Lief das letzte Semester nicht besonders gut bei dir? Hast du versucht, dich für einen spannenden Nebenjob oder ein Praktikum zu bewerben und wurdest abgelehnt? Hast du das Gefühl, nicht mehr hinterher zu kommen und abgehängt zu sein? Kein Problem, dann ist dieser Artikel genau das richtige für dich.
Dieses Jahr fing nicht besonders einfach bei mir an. Ich war krank, fiel durch die erste Klausur, schrieb die zweite gar nicht mehr mit und stand kurz davor, meinen Schein für das Semester nicht zu erhalten. Kurz danach bewarb ich mich für einen Nebenjob, der mich sehr interessierte und mir wurde nach dem Vorstellungsgespräch abgesagt. Das war keine tolle Zeit, aber wisst ihr, wie es geendet ist?
Ich habe die dritte Klausur ziemlich gut bestanden und das erste Mal das Gefühl gehabt, das Fach richtig verstanden zu haben. Ein paar Wochen später bewarb ich mich auf eine neue Stelle und wurde ohne Umschweife angenommen: eine Stelle mit mehr Eigenverantwortung und Flexibilität. Übrigens hat sich der erste Arbeitgeber dann noch einmal bei mir gemeldet und wollte, dass ich mich doch für eine weitere Stelle bei ihm bewerbe, aber zu diesem Zeitpunkt war ich bereits sehr glücklich mit meinem neuen Nebenjob.
Was ich euch damit sagen will? Bestimmt nicht, wie gut alles bei mir lief (weil es das teilweise überhaupt nicht tat). Ich will euch damit sagen, dass es in diesem Studium absolut normal ist, hinzufallen und wieder aufzustehen. Wie sagt man so schön:
„Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Meine Freundinnen machen zurzeit genau dieselben Erfahrungen: immer wenn sie irgendwo abgelehnt wurden, haben sie kurz darauf ein besseres Angebot erhalten und waren viel glücklicher. Immer, wenn eine Klausurenphase schlecht lief, war die nächste umso besser.
Die Lehre, die ich daraus gezogen habe, ist, dass ich einfach nicht mehr aufgebe und immer weitergehe, auch wenn es noch so schwierig zu sein scheint. Manchmal kommen zum regulären Unistress auch noch persönliche Probleme hinzu – das sind dann Zeiten, in denen ich versuche, die Uni erst recht nicht aus den Augen zu verlieren. Es nützt nichts, in Selbstmitleid zu versinken und alles restliche schleifen zu lassen.
(Wenn es natürlich wirklich ernst ist, kann man sich immer ein Urlaubssemester nehmen. Wir plädieren immer für Jura-Life-Balance und manchmal muss Life komplett priorisiert werden.)
Falls du das Gefühl hast, aus einem Tief überhaupt nicht mehr rauszukommen, gibt es außerdem an fast jeder Uni die Möglichkeit, kostenlose und unverbindliche psychologische Beratung zu erhalten. Ein solches Angebot anzunehmen ist überhaupt kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil: Es beweist, dass du deine mentale Gesundheit und deine Zukunft ernst nimmst und bereit bist, etwas dafür zu tun.
Ich habe den ganzen September in der Kanzlei eines Strafverteidigers verbracht. Heute erzähle ich euch davon, was ich im Rahmen meines Praktikums dort gesehen und gelernt habe.
Die ersten Tage
Das erste, was ich an Tag eins meines Praktikums erlebt habe, war ein Mandantengespräch. Es war kein gewöhnliches, da es um den Vorwurf der Vergewaltigung ging. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, war das nicht der einfachste Start, aber dennoch fand ich es nicht verkehrt, einmal so ins kalte Wasser geworfen zu werden. Nach diesem Gespräch war ich nämlich hellwach und realisierte, dass wirklich sehr lehrreiche und interessante Wochen auf mich warten.
Ich freute mich zuallererst sehr darüber, dass ich ein eigenes Büro mit einem großen Schreibtisch und zwei Computer-Bildschirmen überlassen bekam. Dadurch hatte ich die Freiheit, ungestört zu arbeiten und nicht zwischen Tür und Angel zu sitzen. Ich hatte auch mein eigenes Telefon, um mit den MandantInnen in Kontakt zu treten.
