gefasst ging es um ein Experiment mit zwei Affen, denen jedes Mal ein Stück Gurke im Tausch gegen einen Stein gegeben wurde. Keiner der Affen schien mit den Gurken unzufrieden zu sein. Plötzlich jedoch wurde einem der Affen im Gegenzug eine Weintraube gegeben. Der Affe war ganz entzückt darüber, diesmal etwas „Süßes“ bekommen zu haben. Daraufhin tauschte der zweite Affe ebenfalls noch einmal einen Stein ein und bekam wider Erwarten ein Stück Gurke und keine Weintraube. Anstatt wie bisher seelenruhig seine Gurke zu akzeptieren, bekam er einen Tobsuchtsanfall angesichts dieser „Ungerechtigkeit“. 

„Im Laufe der Evolution, so die Vermutung, war es wichtig, die eigenen Anstrengungen und deren Ergebnis mit anderen zu vergleichen. […] Aus dieser Grundhaltung entsteht die Gefahr, dass man im Vergleichen nie wirklich zufrieden endet.“

– Leon Windscheid, „Besser Fühlen“ (2021), S. 217.

Das erste, woran ich dabei sofort denken musste, waren die Noten im Jurastudium. Wie oft ist es mir und anderen aus meinem Umfeld passiert, dass man ein an sich passables oder sogar gutes Ergebnis erhielt, über das man sich sonst gefreut hätte, aber im Vergleich mit anderen wirkte es plötzlich unbedeutend und ungenügend. Erst neulich beobachtete ich im Bekanntenkreis ebendiese Situation: ein Kommilitone erhielt eine extrem gute Note und konnte sich nicht eine Sekunde darüber freuen, weil jemand anderes aus dem Kurs (aus seiner Sicht vermutlich ungerechtfertigt) eine noch bessere Note erhalten hatte.

Gäbe es also den ständigen Vergleich nicht, dem wir uns selbst immer wieder aussetzen, könnte sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle sogar so etwas wie Zufriedenheit über die eigene Leistung einstellen (unvorstellbar, nicht wahr?). Man könnte sich über die solide und durchaus leckere Gurke freuen, selbst wenn andere auch mal eine Weintraube erhielten.

Was kann man nun aber tun, wenn KommilitonInnen einem ihre Leistungen dennoch ungefragt auf die Nase binden oder sogar damit prahlen und man die eigene Note sofort als minderwertiger betrachtet? Dann hilft nur eine Art Selbst-Coaching, mit dem ich vor vielen Semestern begonnen habe. 

Der Schlüssel lag für mich darin, den Fokus auf mich zu legen und nicht auf andere. Das bedeutet, dass ich jede meiner Leistungen im Lichte meiner Fähigkeiten und Erwartungen betrachte. 

Wie sieht das konkret aus? Nach einer Klausur oder Hausarbeit schätze ich meist mein Gefühl dazu ein. Eine mögliche Abwägung kann so aussehen: „Ich habe für diese Klausur nicht viel lernen können, weil ich lange Zeit krank war und mein Wissen dadurch nicht ganz gefestigt war. Ich bin auf einige Schwerpunkte rückblickend nicht genügend eingegangen, also gehe ich davon aus, dass es wohl um die fünf Punkte werden.“ Damit habe ich mir also einen realistischen Erwartungshorizont an meine Leistung gesetzt. Wenn ich nun tatsächlich fünf Punkte erhalte und ein Kommilitone neun Punkte, packt mich weder ein Vergleichswahn, noch die Missgunst, weil ich weiß: „Ich habe genau das bekommen, was ich auch investiert habe.“ Diese Taktik geht natürlich nicht auf, wenn ich mich ungerecht bewertet fühle. Wenn ich wochenlang an der Ausformulierung meines perfekt anmutenden Gutachtens saß und ein anderer Kommilitone die Hausarbeit innerhalb weniger Tage verfasst und dennoch besser abschneidet. Wenn ich weiß, dass der Kommilitone ein unschlagbares Auffassungsvermögen, Gedächtnis oder Judiz (oder alle drei) besitzt, dann erkenne ich diese Leistung absolut neidlos an und fühle mich sogar inspiriert davon. Intelligente oder fachlich versierte Menschen sehe ich primär nicht als KonkurrentInnen, sondern möchte gerne etwas von ihnen lernen und mich mit ihnen austauschen. Dabei hilft es mir, meinen Selbstwert nicht von juristischen Leistungen abhängig zu machen. Eine nicht bestandene Klausur lässt mich nicht über Nacht inkompetent werden. So abgedroschen es klingen mag, aber seine Schwächen zu kennen und zu ihnen zu stehen, kann eine unglaubliche Stärke darstellen.

Wir fassen zusammen: 

  • Im ersten Schritt erst gar nicht nach links und rechts gucken, 
  • immer einen angemessenen Erwartungshorizont an sich selbst haben, 
  • erfolgreiche Menschen als Vorbild und nicht als Feindbild sehen, 
  • eigene Stärken und Schwächen realistisch einschätzen, 
  • Jura nicht zum Mittelpunkt seiner selbst machen. 

Dieses Mindset führt dazu, dass ich mich seit langem sowohl über die Gurken, als auch über die Weintrauben auf der juristischen Notenskala freuen kann. So oder so – es ist immerhin ein Snack! 😉

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Gedankenanstößen ein wenig weiterhelfen konnte. Wenn du deine Erfahrungen mit dem Thema mit uns teilen möchtest, erreichst du uns auf Instagram unter @goldwaage.jura. 

