Wie du in 5 Schritten zu einem schrecklichen Studium gelangst

Du hast den ständigen Optimismus, der ja bekanntlich im Jurastudium vorherrscht, so richtig satt? Du hast genug vom andauernden Hang zur Selbstoptimierung? Dann habe ich heute etwas für dich – 5 Tipps, wie das Studium mit Sicherheit enorm belastend und stressig wird.

Einzelkampf

Das Studium ist, wie das Leben, ein Spiel – und Spiele hat man zu gewinnen. Wer möchte schon auf dem zweiten Platz stehen. Mache nicht den Fehler zu denken, dass das Studium ein Teamsport sei und man von Zusammenarbeit profitieren könnte. Streiche das Wort “KommilitonIn” aus deinem Wortschatz und ersetze es durch “KontrahentIn”. Mache dir bewusst: alles, was anderen zu Gute kommt, geht dir zulasten. Daher ist es auch essentiell, dass du dich nicht für Erfolge anderer freust.

Nutze taktische Züge wie das Verstecken von Büchern, bewusste Verunsicherungsmanöver gegenüber deiner Kontrahenten oder bewusste Desinformationskampagnen, um dir einen Vorteil zu verschaffen. Am Ende zählt nur der Sieg.

Photo by Steve on Pexels.com Werde zum einsamen Jurawolf – eine Erfolgsgarantie

Go with the flow

Planung ist etwas für Anfänger. Aber du bist ein Macher. Bei der aktuellen Verfassung der Weltpolitik ist Planung ohnehin nur eine Illusion, daher vermeide diesen Mehraufwand und lass dich stattdessen vom Leben in die richtige Richtung weisen. Die besten Situationen ergeben sich ohnehin spontan. Dann und wann eröffnen sich ungeahnte Türen, hinter denen sich gute Noten, spannende Praktikumsplätze und kostenlose Auslandssemester verbergen – du musst nur den richtigen Moment abwarten.

Ratschläge tunlichst befolgen

Das Gefährliche am Studium ist, dass du – obwohl du dir als Einzelkämpfer schon viele Vorteile verschafft hast – gelegentlich weniger Erfahrung hast als die anderen. Das kannst du zum Glück kompensieren, indem du alle Tipps und Ratschläge aus deinem Umfeld gnadenlos befolgst.

Wichtig ist hierfür, dass du allen Hinweisen die gleiche Bedeutung beimisst. So mancher Studierende im ersten Semester hat mehr Lebenserfahrung als eine Juraprofessorin. Aber auch deine Eltern, Verwandte dritten Grades, Studierende aus höheren Semestern oder anderen Fachrichtungen wissen mehr als du. Deswegen tu, was sie sagen. Falls du das Gefühl hast, noch immer nicht genug Tipps bekommen zu haben, mache dir die sozialen Medien zunutze, ein wahrer Quell der ungebetenen Ratschläge. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich Tipps mal widersprechen, probiere sie zu kombinieren und nutze dir Kraft der Verunsicherung, sie treibt dich zu Höchstleistungen an.

Analysiere und vergleiche (dich)

Vergleichen ist ein kraftvolles Werkzeug, nein besser, eine Geheimwaffe. Nur durch das ständige Abgleichen mit den Erfolgen, den Noten, den Lebensumständen deiner KontrahentInnen merkst du, wo du tatsächlich stehst (und das ist im Regelfall an einem für dich schlechten Punkt). Das tolle am Vergleich ist, dass du ihn auf wirklich jeden Lebensbereich ausdehnen kannst. Beziehe deswegen auch Faktoren wie sportliche, finanzielle und familiäre Erfolge in die Erhebung deiner Vergleichsstatistik mit ein.

Nutze jede Gelegenheit um zu überprüfen, ob du besser oder schlechter abgeschnitten hast als deine KontrahentInnen. Falls du etwas gut gemacht hast, ruhe dich unter keinen Umständen auf deinem Erfolg aus, sondern führe dir vor Augen, in welchen Bereichen du noch Defizite hast.

Der Tellerrand als natürliche Grenze

Die Welt braucht Spezialisten und keine Generalisten. Suche dir deswegen zu Beginn des Studiums deine Fachrichtung und deinen Karriereweg und beschreite ihn kompromisslos. Falls du währenddessen ein aufkeimendes Interesse an anderen Fächern oder Berufsoptionen verspürst – unterdrücke es, es wird von alleine verschwinden.

Mache dir immer wieder deutlich, dass man als fertiger Jurist genau drei Berufsoptionen hat: Anwalt/ Anwältin, RichterIn oder Staatsanwalt/ Staatsanwältin.