Mein Büro
Die Rechtsanwaltsfachangestellte der Kanzlei half mir in diesen ersten Tagen ungemein, in den Arbeitsalltag zu finden und die nötigen Grundkenntnisse im Büro zu erlangen – selbst wenn es nur um den Umgang mit dem Drucker zum Scannen und Faxen ging. Sie war sehr geduldig und gelassen und erklärte mir Aufgaben gerne doppelt, falls ich beim ersten Mal nicht alles verstanden hatte. Langsam, aber sicher bekam ich meine ersten Aufgaben übertragen, von denen ich gleich ausführlicher berichte.
Wie mein Alltag aussah
Insgesamt waren wir mehrmals die Woche und manchmal sogar mehrmals am Tag bei unterschiedlichen Gerichtsterminen in ganz Mecklenburg-Vorpommern und einmal in Niedersachsen. Mein Lieblingsgericht ist übrigens das Amtsgericht Güstrow gewesen, weil es von innen wunderschön ist und tolle, farbenfrohe Gerichtssäle vorzuweisen hat.
Was noch beinahe jeden Tag auf meiner To-Do-Liste stand, war die ganz normale Büroarbeit. In einer Kanzlei umfasst das: Ermittlungsakten von Staatsanwaltschaft und Polizei scannen, Post stempeln, sortieren und bearbeiten, Schreiben an MandantInnen vorbereiten, mit Gerichten telefonieren, Kostenrechnungen erstellen und vieles mehr. Das erste Mal, als ich mit einer Richterin telefoniert habe, war sehr aufregend, weil ich mit ihr einen Verhandlungstermin vereinbaren durfte. Diese objektiven Kleinigkeiten wirken am Anfang des Praktikums trotzdem sehr spannend, weil man doch viel Verantwortung übertragen bekommt. Wenn du die Akte nicht richtig einscannst, können dem Anwalt am Ende wichtige Informationen für die Verteidigungsstrategie fehlen. Wenn du den Termin falsch vereinbarst und es eine Terminkollision gibt, lässt du MandantIn und alle Anwesenden im Gericht hängen.
Wie ich mit Mandanten und Mandantinnen umgegangen bin
Die meisten StraftäterInnen, die ich kennenlernte, waren halbwegs sympathisch und durchweg freundlich. Einige waren ruhig und schüchtern, andere laut und chaotisch, aber im Grunde war hier auch ein Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft zu sehen. Das Bild vom „bösen Kriminellen“, welches in vielen Köpfen so verfestigt ist, habe ich schnell verworfen, weil ich den jeweiligen Hintergrund und die Geschichte zu jeder Tat erfuhr. Einige MandantInnen von uns waren in der Kindheit auf die schiefe Bahn geraten und hatten nie die Chance, etwas aus ihrem Leben zu machen. Manchmal ging mir deren Situation so nahe, dass ich ein Problem damit hatte, die nötige professionelle Distanz aufzubauen und mich von den Gefühlen der Personen abzugrenzen. Wenn die Mandantin vor euch sitzt und aus Verzweiflung weint, müsst ihr auch mit solchen Situationen zurechtkommen und Menschlichkeit beweisen, indem ihr sie beruhigt und ihr Perspektiven für die Zukunft aufzeigt. Als StrafverteidigerIn muss man also nicht nur durchsetzungsfähig und gut in Jura, sondern auch empathisch sein und Sicherheit vermitteln können.
Einige MandantInnen waren z.B. Russisch-Muttersprachler und so hatte es sich angeboten, dass ich mit ihnen auf Russisch gesprochen habe, um eine Ebene zu ihnen aufzubauen. Ich habe unterschätzt, was es für einen Unterschied ausmacht, wenn ein Mensch sich richtig gehört und verstanden fühlt. Wenn ihr also einmal die Möglichkeit habt, euch auf der Muttersprache der MandantInnen zu unterhalten, werdet ihr merken, wie sehr das beiderseits die Laune hebt und auch die professionelle Beziehung zueinander stärkt.