Jura sportlich nehmen – Eine neue Perspektive auf‘s Studium

Vor nicht allzu langer Zeit war ich morgens joggen. Ich lief am Wasser entlang, die Sonne schien mir ins Gesicht und über meine Kopfhörer hörte ich einen Podcast. Dabei ahnte ich nicht, dass das, was die Sprecherin erzählen würde, meine Perspektive auf das Jurastudium so verändern würde.

Die Sprecherin war English Gardner, Olympiasiegerin im Sprinten und derzeitige Anwärterin auf den Titel “Schnellste Frau der Welt”.

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English ist eine faszinierende Person mit einer sehr bewegten Biografie. Sie stammt aus schwierigen Verhältnissen hatte in ihrer Karriere mehrfach mit Verletzungen, Depressionen und herben Rückschlägen zu kämpfen. Das alles hielt sie jedoch nie von ihrem großen Traum, den Olympischen Spielen, ab.

An einer Stelle im Podcast sagt sie sinngemäß: Ich musste lernen, den Sport von meinem Charakter zu trennen. Danach erläutert sie, dass sie mit der Zeit verstanden hat, schlechte Leistungen nur als solche zu sehen und nicht als persönliche oder charakterliche Schwäche.

Das heißt im Umkehrschluss aber auch, gute Leistungen nicht zu sehr an den eigenen Selbstwert zu koppeln.

Diese Aussage fand ich auch für das Jurastudium sehr zutreffend. Ab Semester eins bereiten wir uns auf den großen Wettbewerb, das Staatsexamen, vor. Dabei trainieren wir ständig unsere Fähigkeiten und für einige wird das Studium zum wichtigsten Lebensinhalt oder Teil des Charakters.

Ich finde den Gedanken, das Studium nicht als Teil der Persönlichkeit, sondern eher als eine Sportart zu sehen, sehr entlastend.

Eine schlechte Note und eine bissige Randbemerkung des Korrektors sind dann nicht mehr ein Angriff auf die erbrachte Leistung, sondern Feedback vom Trainer. Ein verpatzter Freiversuch gleicht dann mehr einer verpassten Olympia-Qualifikation (die man nach erneutem Training wiederholen kann) als einer persönlichen Niederlage.

Jura wird dadurch wieder etwas, das man “macht” und nicht das man “ist”. Das erleichtert den Umgang mit jeder Art von Feedback ungemein.

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Steigern 7 Tage ohne Social Media meine Konzentration? – Ein Selbstexperiment

Die letzten Monate hing ich täglich ungefähr vier Stunden am Handy, genauer gesagt in den sozialen Medien. Dabei hatte ich das Gefühl, dass meine Aufnahmefähigkeit stark abnahm. Also habe ich eine Woche getestet: Verbessert sich meine Konzentrationsfähigkeit, wenn ich Social Media lösche?

Die Gründe

Lange Zeit nutzte ich überhaupt keine sozialen Medien. Man fand mich weder auf Facebook, Snapchat, Instagram oder Tiktok. Für den Blog und meinen Nebenjob „musste“ ich irgendwann zumindest Instagram nutzen – und es dauerte nicht lange, bis ich komplett in der Social Media Welt gefangen war.

Nicht falsch verstehen: Soziale Medien können den Alltag wirklich bereichern. Viele Postings und Reels unterhalten mich, oder regen mich zum Nachdenken an.

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Aber sie fressen leider auch sehr viel meiner Zeit. Damit meine ich nicht nur die Zeit, die ich aktiv vor meinem Bildschirm sitze. Ich habe festgestellt, dass ich auch in Offline-Phasen viel über die gesehenen Inhalte nachdenke. Das ist eigentlich nicht schlimm – es ist nur nervig, wenn ich mich zum Beispiel auf meine Seminararbeit fokussieren möchte und stattdessen einen Tiktok-Sound nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Außerdem erwische ich mich dabei, wie ich häufig zum Handy greife, mich einfach durch meine Startseiten klicke und komplett die Zeit vergesse. „Mindless Scrolling“ nennt man das. Und letzte Woche entschied ich, dass damit erst einmal Schluss sein müsste.

Die „Regeln“

Ganz auf Social Media verzichten konnte ich schon wegen meines Nebenjobs nicht, deswegen überlegte ich mir ein grundlegendes Ziel: Meinen privaten Instagramaccount, den unseres Blog, sowie Tiktok würde ich überhaupt nicht nutzen und den für die Arbeit nur, wenn es notwendig ist.

Eine weitere Sache, die ich reduzieren wollte, war die Dauerbeschallung, die mich sonst in meinem Alltag begleitet. Ich höre häufig von morgens bis abends Podcasts, gucke nebenher YouTube-Videos oder höre Musik. Ich wollte ausprobieren, wie es sich anfühlte, den Großteil des Tages in Stille, beziehungsweise nur der natürlichen Geräuschkulisse zu verbringen.

Meine Hoffnung war, dass ich die ständige Reizüberflutung, der ich mich selbst aussetze, abnahm, sodass ich mich dafür besser konzentrieren konnte und mehr Zeit für wichtige Dinge im Alltag habe.

Meine Erfahrungen

Die ersten zwei Tage entsperrte ich ständig mein Handy, nur um festzustellen, dass ich die Unterhaltungsapps ja gelöscht hatte. Am zweiten Tag, dem Montag, wachte ich mit einem starken Leeregefühl auf, das sich erst nach Stunden wieder legte. Ich bin wahrlich kein Experte, aber ich erklärte mir das durch das Ausbleiben der kleinen Dopaminkicks, mit denen Social Media uns sonst ständig versorgt.