Lasse dich deswegen von anderen nichtjuristischen Interessen nicht ablenken. Die einzigen Vorlesungen die du besuchst – juristische. Die einzigen Bücher die du liest – juristische. Die einzigen Freunde, die du behalten solltest – Jurastudierende. Ich denke, das Prinzip wird klar.

Welche weiteren Tipps hast du, für ein schreckliches Studium? Schreib mir gerne, aber bedenke: ein guter Einzelkämpfer / eine gute Einzelkämpferin behält Hinweise, die einen Vorteil verschaffen, für sich.

27 Podcasts, die dein Jurastudium leichter machen

Das Studium ist schwer genug – zum Glück gibt es eine Menge spannender, fachlich anspruchsvoller aber auch unterhaltsamer Podcasts, die dir das Studium und die Examensvorbereitung erleichtern können.

Rechtsnachrichten

Photo by cottonbro studio on Pexels.com

Fachliche Podcasts

Kommentar

Karriere & Studium

Politik & Allgemeinwissen

Ich hoffe, dir hat der Beitrag gefallen und vielleicht den ein oder anderen Podcast gezeigt, den du noch nicht kanntest. Falls du weitere Empfehlungen hast, um die wir unsere Liste erweitern sollen – schreib uns gerne hier oder via Instagram @goldwaage.jura.

Keine Ahnung in der Klausur? 5 Tipps, um nicht ein leeres Blatt abzugeben

Kennst du das: Du hast in letzter Zeit ein bisschen zu sehr auf Lücke gelernt, oder dich so sehr gestresst, dass du in der Prüfung nichts mehr weißt? Dann trau dich, trotzdem in der Klausur sitzen zu bleiben. Mit diesen 5 Schritten, kannst du selbst aus der fiesesten Klausur noch etwas herausholen:

Photo by Louis Bauer on Pexels.com

1.Überblick verschaffen

Lies zunächst ein bis zwei Mal den Sachverhalt und mache dir ein paar Anmerkungen an den Rand. Was kommt dir bekannt vor? Wo könnten Problemschwerpunkte liegen? Ist es eine sogenannte Rennfahrerklausur, mit ganz vielen kleinen Problemen? Oder eine, bei der wenige Probleme sehr vertieft abgefragt werden?

2.Anknüpfungspunkte finden

Nachdem du dir einen groben Überblick verschafft hast, solltest du nach geeigneten Tatbeständen und Anspruchsgrundlagen suchen. Falls dir überhaupt keine sinnvolle Norm einfällt, wirf einen Blick ins Sach- oder ins Inhaltsverzeichnis – dort findet man erstaunlich leicht passende Normen.

Sobald du eine Norm gefunden hast, hangle dich an dieser entlang. Wenn dir kein Prüfschema dazu einfällt, leite eines aus den Bestandteilen des Paragraphen ab.

3.Probleme finden

Im nächsten Schritt gehst du auf Problemsuche. Im Durchschnitt haben Klausuren 2-3 Problempunkte (gelegentlich auch mehr oder weniger). Überlege, wo diese Probleme liegen könnten und ob dir dazu ein passender Streit einfällt.

Du kennst den Streit nicht? Kein Problem! Überlege, was juristisch Schwierigkeiten bereiten könnte und wo du ein Störgefühl hast (”Die Lösung wäre ungerecht, weil sie eine Partei extrem benachteiligt”, “Die Norm erfasst den Sachverhalt nicht, der aber ganz ähnlich gelagert ist”,…). Danach bildest du deinen eigenen Meinungsstreit, indem du darstellst, wo das Problem liegt und welche möglichen Lösungsansätze es gäbe.

4.Auslegungsmethoden anwenden

Die meisten Meinungsstreite, die man im Laufe des Studiums lernt, sind im Endeffekt nichts anderes, als die Anwendung der vier Auslegungsmethoden. Das kannst du für dich nutzen, indem du, wenn du einen Streit nicht kennst, ganz schematisch vorgehst:

  1. Was sagt der Wortlaut der Norm? (Hier hast du nicht viel Interpretationsspielraum, was im Gesetz steht ist nun einmal die Grenze. Selbst wenn dich der Wortlaut jedoch nicht weiterbringt, kannst du das in einer Klausur kurz darstellen.)
  2. Was verrät die Gesetzessystematik über die Norm? (Das ist schon etwas kniffliger. Du probierst hier, mithilfe der Stellung der Norm im Gesetz und mithilfe des Aufbau des Paragraphen, Schlüsse daraus zu ziehen, wie die Norm gemeint ist.)
  3. Was meinte der Gesetzgeber? (Bei der teleologischen Auslegungsmethode – meinem absoluten Favoriten – probierst du zu ergründen, was der Gesetzgeber sich wohl beim Verfassen der Norm gedacht hat. Dabei fragst du dich: Was ist eigentlich Sinn und Zweck dieses Paragraphen?)
  4. Was sagt die Geschichte? (Dieser Punkt ist zum Glück in der Regel nachrangig, weil von Studierenden nicht erwartet wird, jegliche Hintergründe zur Entstehung der Normen zu kennen. Falls du allerdings in einem konkreten Fall die Historie einer Norm kennst, kannst du sie in deine Auslegung einarbeiten).

5.Allgemeine Prinzipien verwenden

Neben den Auslegungsregeln, kennt jedes Rechtsgebiet allgemeine Prinzipien (die nicht unbedingt Wort für Wort im Gesetz stehen), mit denen man sich in Klausuren helfen kann. Hier ein paar Beispiele:

  1. Im Privatrecht herrscht grundsätzlich Privatautonomie, außerdem wird der Verbraucherschutz groß geschrieben. Wenn du nicht weißt, in welcher Reihenfolge du Paragraphen prüfen sollst, denke an die Eselsbrücke “Viel Quatsch schreibt der Bearbeiter” (vertragliche, quasivertragliche, sachenrechtliche (=dingliche), deliktische und bereicherungsrechtliche Ansprüche).
  2. Im Strafrecht herrscht Analogieverbot, Doppelbestrafung ist verboten, im Zweifel ist zugunsten des Angeklagten zu entscheiden, etc. Eine gute Argumentation in einem Meinungsstreit ist häufig die Frage nach der Entstehung von Strafbarkeitslücken.
  3. Im öffentlichen Recht müssen häufig mehrere Interessen abgewogen werden. In der Regel ein öffentliches gegen ein privates. Wichtige Grundsätze sind zum Beispiel der Vorbehalt des Gesetzes, der Vertrauensschutz des Bürgers und natürlich die Verhältnismäßigkeit. Auch Verfassungsnormen können häufig elegant in Argumentationen eingebaut werden.

Zu guter Letzt: Es ist immer besser, eine halbfertige Klausur abzugeben, als gar nichts. Im ersten Fall besteht immerhin die Möglichkeit, noch vier Punkte abzustauben. Wer nicht abgibt fällt immer durch. Falls du also am Morgen eines Klausurtages zögerst, ob du nicht zu schlecht vorbereitet bist: Geh unbedingt hin! Du hast nichts zu verlieren.

Wenn dir der Post gefallen hat, teile ihn gerne mit KomilitonInnen und folge uns hier und auf Instagram @goldwaage.jura.

4 Dinge, die du tun kannst, um Stress im Studium zu reduzieren (Examensvorbereitungsedition)

Aus gegebenem Anlass habe ich die letzten Wochen und Monate viel darünber philosophiert und ausprobiert, wie ich Stress im Alltag reduzieren kann. Ich bin sicher nicht 24/7 Yoga-Lehrer-entspannt, aber ich habe einige Stellschrauben gefunden, mit denen man Stress und Druck reduzieren kann. Diese will ich im heutigen Post mit dir teilen.

1. Zeit-Tracking vermeiden

Viele Jahre lang war die beliebte App “Forest” mein treuer Begleiter. Die App sperrt dein Handy, während du lernst und pflanzt in der Zeit einen virtuellen Baum. Sehr süß, das gebe ich zu. Allerdings trackt die App auch die Stunden, in denen du lernst; bzw. in denen dein Handy gesperrt ist. Für Leute wie mich, die sich unverhältnismäßig viel an solchen kleinen Ziffern aufhängen, ist das Segen und Fluch zugleich. Anfangs war es für mich einfach nur eine Motivation, eine bestimmte Zeit zu erreichen. Vor einigen Monaten wurde diese “Nettolernzeit”, wie sie in Studygrammerkreisen gerne genannt wird, jedoch ein enormer Stressfaktor für mich.

Es war möglich, dass ich einen sehr produktiven Lerntag hinter mir hatte, an dem ich einiges wiederholt und verstanden hatte – aber gestresst war, weil auf der Uhr nur eine bestimmte Lernzeit stand. Ein klassischer Fall von Quantität vor Qualität.

Irgendwann hatte ich die Nase davon voll, meine Lernerfolge in solch wenig aussagekräftigen Zahlen zu messen – und habe die App deinstalliert. Seitdem bin ich viel entspannter.