Meine Highlights
Besonders gut an dem Praktikum fand ich, dass ich wirklich überall eingebunden wurde und der Anwalt sogar meinen größten „Wunsch“ erfüllt hat, und zwar den Besuch in der JVA. Den Artikel dazu findet ihr hier. Wir waren ständig unterwegs und haben unterschiedliche Städte gesehen, was mir unheimlich viel Spaß bereitet hat. Jede Woche gab es neue Locations, neue Erledigungen und Herausforderungen.
Es war auch sehr sinnvoll, dass ich manchmal Rückschläge im Verteidigungsalltag miterlebte und lange Tage mitmachte, die über reguläre acht Stunden hinausgingen. Nur so konnte ich mir ein realistisches Bild vom Beruf machen. Jetzt weiß ich genau, dass Strafverteidigung definitiv in die engere Berufsauswahl gelangt, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Es ist so ein mobiler und abwechslungsreicher Job, welcher einem (wie ich finde) viel zurückgibt. Man hat jeden Tag die Chance, jemandem zu helfen oder für Gerechtigkeit zu sorgen. Wenn wir auf dem Weg zu entscheidenden Terminen waren, hatte ich immer das Gefühl, etwas sehr Sinnvolles und Erfüllendes mitzuerleben. Dann war es auch kein Problem, auch mal um 5 Uhr morgens aufzustehen, da man weiß, dass man das für eine sehr wichtige Sache tut und wirklich gebraucht wird.
Fazit
Abschließend kann ich ein Praktikum in diesem Bereich wirklich allen empfehlen – auch (und vielleicht erst recht dann,) wenn man sich im Studium eher nicht mit Strafrecht anfreunden kann. Man lernt jeden Tag mindestens eine neue Sache aus der StPO und sieht diese dann angewandt im Gerichtssaal. Ich habe auch einen anderen Blick und Motivationskick in Bezug auf das Studium erhalten, aber davon werde ich euch noch bald in einem separaten Artikel erzählen…
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Heute, an einem Freitagmorgen, klingelt mein Wecker um 05:45 Uhr. Eigentlich stehe ich nie so früh auf, aber heute lag ich schon seit 04:00 Uhr wach im Bett.
Heute geht es zum ersten Mal in eine JVA für mich.
Der Strafverteidiger, bei dem ich mein Praktikum mache, hatte mich im Vorfeld extra im Gefängnis anmelden müssen. „Einfach so mitzukommen“ ist bei den strengen Sicherheitsvorkehrungen kaum möglich.
Um 07:00 Uhr morgens treffen wir uns vor der Kanzlei und fahren los: etwa zwei Stunden dauert die Fahrt in die Justizvollzugsanstalt. Pünktlich um 09:00 Uhr sind wir da und laufen zum Eingang – der Strafverteidiger tiefenentspannt und ich sichtlich nervös. Von außen ist die JVA fast unscheinbar. Wäre ich hier lediglich vorbeigefahren, hätte ich die hohen weißen Mauern vielleicht noch für einen Fabrikkomplex gehalten. Erst als wir auf dem Innenhof sind, sehe ich auch stellenweise Stacheldrahtzaun, der über den Mauern gespannt ist.
Angekommen im Empfangsraum geben wir erst einmal unsere Ausweise ab. Wir erhalten ein Besucherkärtchen und einen Schlüssel für unseren Spind. Ein Justizvollzugsbeamter führt uns in den nächsten Raum, in dem wir die Gelegenheit haben, unsere Taschen in den Spind zu legen. Alle unsere Wertsachen, Schmuck und den Inhalt unserer Taschen füllen wir in einen blauen Korb. Danach werden wir einzeln in einen Raum geführt, in dem ein Ganzkörper-Metalldetektor steht. Ich muss meine Schuhe ausziehen, auf die gelb markierten Flächen im Detektor treten und meine Arme heben. Meine Schuhe werden durchsucht und der Inhalt meiner Taschen wird begutachtet.