Im Laufe der Woche dachte ich jedoch immer weniger an die sozialen Netzwerke. Entgegen meiner Erwartungen hatte ich weder das Gefühl, etwas zu verpassen, noch das dringende Bedürfnis, einen bestimmten Moment teilen zu müssen. Ich las seit langem mal wieder ein Buch nur zum Spaß und hatte während meiner Lernzeiten kaum das Bedürfnis, an mein Handy zu gehen.

Meine Screentime halbierte sich und lag im Durchschnitt bei zwei Stunden. Das klingt immer noch relativ viel, aber beinhaltet nunmal auch Zeit für Whatsapp- Kommunikation, E-Mails, Notizen und die Kameranutzung.

Gesteigerte Konzentration?

Es fiel mir tatsächlich leichter, länger gedanklich bei einer Sache zu bleiben. Auch hinsichtlich des Bedürfnisses, mich selbst vom Lernen abzulenken konnte ich Unterscheide feststellen. Eine gravierende Verbesserung meiner Konzentrationsfähigkeit konnte ich jedoch in so kurzer Zeit nicht fest machen. Dennoch hatte ich mehr Zeit zur Verfügung, die ich zum Lernen nutzen konnte, sodass ich definitiv produktiver war.

Auch die fehlende Dauerbeschallung machte sich bemerkbar. Situationen, in denen ich sonst immer einen Podcast höre (beim Aufräumen etc.) nutzte ich, um nachzudenken, gedanklich meinen Tag zu planen oder vor mich hinzuträumen. Das sorgte im Alltag definitiv für mehr Entspannung.

Fazit

Ich kann dieses Selbstexperiment absolut empfehlen. Nicht nur, um die eigene Konzentrationsfähigkeit zu steigern und den Kopf frei zu bekommen sondern auch um sich selbst einmal vor Augen zu führen, wie viel Zeit man täglich vor dem Bildschirm verbringt.

Ich bin außerdem davon überzeugt, dass Social Media neben der Konzentration auch die Kreativität stark beeinträchtigt. Es liegt doch auf der Hand: Wenn wir den ganzen Tag damit beschäftigt sind, „Input“ zu bekommen, wie sollen wir dann zeitgleich „Output“ geben?

Das Jurastudium genießen – geht das überhaupt?

Ein Plädoyer, das Studium nach den eigenen Wünschen zu gestalten

Um ein Haar hätte ich vor ein paar Jahren das Jurastudium nicht begonnen. Denn unter allen Jura-Klischees hält sich dieses wohl am hartnäckigsten: Wer Jura studiert, gibt sein Privatleben auf.

Jetzt, nachdem ich die universitäre Ausbildung zum Großteil hinter mich gebracht habe, kann ich sagen: das ist Quatsch. Das Jurastudium war (bisher) eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Weder war ich chronisch gestresst, noch musste ich Sport, Hobbies und Freundschaften aufgeben – im Gegenteil.

(Kleiner Disclaimer: Meine Erfahrungen beziehen sich noch nicht auf die Examensvorbereitung, diese ist sicherlich um einiges fordernder…)

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Das Studium ist das, was du draus machst

Natürlich möchte ich das Studium nicht verklärt darstellen. Es gibt harte Prüfungsphasen, Rückschläge, wenig „freie“ Semesterferien und im allgemeinen einiges, wann man an Ablauf und Struktur bemängeln kann. Trotzdem konnte ich viel Zeit meines Studiums genießen und bin zu dem Schluss gekommen: Das Jurastudium ist das, was du daraus machst.

Das Studium nach deinen Anforderungen gestalten

Das tolle an Jura ist nämlich, dass du viele Aspekte deines Studienverlaufs selbst einteilen kannst.

1. Die Dauer Du kannst kurz und intensiv studieren und viele Prüfungen so schnell wie möglich hinter dich bringen. Oder aber einige Umwege gehen, ein Auslandssemester machen, wenige Vorlesungen im Semester besuchen und dir Zeit lassen.

2. Fachliche Ausrichtung Du wusstest schon immer, dass du StrafverteidigerIn werden möchtest? Dann wähle deine Praktika und deinen Schwerpunkt so, dass du schon einige Erfahrungen für deinen Traumberuf sammeln kannst. Vielleicht findest du ja auch einen Nebenjob bei einer Strafrechtskanzlei oder kannst ehrenamtlich Gefängnisinsassen unterstützen. Auf jeden Fall kannst du bereits während deines Studiums eine fachliche Richtung einschlagen.

3. Freizeitgestaltung Trotz vieler Vorlesungen und Prüfungen bleibt mit einem guten Zeitmanagement auch im Studium noch Zeit für Hobbies, Nebenjob und Freunde. Außerdem gibt es an den meisten Unis spannende Angebote für juristische Nebenaktivitäten wie Moot Courts, Rechtsberatung, Debattierclubs, Jura-Zeitungen und vieles mehr…

Meine Erfahrungen

Ich habe einen Mittelweg gewählt. Vorlesungen und Prüfungen habe ich innerhalb der Regelstudienzeit besucht bzw. absolviert.

Meine Lernaktivität lässt sich in intensive und weniger intensive Phasen einteilen. Einige Wochen vor Klausuren und Hausarbeiten hatte ich ein relativ strammes Lern- und Arbeitsprogramm, in das ich nach wie vor Zeit für Hobbies und Freunde einplante, aber den ein oder anderen Abstrich machte. In der übrigen Zeit pendelte es sich auf ein entspanntes Pensum ein, bei dem ich ein paar Vorlesungen besuchte und das ein oder andere las – mehr nicht.

