Zur Seminararbeit wird jeder Jurastudierende erneut ins kalte Wasser geworfen. Nachdem man mühevoll seinen Gutachtenstil perfektioniert hat, wartet plötzlich eine neue Herausforderung: ein wissenschaftlicher Aufsatz. Aber keine Sorge, mit einem guten Konzept ist auch das kein Problem. In diesem Artikel habe ich grob zusammengefasst, wie ich damals Woche für Woche vorgegangen bin.
1.Im Voraus Ein paar Dinge kann man bereits im Voraus erledigen, um ein wenig Zeit zu sparen, bevor es so richtig los geht. Dazu gehört: sich schon einmal in mögliche Themen einzulesen, sich über die Zitation und Fußnoten zu informieren und sich ein System für Recherchen zu überlegen. Vielleicht begibst du dich auch schon auf die Suche nach alten Seminararbeiten oder Literatur. Mir hat es zudem geholfen, mir einen groben Schreibplan zu erstellen, in den ich auch Puffer-Tage eingeplant habe. So wusste ich immer, wie gut oder schlecht ich in der Zeit war.

2.Woche Eins und Zwei: Deep Dive Dann ist es soweit: Du bekommst dein Thema zugeteilt. Ab jetzt heißt es: lesen, lesen, lesen. Ich habe die ersten zwei Wochen genutzt, um einen Deep Dive in mein Thema zu machen. Das heißt, ich habe alle möglichen Datenbanken, Zeitschriften und Bücher nach relevanten Stellen abgesucht und versucht, das Thema so richtig zu verstehen. Falls dein Thema es z.B. aufgrund internationaler Bezüge ergibt, kann ich dir auch empfehlen, über die üblichen Datenbanken hinaus insbesondere Google Scholar, Westlaw und JStor (und Krimdok für Kriminologie) zu nutzen. Diese funktionieren ganz ähnlich wie Beck.online, eröffnen aber ein weitaus breiteres Spektrum an wissenschaftlicher Literatur.
Meine Erkenntnisse habe ich in einer Tabelle festgehalten, sodass ich später die wichtigen Textstellen auf jeden Fall wieder finden konnte.
Besonders wichtig: solltest du über die Fernleihe deiner Bibliothek Bücher bestellen wollen, mach dies ganz zu Anfang! Nicht selten dauert es ein bis zwei Wochen, bis diese geliefert werden.
Außerdem habe ich mir schon sehr früh eine potenzielle Gliederung überlegt, anhand derer ich auch meine Recherche orientiert habe. Diese war zwar nicht in den Stein gemeisselt, aber ein guter Anfang.
3.Ab Woche Zwei bis Drei: Schreiben Irgendwann musst du den Sprung ins kalte Wasser wagen und einfach anfangen zu schreiben. Die große Menge an Wissen, die du dir schon in den ersten Wochen angelesen hast, muss schließlich irgendwann auch zu Papier gebracht werden. Oft bemerkst du auch erst während des Schreibprozesses, dass deine Quellenlage zu dünn ist oder noch weitere Fragen auftauchen, die eine erneute Recherche erforderlich machen.
Meiner Erfahrung nach lohnt sich ein möglichst frühes Anfangen mit dem Schreiben auch deshalb, weil es ein wenig dauert, in den Schreibfluss zu kommen. Mein betreuender Professor meinte im Nachgespräch zu mir, dass meine Seminararbeit im Verlauf immer besser geworden sei und man gemerkt hätte, dass ich mich Stück für Stück warmgeschrieben hätte.
Vernachlässige außerdem nicht die Formalia und Fußnoten. Nichts – und da spreche ich auch aus Erfahrung- ist nerviger als im Nachhinein noch stundenlang Fußnoten zu formatieren.
Wichtig für hohe Punktzahlen ist, sehr genau und ausdifferenziert zu schreiben und auch einen Teil eigener Gedanken, z.B. in Form von Schlussfolgerungen darzustellen.
4.Woche Vier und Fünf: Weiter Schreiben Inzwischen solltest du dich git in dein Thema eingefunden und schon einige Seiten zu Papier gebracht haben. Behalte aber im Hinterkopf, dass Fortschritt nicht immer linear ist. Es gibt Tage, an denen dir das Schreiben von der Hand gehen wird und welche, in denen du kaum ein paar Zeilen schreibst. Auch kann es sein, dass du ganze Absätze löscht, kürzt oder neu formulierst. Alles das gehört jedoch zum Prozess dazu – lass dich davon nicht demotivieren, sondern sieh es als eine Verbesserung deiner Arbeit an. Achte darauf, einen Überblick über deine Recherche zu behalten und alle Quellen in einem Dokument zu speichern.
5.Woche Sechs: Feinschliff In die letzte Woche habe ich mir bewusst einige Puffer eingebaut, um Lücken aufzufüllen – was sich rückblickend auch sehr bewährt hat. Ich würde die Woche größtenteils zur Überarbeitung nutzen, das heißt: kürzen oder Passagen verlängern, formatieren, letzte Formulierungen verbessern und dann von mindestens einer Person – besser zwei- gegenlesen lassen.
Dann ist es geschafft und du kannst extrem stolz auf dich sein. Erhole dich auf jeden Fall ein paar Tage von den Strapazen. Bevor du jedoch alle Unterlagen in die letzte Ecke deines Zimmers verbannst und alle Bücher wieder bei der Bibliothek abgibst, mache dir von den wichtigsten Seiten Kopien oder Scans. Schließlich wartet noch die Verteidigung deiner Seminararbeit auf dich! Dafür wirst du einige Quellen sicherlich erneut lesen wollen.