Wir werden in den nächsten Gebäudekomplex geführt und mein erster Eindruck des Besuchergebäudes ist, dass es mich an ein Kinderkrankenhaus erinnert. Es riecht gut hier, irgendwie sauber; die Wände sind orange gestrichen und mit farbenfrohen Bildern bedeckt. So habe ich es mir hier nicht vorgestellt. Der Beamte öffnet jede Tür und verschließt jede Tür einzeln und wir werden in einen engen Korridor geführt. Vor dem Besprechungsraum schaue ich durch die Tür hinein und denke: „Jetzt geht es also los“. Wegen der Infektionsgefahr erhalten wir keinen offenen Besprechungsraum, sondern einen, in dem der Mandant uns hinter einer Glasscheibe gegenübersitzen wird.
Der Besprechungsraum beinhaltet auf unserer Seite einen kleinen Raum mit einem Tisch und drei Stühlen. Auf der anderen Seite der Glasscheibe ist der Raum des Mandanten. Zur Verständigung gibt es eine Gegensprechanlage, die von allein funktioniert, also ohne einen Knopf beim Sprechen drücken zu müssen.
„Unser“ Mandant ist noch nicht da, deshalb setzen wir uns und warten. Währenddessen schaut sich der Strafverteidiger noch einmal die Akte an und geht Zeugenaussagen durch. Der Vorwurf an unseren Mandanten wiegt relativ schwer. Aufgrund der hohen Straferwartung (über drei Jahre) und der daher vermuteten Fluchtgefahr nach § 112 II Nr. 2 StPO sitzt er nun in U-Haft. Ich höre den Mandanten, noch bevor ich ihn tatsächlich sehe. Das Geräusch von Fußfesseln, die über den Boden schleifen, höre ich zum ersten Mal, aber kann es dennoch direkt zuordnen. Er tritt hinein und setzt sich. Er ist groß, breit gebaut, tätowiert und trägt einen dunkelblauen Gefängnisanzug. Sein Aussehen wirkt respekteinflößend auf mich. In den folgenden anderthalb Stunden geht der Strafverteidiger mit ihm die Akte durch, liest ihm die Zeugenaussagen vor, zeigt ihm die Bildbände der Polizei und bespricht den bevorstehenden Gerichtstermin. Der Mandant sieht abgeschlagen und erschöpft aus. Ich merke ihm an, dass er jetzt gerne woanders wäre. Er ist sehr freundlich, aufgeschlossen und respektvoll. Ich merke, dass ich will, dass ihm geholfen wird und sage zum Abschluss ein paar aufmunternde Worte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er jetzt ein wenig Menschlichkeit gebrauchen könnte – jemanden, der ihn nicht behandelt wie einen gefesselten Kriminellen, sondern wie einen ganz normalen Menschen, der sich in einer misslichen Lage befindet. Ob er das, was ihm vorgeworfen wird, tatsächlich getan hat, weiß ich nicht und vielleicht wird sich das beim Gerichtstermin auch nicht zweifelsfrei bestätigen oder dementieren lassen.
Während ich im Besprechungsraum sitze, sehe ich andere Häftlinge mit Handschellen vor dem Raum entlanggehen, vermutlich auch zu Terminen mit ihren AnwältInnen. Einige sind noch sehr jung und schauen mich im Vorbeigehen durch das Sichtfenster in der Tür an. Wir verabschieden und von dem Mandanten und werden auf exakt demselben Weg wieder hinausgeleitet. Dadurch, dass es so viele Gebäudekomplexe gibt, kommt man als Besucher gar nicht dazu, den Zellentrakt oder den Hof der Häftlinge zu sehen. Dass man nicht in Ruhe herumspazieren und sich umschauen darf, ist ja klar.
Am Eingang erhalte ich meinen Personalausweis zurück und gehe durch das Tor an die frische Luft. Ich muss erstmal tief durchatmen und fühle mich befreit. Auf der Rückfahrt denke ich unentwegt an unseren Mandanten: wie er jetzt zurückgeführt wurde und was wohl beim Gerichtstermin passieren würde. Es sind eine Menge Zeugen und Zeuginnen geladen, daher wird es wohl eine lange Verhandlung. An das Opfer denke ich eher weniger – vielleicht, weil ich doch unserem Mandanten glaube und nicht davon ausgehe, dass die ihm vorgeworfene Tat auch wirklich in der Form stattgefunden hat. Ich merke, wie schwer es mir fällt, eine professionelle Distanz zu halten, weil ich noch so sehr unter dem bedrückten Eindruck stehe, den der Mandant auf mich gemacht hat.