Schon zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich auch eine Zeit lang im Ausland studieren möchte. – Die beste Entscheidung überhaupt. Ich ging für ein halbes Jahr nach Schweden, wo ich nicht nur einiges lernte, sondern auch wundervolle neue Freundschaften schließen konnte und Land und Leute besser kennenlernte.

Außerdem absolvierte ich Praktika in Bereichen, die mich wirklich interessierten. Dadurch war ich nicht nur besonders motiviert, sondern hatte auch Spaß an der Arbeit und nicht das Gefühl, meine Zeit absitzen zu müssen.

Zu guter Letzt habe ich auch proaktiv dafür gesorgt, dass das Studium mein Privatleben nicht einnimmt. Dafür habe ich Urlaube, freie Tage, Zeit für Freunde und Hobbies fest eingeplant und konnte guten Gewissens abschalten.

Wie stehst du zu dem Thema? Hinterlass uns gerne einen Kommentar. Wenn dir der Beitrag gefallen hat, folge uns doch hier und auf Instagram @goldwaage.jura.

Der ultimative Guide fürs erste Semester Jura

Überlegst du, dich an einer Universität für Jura einzuschreiben? Dann ist dieser Guide für dich. Hier haben wir alles gesammelt, was wir vor Beginn unseres Studium gerne gewusst hätten.

Außerdem haben wir dir einige weiterführende Beiträge verlinkt, sodass du dir einen guten Überblick darüber verschaffen kannst, was dich im Jurastudium erwartet.

1. Der Aufbau des Jurastudiums

Vorweg lässt sich sagen: Wenn du schnell einen Abschluss erwerben und Geld verdienen willst, ist Jura vielleicht nicht die klügste Studienwahl. Denn bis zum ersten Examen studieren die meisten im Durchschnitt elf Semester und dann folgen Repetitorium, erstes Examen, Referendariat und Examen Nummer zwei.

Willst du im Detail wissen, wie das Studium abläuft? Dann lies mal unseren Beitrag „Wie ist das Jurastudium aufgebaut?“. Dort erklären wir dir alles in kleinen Schritten.

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2. Was macht man im Jurastudium genau?

Vieles unterscheidet sich im Studium grundlegend von der Schule. Im Jurastudium besuchst du Vorlesungen und Kolloquien (oder AGs), machst Praktika, löst Fälle, schreibst Hausarbeiten im Gutachtenstil und bekommst statt Noten Punkte (bei denen 9 von 18 richtig gut sind?!).

Hört sich viel an? Ist es auch. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Wenn du erfahren willst, welche genauen Inhalte dich bei Jura erwarten, klick hier.

3. Welche Prüfungen gibt es im Jurastudium?

Das unterscheidet sich von Uni zu Uni. Bei uns ist es wie folgt:

Im ersten Semester schreibt man eine Prüfung in einem Grundlagenfach, wie z.B. Rechtsgeschichte oder Rechtsphilosophie.

Ab dann schreibt man in den Semesterferien eine Hausarbeit und während des Semesters eine Klausur im selben Fach. Hat man beide bestanden, erhält man einen Schein. Dieses Prozedere durchläuft man für jedes Rechtsgebiet (Privatrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht) zwei Mal.

Sowohl dem Thema Hausarbeiten, als auch Klausuren haben wir eine eigene Rubrik auf dem Blog gewidmet. Wenn du dich genauer damit beschäftigen willst, schau unbedingt mal rein.

Weiter geht es mit den Schwerpunktsprüfungen. Einige Studierende belegen diese auch erst nach dem Examen. Hierfür schreibt man idR eine Seminararbeit, die ca. 30 Seiten umfasst und die in einer mündlichen Prüfung verteidigt werden muss, sowie eine Schwerpunktklausur.

Dann folgt bereits das Examen, dass aus sechs schriftlichen und einer mündlichen Prüfung besteht. Die meisten Studierenden bereiten sich mithilfe eines Repetitoriums (quasi eine Juranachhilfe) ein bis zwei Jahre lang darauf vor.

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4. Welche Praktika muss man im Jurastudium machen?

Um zum Examen zugelassen zu werden, muss man insgesamt drei Monate Praktika absolviert haben. Die Praktika müssen während der vorlesungsfreien Zeit stattfinden und durch einen Volljuristen betreut werden. Du kannst dir also frei aussuchen, ob du zu einer Großkanzlei, zum Gericht, zur Notarin, zum Familienrechtler, etc. gehst.

Sabine hat ihr letztes Praktikum bei einem Strafverteidiger absolviert und in diesem Artikel von ihren spannenden Erfahrungen berichtet.

5. Woher weiß ich, ob Jura das Richtige für mich ist?

Es gibt einige Faktoren, die du beachten kannst: Bist du sprachgewandt und schreibst gerne Texte? Kannst du dir einen juristischen Beruf später vorstellen? Bist du bereit, lange und intensiv zu studieren? Kannst du gut mit (Leistungs-)Druck umgehen?

In diesem Post habe ich dir eine Liste mit Podcasts, Vorlesungen, Selbsttest, Videos und einigen Denkanstößen zusammengestellt, anhand derer du herausfinden kannst, ob Jura das Richtige für dich ist.

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Die effektivste Lernmethode für Jura: Fallbearbeitung

Seit dem ersten Semester kriegen wir es regelmäßig von Studierende aus höheren Semestern, ProfessorInnen oder LeiterInnen von AGs zu hören: “Jura lernt man am besten mit Fällen”.

In meinem ersten Semester habe ich mir diesen Rat überhaupt nicht zu Herzen genommen – was sich dann auch in den Noten wiederspiegelte. Heute ist das Lernen mit Fällen meine liebste Lernmethode und hat mir einige Klausurergebnisse beschert, auf die ich wirklich stolz bin.

In diesem Beitrag möchte ich dir deswegen erklären

  • Warum Lernen mit Fällen so effektiv ist
  • Wie ich mit Fällen lerne
  • Welche Bücher und Plattformen ich dafür empfehlen kann.
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I. Warum ist Lernen mit Fällen im Jurastudium so effektiv?

1.Active Recall

Du hast sicher schon einmal festgestellt, dass du dir Sachen, die du anderen erklärt hast, besonders gut gemerkt hast.

Dieser Effekt heißt Active Recall (aktives Abrufen). Vereinfacht gesagt, merkt sich unser Gehirn Dinge am besten, wenn wir sie aktiv wiedergeben. Das geht zum Beispiel durch erklären, Mindmaps malen – oder eben auch Fälle lösen. Indem wir trockenes Wissen (Schemata, Definitionen, etc.) auf einen Fall anwenden, prägen wir uns diese richtig gut ein.

2. Gutachtenstil verinnerlichen

Ich kenne einige KommilionInnen, die zufrieden stellende Ergebnisse in der Klausur erzielen, wenn sie nur durch das Lesen und Einprägen von Fakten aus einem Lehrbuch dafür lernen. Dabei bleibt jedoch eines immer auf der Strecke: der Gutachtenstil. Der wird schließlich in fast jeder juristischen Klausur einwandfrei verlangt – beim Lernen mit Fällen, übst du ihn ganz automatisch mit.

3. Aufbau und Probleme erkennen

Es gibt einen Satz, den Korrektoren sehr häufig schreiben: “Schwerpunkt falsch gesetzt”. Wenn das an deinem Korrekturrand steht, hast du wahrscheinlich per se gar nichts falsches geschrieben – sondern an den unwichtigen Stellen zu viel und an den wichtigen zu wenig. Das kann schnell passieren, wenn du stumpf alle Probleme aus dem Lehrbuch auswendig gelernt hast. Wichtiger ist jedoch, ein Problem zu erkennen und in angemessener Länge darzustellen. Und das geht – du ahnst es – am besten durch Fallbearbeitung.

II. Wie lernt man am besten mit Fällen?

Für meine bisherigen Klausuren habe ich mir immer ein Fallbuch gekauft oder ausgeliehen und dieses Stück für Stück durchgearbeitet. Wenn ich unter Zeitdruck stand, habe ich den Fokus auf die Fälle gelegt, die für mich noch unbekannte Probleme beinhalteten.

In der Regel habe ich mit leichten Fällen angefangen und mich im Schwierigkeitsgrad gesteigert. Die Fälle habe ich größtenteils skizzenhaft gelöst und nur einzelne Fälle ausformuliert.

Stattdessen habe ich mir die Probleme und Definitionen aus den einzelnen Fällen auf ein gesondertes Blatt geschrieben. Diese Übersicht habe ich meistens gesondert wiederholt.

Wie du am effektivsten mit Fällen lernst, probierst du am besten selbst aus. Einige Studierende lösen gerne viele kleine Fälle, andere beißen sich lieber durch wenige, besonders lange und ausführliche Fälle. Für die Motivation und besonders in den ersten Semestern kann ich das Lösen vieler kleiner Fälle absolut empfehlen.

III. Die Wahl des Fallbuches

Hier gibt es eine ganze Reihe und die folgende Aufzählung ist weder bezahlte Werbung noch abschließend gemeint.

1.“Die Fälle“ vom Fallag Diese Fallbücher richten sich besonders an Studierende aus den ersten Semestern. In ihnen finden sich viele kurze und prägnante Fälle, mit denen man sich neue Fächer toll erschließen kann. Sie überfordern nicht durch ihre schiere Länge und ermöglichen einem regelmäßig kleine Erfolgserlebnisse.

2.Der “Schwabe” Winfried Schwabe hat sich unter Studierenden durch seine leicht verständlichen Lehrbücher einen Ruf gemacht. Komplexe juristischen Themen kann man sich mithilfe eines Schwabes Stück für Stück erarbeiten. Seine Bücher gibt für fast alle Fächer. Genau wie auch “Die Fälle” vermitteln die Schwabe-Bücher Wissen in kleinen Portionen, sodass die Arbeit mit ihnen leicht Fällt.

3.Fallbücher von Professoren Viele Professoren wir Prof. Beulke (Strafrecht) haben selbst eine Reihe an Fallbüchern herausgegeben. Diese sind weitaus umfassender als z.B. der Schwabe und deshalb besonders für Klausuren in fortgeschrittenen Semestern geeignet. Auch inhaltlich gehen diese Bücher mehr in die Tiefe, weshalb die Arbeit mit ihnen ein gewisses Grundwissen voraussetzt.

4.Examinatorien Besonders anspruchsvoll – wie der Name bereits erahnen lässt – sind sogenannte Examinatorien. In ihnen findest du lange, ausführliche Klausuren, die Stoff auf Examensniveau beinhalten. Die Arbeit mit ihnen setzt ebenfalls gutes Grundwissen voraus und kann, wegen der Länge der Klausuren, schnell demotivierend wirken. Deswegen sind diese Werke erst ab fortgeschrittenen Semestern zu empfehlen – dann sind sie jedoch sehr nützlich.