Im Verlauf der Fahrt stelle ich fest, dass mich dieser Tag heute wohl noch länger beschäftigen wird. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die bevorstehende Verhandlung und hoffe, dass dort viele der offenen Fragen, die geblieben sind, noch beantwortet werden können.
Ich bin derzeit in meiner dritten Woche im Anwaltspraktikum – und habe einiges dazu gelernt. Hier sind fünf meiner größeren und kleineren Erkenntnisse.
1.So viele Überraschungen
Eigentlich logisch, dass der Tag eines Stafverteidigers nicht in so geregelten Bahnen abläuft wie der von Studierenden. Dennoch war ich von der Alltagsspontanität überrascht.
Während Gerichtstermine wie in den Stein gemeisselt sind, verändern sich andere Aufgaben ständig: Hier kommt die Mail einer Mandantin an, die unbedingt Hilfe braucht, dort klingelt das Telefon mit einem neuen Mandat und irgendwo ist auch noch eine Hausdurchsuchung, die begleitet werden soll. Es ist quasi vorhersehbar, dass etwas unvorhergesehenes passiert – und darauf reagiert werden muss.
2.So viel zu lesen
Ein Großteil der anwaltlichen Tätigkeit spielt sich auf dem Papier ab. Eigentlich logisch: Verträge, Mahnungen, Klagen, Protokolle, Urkunden, Akten – all das sind Schriftdokumente, die gelesen oder geschrieben werden müssen und deswegen viel Arbeitszeit in Anspruch nehmen.
Auch das war mir eigentlich schon lange bewusst: Das “echte Jura” besteht nicht nur aus BGB, Strafgesetzbuch, Prozessordnungen und Grundgesetz. Im Berufsalltag spielen – je nach Spezialisierung – ganz andere Vorschriften eine große Rolle, von denen man (bzw. ich) im Studium noch nie gehört hat.
4. So viele Orte
Je nach Berufsfeld kann sich der Arbeitsalltag eines Anwaltes an vielen verschiedenen Orten abspielen. Da wären neben der Arbeit in der Kanzlei beispielsweise Außentermine, Gerichtstermine, Besuche der MandantInnen in der JVA zu nennen.
5. So viel neues
Selbst erfahrene JuristInnen müssen sich in Fälle neu einarbeiten und lernen dabei teilweise einiges dazu. Besonders spannend finde ich, wie JuristInnen unterschiedlicher Spezialisierungen zusammen arbeiten, wenn sie merken, dass ein Kollege/eine Kollegin in einem Rechtsgebiet versierter ist als er/ sie.
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Bei meinem allerersten Praktikum war ich überfordert. Ohne weitere Erklärung wurde mir eine Akte auf den Tisch gelegt. “Bitte lesen und eine Anklage vorbereiten” waren die Worte des Anwalts.
Im Nachhinein habe ich verstanden, dass die Aufgabe nicht ganz angemessen war (ich war im dritten Semester). Inzwischen bin ich einige Semester weiter und habe mehr über die Arbeit mit Akten gelernt.
Was ist eine Akte?
Eine Akte ist die Sammlung aller für den juristischen Tatbestand wichtiger Dokumente. Traditionell ist das ein Papphefter voller Dokumente, vermehrt sind die Daten aber auch online, in einer sogenannten E-Akte gespeichert.
In einer Akte können also Mails, Briefe, eventuelle Anzeigen oder Klagen, der Schriftverkehr des Mandanten/ der Mandantin mit der anderen Partei, Fotos, usw. sein.
Akten werden chronologisch geführt. Dabei liegen die neuesten Dokumente in der Regel ganz vorne, die ältesten ganz hinten in der Akte. Fange also beim Lesen der Akte hinten an.