5.Kostenlose Fälle Glücklicherweise musst du keine Unmengen an Geld für Fallbücher ausgeben. Es gibt nämlich eine Menge guter Jurafälle kostenlos im Internet. Zum einen kannst du dir natürlich jederzeit auf Plattformen wie Beck-Online Aufsätze mit Klausurlösungen ansehen. Andererseits gibt es auch von einigen Lehrstühlen Probeklausuren im Internet.

Zu gute Letzt möchten wir euch noch drei Plattformen vorstellen, die ebenfalls kostenlose Fälle mit Lösungen online veröffentlichen:

  • Saarheimer Fälle (Öffentliches Recht)
  • Strafrecht-Online (Strafrecht)
  • Juriverse (Privatrecht).

Hat dir der Beitrag gefallen? Oder kennst du noch weitere kostenlose Online-Plattformen für Fälle? Dann schreib uns gerne eine Mail oder kontaktiere uns auf Instagram @goldwaage.jura.

Effizienter studieren durch digitales Lernen (Teil 1/2)

Ein Beitrag von Aurelio Diamanti

In Jahr 2022 haben wir Studierenden technologische Möglichkeiten, auf die unsere Vorgänger in ihren kühnsten Träumen nicht gekommen wären. In meinen Augen sind diese technologischen Möglichkeiten aber gerade für Studierende der Rechtswissenschaften notwendig. Denn mit jedem Jahr wächst der Stoff, der Examenskandidat*innen in Klausuren über den Weg laufen kann.

Es ärgert mich immer wieder, wenn ich mit frustrierten Kommiliton*innen spreche, die ihre Papierkarteikarten verloren, Rückenschmerzen von schweren Ringordnern bekommen oder Sehnenscheidenentzündungen vom Schreiben ewig langer handschriftlicher Zusammenfassungen bekommen haben. Da denke ich mir immer: Es geht auch anders, vor allem digital! Bisher habe ich gemeinsam mit unserem Gründungsmitglied Lena Weißkopf im Herbst einen Workshop zum digitalen Lernen organisiert, freue mich jetzt aber, euch mit diesem einen Überblick über die Thematik zu geben. Der Beitrag wird in zwei Teile aufgeteilt, wobei der zweite Teil im Verlauf der kommenden Wochen erscheint. Folgt also Goldwaage und disrUPt auf Instagram, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Was bedeutet eigentlich digitales Lernen?

„Digitalisierung“ ist ein Buzzword schlechthin! Alle wollen „digitaler“ sein und das Wort ist zu einem Synonym für Aufbruch und Erneuerung geworden. Wenn man jedoch durch die gekonnten Marketingstrategien hindurch schaut, merkt man, dass die „Digitalisierung“ deutlich weniger mystisch ist, als man denkt: Aus Brief wird E-Mail, aus Aktenablage ein digitaler Cloud-Speicher, händisch eingetippte Bestellungen werden automatisiert ausgefüllt oder Meetings, die vorher aufgenommen wurden, werden durch von den Teilnehmenden aufgenommene Kurzvideos ersetzt.

Und wie sieht es im Bereich digitales Lernen aus?

In meinen Augen sehr ähnlich: Lehrbücher werden nicht mehr händisch herumgetragen und mit Textmarkern markiert, sondern am Laptop oder Tablet durch ein PDF-Tool bearbeitet. Karteikarten schreibt man nicht mehr auf kleine Papierkärtchen, sondern tippt diese digital am Laptop. Und Zusammenfassungen werden nicht mehr mühsam handschriftlich geschrieben, sondern mit einem anständigen Texteditor geschrieben. Und Lernpläne und -tabellen, die vorher mühsam aus 8 DIN-A4 Zetteln zusammengeklebt und an eine Wand montiert wurden, werden durch smarte Tabellen und Datenbanken angefertigt.

Die Vorteile sind evident: Man muss nicht kiloweise Papier mehr herumschleppen, Dateien werden sicher in einer Cloud abgelegt und stehen auf diversen Geräten zu Verfügung und das eine Stichwort, was man sucht, findet man durch eine gekonnte Suche im Dokument in Windeseile.

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Zwei Prinzipien des digitalen Lernens

Bevor wir in die Materie selber einsteigen, gibt es in meinen Augen zwei Prinzipien, die man beachten sollte, wenn man vom Papierdschungel zur Tastatur wechseln möchte.

Weniger ist meistens mehr!

Viele Menschen, die sich mit digitaler Produktivität auseinandersetzen, sind zunächst überwältigt: komplexe Anwendungen, Dashboards, der Wahn nach ästhetischen Zusammenfassungen und zehnstündige Tutorials und vieles mehr erwecken den Eindruck, dass die analoge Welt deutlich effektiver ist als die digitale. Hier gilt es: Abstand nehmen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Meistens reicht es schon, analoge Prozesse digital abzubilden, um in den Genuss diverser Vorteile zu kommen. Weniger ist, wie so häufig, mehr!

Papier als gesunde Abwechslung

Ca. 90% meiner Lerntätigkeit findet digital statt. Umso mehr genieße ich es, hin und wieder einen Aufsatz in einer Zeitschrift zu lesen oder meine Gedanken auf einem Blatt Papier aufzuschreiben. Bei digital und analog handelt es sich nicht um ein „entweder oder“. Wenn ihr also auf digitales Lernen umsteigen wollt, Lehrbücher aber weiterhin gerne in Papierform lest, ist das überhaupt nicht schlimm!

Digitales Lernen in der Anwendung

Im Folgenden werden wir nun schrittweise verschiedene Aspekte und Anwendungen des digitalen Lernens anhand eines klassischen Lernflusses beleuchten. Dabei werden wir nicht nur die „essentialia“ eines jeden digitales Set-Ups aufzeigen, sondern auch konkrete Anwendungsbeispiele aus unserer Erfahrung aufzeigen. Der Beitrag wird sich anhand folgender sechs Ratschläge orientieren, die man in meinen Augen auch so chronologisch durchgehen sollte:

  1. Benutzt einen Cloudspeicher
  2. Habt eine digitale Inbox
  3. Organisiert euch mit Tabellen/Notion
  4. Benutzt Apps zur Visualisierung
  5. Führt ein digitales Fallbuch
  6. Benutzt nicht zu wenige und nicht zu viele Apps

Der Cloudspeicher als Rückgrat

Als ich meiner Familie und meinen Freunden mitteilte, dass ich Jura studieren möchte, wurde mir zunächst entgegen geworfen: Mensch, da wirst du eine große Menge an Büchern und Papier mit dir rumtragen müssen!

Hinsichtlich der Gesetzestexte, die ich im Rahmen meiner Examensvorbereitung von A nach B tragen muss, hat sich diese Aussage leider bewahrheitet. Hierbei handelt es sich aber um ein anderes Thema. Was jedoch allgemein Skripte, Lehrbücher, Fälle und sonstige Materialien angeht, bin ich weitestgehend von Papier und Rückenschmerzen befreit. Das hat einen simplen Grund: Soweit möglich, speichere ich alle Dokumente als PDF ab bzw. scanne sie ein und speichere sie digital in der Cloud. Dies hat folgende Vorteile: 1) Ich kann auf allen meinen Geräten über die Cloud jederzeit auf die Dokumente zugreifen und 2) durch Backups kann ich meine Dateien langfristig gut sichern. Während meiner Hausarbeitsphasen habe ich alle Dokumente, die ich benötigt habe, direkt digital abgespeichert. So konnte ich immer überall auf diese zugreifen und musste nicht fürchten, bei der finalen Literaturkontrolle Inhalte nicht wieder zu finden.

Deshalb ist mein erster (und wahrscheinlich auch zentralster Ratschlag): Legt euch einen Cloudspeicher zu! Hier gibt es diverse Angebote von den großen Unternehmen wie Apple, Google oder Microsoft. Gerade Google bietet mit Drive auch großzügige 15 GB kostenlosen Speicher an, was für die meisten als Ablage für Dokumente fürs Erste reichen sollte. Ich wünschte, ich hätte seit dem ersten Semester (mit der Cloud habe ich selbst erst im dritten Semester gestartet) diszipliniert alle meine Dokumente aufbewahrt, um jetzt im Rahmen der Examensvorbereitung auf diese zugreifen zu können. Daher mein Ratschlag an euch: Legt eure Dokumente digital ab! Hierdurch habt ihr auch den weiteren großen Vorteil: Die Dokumente werden in der Cloud suchbar. Sofern ihr also ein spezielles Dokument (bspw. einen Schuldrecht AT Fall mit Schwerpunkt im Leistungsstörungsrecht) sucht, könnt ihr diesen einfach suchen und finden. Viele Cloudanwendungen machen auch den Inhalt eines Dokumentes maschinenlesbar, wodurch ihr auch Inhalte innerhalb von Dokumenten suchen könnt.

Die digitale Inbox

Ich vermute, die meisten habe diese Situation schon erlebt: Man schreibt an einem Skript, löst einen Fall oder ist in der Privatrecht AG und plötzlich taucht eine wichtige Aufgabe auf oder man hat eine geniale Idee. Hier bietet es sich an, eine digitale Ablage/Inbox zu führen, in der man schnell diese Eingebungen ablegen kann. Es gilt: Je schneller und einfacher, desto besser! Vor allem Anwendungen wie Todoist oder Things 3 bieten die Möglichkeit, über Keyboard Shortcuts schnell und effizient Aufgaben abzulegen. Selbstverständlich kann man hier auch auf Stickynotes oder ein Notizbuch zurückgreifen. Digitale Anwendungen haben jedoch den Vorteil, dass die Aufgaben dann über mehrere Geräte abrufbar sind und man nicht Gefahr läuft, wie bei einer Stickynote, diese zu verlieren.

Hier seht ihr das Eingabefenster, was ich über ein Tastaturkurzbefehl schnell systemweit in der App Things 3 öffnen kann.

Der Beitrag wird an dieser Stelle beendet und nächste Woche weitergeführt.

Jede*r kann Coden lernen

Jennifer und Lena von disrUPt law e.V. berichten über ihre Erfahrungen mit dem Coding Kurs von SheCodes

(Werbung wegen Markennennung, Jennifer und Lena haben den Kurs jedoch aus eigenem Interesse gestartet und selbst bezahlt)

Im Moment sind lediglich 25 % der Arbeitsplätze im Bereich Programmierung mit Frauen besetzt. Nach dem Start-up SheCodes ist das deutlich zu wenig. Sie haben sich deswegen zum Ziel gesetzt mehr Frauen zum Schritt in die Programmierbranche zu ermutigen, indem sie das für den technologisierten Arbeitsmarkt erforderliche Wissen auf einfachstem Weg vermitteln. Konkret bietet SheCodes Online Coding Workshops an, die unkompliziert und flexibel von zuhause absolviert werden können. Die Inhalte werden durch eine Mischung von aufgezeichneten Lektionen, Hausaufgaben und Live-Unterstützung bereitgestellt.