Alle Schreiben sind im Regelfall mit einem Datum versehen. Oft befindet sich auch ein Stempel mit dem Datum des Eingangs auf dem jeweiligen Papier. Daran kannst du dich orientieren.
Je nach Kanzlei und Umfang des Falles sind Akten außerdem in verschiedene Abschnitte unterteilt. Hier hilft es, sich nach kanzleiinternen Sortierungen zu erkundigen.
Wie erfasst man den Sachverhalt einer Akte?
Um dir den Sachverhalt zu erschließen, ist es bei kleineren Akten sinnvoll, diese im ganzen einmal durchzulesen. Auf den ersten Blick ist es in der Regel nicht einfach, den Fall komplett zu verstehen. Eventuell musst du ihn aus den einzelnen Schreiben herleiten.
Bei sehr umfangreichen Akten ist es sinnvoll, nach detaillierten Schreiben, wie Anklageschriften, zu suchen, die den Sachverhalt wiedergeben.
Bei komplizierten Sachverhalten bist du außerdem gut beraten, dir Notizen, Zeichnungen oder z.B. einen Zeitstrahl anzufertigen.
Sehr viel mehr gehört zum Lesen der Akten nicht dazu. Je mehr Erfahrung du im Aktenlesen hast, desto schneller werden sich dir die Sachverhalte erschließen.
Wenn du ganz neu im Umgang mit Akten bist, scheue dich nicht, deinen Arbeitgeber oder deine Arbeitgeberin um Tipps oder eine kurze Erklärung des Falles zu fragen.
Tag eins meines Praktikums. Ich bin nervös und mir ist flau im Magen. Ich hab das schließlich noch nie gemacht. Ich gebe mir einen Ruck und betrete die Kanzlei. Ein Sprung ins kalte Wasser.
Ging es dir auch schon so?
Kennst du Gedanken wie: Da brauche ich mich gar nicht bewerben, die nehmen mich eh nicht. Oder: Ich kann doch noch gar nichts?
Es ist schon ein starker Kontrast zwischen Hörsaal-Alltag und dem juristischen Berufsleben. Im Studium lernen wir den ganzen Tag Jura-Theorie. Deshalb ist es kein Wunder, dass uns die Praxis zu Beginn einschüchtert.
Viele Studierende neigen aufgrund dieser fehlenden Praxiserfahrung dazu, ihr Praktikum so schnell wie möglich irgendwo abzuarbeiten (oder den Nachweis von einem bekannten Juristen ausfüllen zu lassen, ohne je dessen Kanzlei betreten zu haben). Jeder regelt das eben auf seine Weise.
Aber vielleicht verpasst der ein oder andere dadurch eine Chance.
Denn: Natürlich wissen die erfahrenen ArbeitgeberInnen (die ja selbst Jura studiert haben), dass Studierende keine fertig ausgebildete Fachkräfte sind. Sie tolerieren Nachfragen also nicht nur – sie erwarten sie. Sie kalkulieren kleine Fehler ein, die AnfängerInnen machen. Und sie wissen auch, dass du natürlich nicht alle Rechtsgebiete fehlerfrei beherrschst.
Daneben (so habe ich das jedenfalls schon häufig mitbekommen) neigen viele Studierende dazu, bei Praktika tief zu stapeln.
Sie wollen eigentlich in eine große Kanzlei, in Medienhäuser, oder zu hohen Gerichten – aber schicken ihre Bewerbungen nie ab, aus Angst, eine Absage zu bekommen oder sich im Falle einer Zusage ganz schrecklich zu blamieren.
Mir selbst ging es genauso. Deswegen habe ich mein erstes Praktikum bei einem sehr netten Anwalt in freundlichem Umfeld gemacht und dort gemerkt: So schlimm ist es ja gar nicht. Anschließend war ich schon etwas selbstbewusster und habe mich in einer relativ großen Kanzlei beworben.
Das ist eine gute Möglichkeit, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Klar – irgendwann muss jeder ins kalte Wasser springen. Aber wer sagt, dass es gleich der Atlantik sein muss?