Warum ausgerechnet SheCodes? Auf SheCodes aufmerksam geworden, sind wir durch personalisierte Werbung auf Youtube. Zuvor hatten wir beiden noch nicht von SheCodes gehört. Von ihrer Mission direkt angetan, meldeten wir uns zum nächstmöglichen Starttermin an. Dafür ist zu wissen, dass SheCodes vier Kurse mit jeweils unterschiedlicher Zeitdauer anbietet. Die Kosten sind entsprechend gestaffelt. Wir entschieden uns, für den Basis Kurs mit einer Länge von drei Wochen. Der Basis Kurs erschien uns perfekt, denn er richtet sich an absolute Anfänger, so wie wir es waren. Es werden Grundlagen in HTML, CSS und Javascript vermittelt, sowie der Umgang Visual Studio Code, einem bekannten Coding Editor.

So funktioniert das Programm Alle für den Workshop erforderlichen Materialien finden sich auf der Online-Plattform von SheCodes. Die Lektionen im Videoformat können je nach Lust und Zeit bearbeitet werden. Zu beachten sind nur die Deadlines zum Ende der Woche. Denn jede Woche schließt mit einer Hausaufgabe ab, die die gesammelten Erkenntnisse zusammenführt. Die Hausaufgaben müssen bis zum Ablauf der Deadline auf der SheCodes Online-Plattform hochgeladen werden. Sie werden dann vom SheCodes Team auf ihre Richtigkeit überprüft. Erhält man eine positive Rückmeldung werden die Lektionen für die nächste Woche freigeschalten. Unabhängig davon, ist jede einzelne Videolektion mit einer kleinen Challenge verbunden, die es zu meistern gilt. Mit einer bereitgestellten Lösung kann sofort überprüft werden, ob man den Inhalt der Lektion verstanden hat. Gleichzeitig grenzt sich SheCodes hier zu anderen Workshops ab, die Wissen nur auditiv vermitteln.

Hier sieht man, wie eine Hausaufgabe, editiert in VSCode, von SheCodes aussehen kann.

Während des gesamten Kurses hatten wir beide nie das Gefühl der Überforderung. In den Videos wird darauf geachtet, immer nur auf bereits Gelerntes aufzubauen. Sollte dennoch eine Frage aufkommen, war die Kommunikation mit dem Team von SheCodes über Slack problemlos möglich. Auch wir Kursteilnehmerinnen untereinander konnten uns im Rahmen von Slack austauschen und bei Problemen unterstützen. Die Community setzt sich aus Frauen von überall auf der Welt zusammen.

So sieht die Lernoberfläche von SheCodes aus.

Das Abschlussprojekt Zum Ende der dritten Woche galt es für uns ein Abschlussprojekt einzureichen, womit der Kurs auch enden sollte. Aufgabe war es eine Seite zu programmieren, die alles Gelernte in sich vereint. Und tatsächlich, konnten wir beide eine eigens programmierte Landing page vorweisen. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel man in drei Wochen lernen kann! Die Abschlussprojekte werden mit der gesamten Community geteilt, sodass man sehen kann, was andere Kursteilnehmerinnen entwickelt haben. Es gibt auch die Möglichkeit Feedback zu geben. Nach einem erfolgreichen Abschlussprojekt bekommt man ein Zertifikat von SheCodes, welches man direkt mit seinem LinkedIn Profil verbinden kann. Wichtig zu erwähnen ist, dass man auch nach Abschluss des Kurses weiterhin auf alle Unterlagen zugreifen kann.

Fazit Für uns, hat sich der Kurs in allem Fall gelohnt. Wir haben hierdurch eine gute Grundlage geschaffen, um weiter in das Thema einzusteigen. Trotzdem haben wir uns beide dafür entschieden, unsere Kenntnisse eigens zu vertiefen und, zumindest im Moment, keinen Aufbaukurs von SheCodes zu besuchen. Einerseits, sind die Aufbaukurse nicht günstig und damit eher für Personen geeignet, die das Programmieren als Teil ihrer beruflichen Zukunft sehen. Andererseits war selbst der Basis Kurs durchaus zeitintensiv. Hierfür ist zu wissen, dass wir ihn in einem Zeitraum ohne universitäre Klausuren absolviert haben. Die angegebenen 7 Stunden pro Woche sind aus unserer Perspektive nicht ganz realistisch. Gerade, wenn man keine Vorkenntnisse hat, wird manche Videolektionen mehrmals bzw. langsamer schauen müssen, um das neu Gelernte zu verarbeiten und zu verinnerlichen.

Insgesamt hat der Coding Kurs spannende Einblicke in ein, für uns, ganz neues Themenfeld gewährt. Vor allem eins hat er deutlich gezeigt: Jede*r kann coden lernen! Daher würden wir den Basis Kurs jedem empfehlen, der einen Einstieg in das Coden sucht.

Fazit

Hier könnt ihr euch die Abschlussprojekte angucken:

Jenny: https://www.shecodes.io/workshops/shecodes-basics-6d9ccdc4-eeda-4d48-ba36-3d0d14341104/projects/629551

Lena: https://www.shecodes.io/workshops/shecodes-basics-061bca36-b02c-4653-83d9-0b2c01b169df/projects/625360