Gerade wenn du am Anfang deines Studiums stehst, trau dich und bewirb dich. Ein Praktikum kann wirklich viel Spaß machen und ungemein bereichernd sein.
Wenn dir der Beitrag gefallen hat, oder du Fragen zum Thema Praktikum hast, schau gerne in der eigens dafür erstellten Rubrik vorbei oder schreib uns auf Instagram @goldwaage.jura .
Jeder Jurastudierende in Deutschland muss Praktika absolvieren, um zum ersten Staatsexamen zugelassen zu werden. Das wirft besonders zu Beginn des Studiums eine Menge Fragen auf. In diesem Beitrag möchten wir deswegen die häufigsten davon beantworten.
1.Wielange geht ein Jurapraktikum? Die genaue Dauer deiner Praktika kannst du der JAPO (Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Juristen) deines Bundeslandes entnehmen. In den meisten Bundesländern sind drei Monate Pflicht. Du kannst dir dabei aussuchen, ob du ein langes Praktikum bei nur einer Stelle absolvierst, oder die Zeit z.B. in drei Mal einen Monat bei verschiedenen Arbeitgebern aufteilst.
2. Wo darf man ein juristisches Praktikum machen? Grundsätzlich musst du das Praktikum bei einem Volljuristen/ einer Volljuristin machen. Es steht dir aber frei, ob du an einem Gericht, bei der Staatsanwaltschaft, in einer kleinen oder großen Kanzlei antrittst. Wichtig ist eigentlich nur, dass dich das Themenfeld interessiert.
3. Bekommt man für ein Jurapraktikum Geld? Das kommt ganz darauf an. Im Regelfall sind studentische Praktika unbezahlt. Natürlich kannst du deinen Arbeitgeber/ deine Arbeitgeberin nach einer Vergütung oder z.B. der Erstattung deiner Fahrtkosten fragen.
4. Was lernt man bei einem Jurapraktikum? Auch das hängt stark davon ab, wo du während deines Praktikums arbeitest. Oftmals dürfen PraktikantInnen ihre ArbeitgeberInnen im Alltag begleiten und selbst kleinere Aufgaben übernehmen. Bei einem Praktikum in einer Kanzlei könntest du beispielsweise zu Gerichtsterminen mitgehen, Akten sichten, Klageschriften vorformulieren, bei MandantInnengesprächen mit dabei sein uvm.
5. Was ist der beste Zeitpunkt für ein Jurapraktikum? In vielen Bundesländern ist es verpflichtend, Praktika während der vorlesungsfreien Zeit zu durchlaufen. (Das stößt übrigens oft auf Kritik, schließlich werden so die Ferien von Jurastudierenden nicht nur von Hausarbeiten sondern eben auch Praktika eingenommen und es bleibt wenig Freizeit.) Außerdem musst du, wenn du zum Examen antrittst, vorweisen können, dass du drei Monate Praktika hinter dich gebracht hast. Abgesehen davon, gibt es aber keinen perfekten Zeitpunkt. Es kann bereits nach wenigen Semestern sehr bereichernd sein, in den juristischen Arbeitsalltag hineinzuschnuppern. Es ist jedoch nicht verwerflich, erst zum Ende des Studiums seine Praktika zu absolvieren.
6. Was für Voraussetzungen brauche ich bei einem Jurapraktikum? Die Anforderungen an BewerberInnen unterscheiden sich selbstverständlich von ArbeitgeberIn zu ArbeitgeberIn. Gute Noten und zusätzliche Qualifikationen werden sicherlich gerne gesehen, sind allerdings kein Muss. Letztendlich ist die Voraussetzung nur, dass du Jura studierst.
7. Wann muss ich mich für ein Jurapraktikum bewerben? Für Bewerbungen gelten sehr verschiedene Maßstäbe. Bei kleineren Kanzleien kann es ausreichen, sich wenige Wochen oder Monate vor dem geplanten Zeitraum zu bewerben. Bei anderen, sehr beliebten ArbeitgeberInnen kann es erforderlich sein, sich ein Jahr vorher zu bewerben. Mein Tipp: Lieber zu früh, als zu spät eine Bewerbung versenden.
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