Ich setze mir stattdessen Tagesziele, mit Inhalten, die ich an einem Tag verstehen will. Oder nutze Study-with-me-Videos auf Youtube, um mich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Das funktioniert auch sehr gut und stellt Lernqualität vor -quantität.

Photo by Tamu00e1s Mu00e9szu00e1ros on Pexels.com

2. Bewusst Gesprächsthemen meiden

“Lass mal grade nicht drüber reden”, ist ein Satz, den ich eigentlich selten benutze. In den letzten Monaten, hört man ihn mich jedoch öfter sagen. Denn die sechs kleinen Wörtchen lassen sich sehr universell einsetzen (Lass mal grade nicht über [potenzielle Examensergebnisse/ Staatshaftungsrecht/ Nettolernzeiten/ Referendariatsplätze…] reden).

Ich unterhalte mich eigentlich gerne über das Studium (ich weiß, total überraschend für jemanden mit einem Blog darüber) aber bestimmte Themen lösen in mir momentan bestenfalls Stress, schlimmstenfalls Frust aus. Viele Dinge, über die in meinem Umfeld ständig geredet wird, kann ich derzeit einfach noch nicht abschätzen. Woher soll ich wissen, wo ich mein Referendariat mache, wenn ich noch nicht mal weiß, ob ich mein Examen bestehe? Viele dieser Entscheidungen sind von unglaublich vielen Faktoren abhängig; andere schon zigfach besprochen. Zu vielen Themen mache ich mir gerade ausgiebig selbst Gedanken – mache davon möchte ich bequatschen, über andere muss ich mir erst selbst Klarheit verschaffen.

Daher möchte ich an der Stelle wärmstens Empfehlen, die sechs Zauberwörter auch mal auszusprechen, wenn du ein Gesprächsthema rund ums Studium gerade nicht mehr hören kannst.

3. Ausgleich, Ausgleich, Ausgleich

One more time for the people in the back… Ausgleich ist alles. Dein Hirn, dein Körper und dein Umfeld werden es dir danken, wenn du regelmäßig Pausen und Abwechslung in deinen Alltag einbaust. Das kann alles sein: Lesen, Sport, Freunde, Familie, Ausflüge, Kino, Museum – die Möglichkeiten sind endlos. Ich bin regelmäßig überrascht, wie viel Motivation ich nach einem entspannten Wochenende habe und wie viel man in kurzer Zeit erleben kann.

4. Nicht alle Tipps befolgen (auch nicht meine)

Wenn ich jeden Ratschlag befolgen würde, den mir mein Umfeld in Bezug auf die Examensvorbereitung gegeben hat, bräuchte meine Woche 10 statt 7 Tagen. Karteikarten lernen, Rep vor- und nachbereiten, ganze Klausuren lösen, Teile von Klausuren lösen, Klausuren skizzieren, sich mit der Lerngruppe treffen, Mindmaps malen, Zeitungsartikel lesen, eigene Skripte schreiben, auf jeden Fall mit Lehrbüchern lernen, auf keinen Fall mehr mit Lehrbüchern lernen, Podcasts hören, Schemata vorm Schlafengehen wiederholen…

Das einzige, was gegen diese Flut an nett gemeinten – und teilweise auch wirklich hilfreichen – Ratschlägen hilft, ist: eine eigene Routine finden. Mir hat es sehr geholfen, in den ersten Monaten zu evaluieren, was gut für mich funktioniert und dann dabei zu bleiben. Klar modifiziere ich hin- und wieder ein paar Dinge, aber die Säulen meiner Lernroutine sind die selben. Wenn ich dann den vierzigsten Lerntipp bekomme, weiß ich, dass ich diesen nicht noch in meinen Lernalltag einbauen muss. Ich bin mir sicher, dass beim Lernen viele Wege nach Rom führen und jeder Studierende für sich rausfinden darf, was ihm oder ihr gefällt.

Hat dir der Post gefallen? Dann schreib mir gerne einen Kommentar und folge dem Blog auf Instagram @goldwaage.jura.

6 Dinge, die ich in 6 Monaten Examensvorbereitung gelernt habe

Hilfe, die Examensvorbereitungszeit verfliegt wirklich genau so schnell wie alle sagen. Ich habe im Frühjahr mit dem Rep angefangen und finde es ist Zeit, für ein kleines Zwischenfazit. Obwohl ich noch weit davon entfernt bin, mich gut vorbereitet zu fühlen, gibt es ein paar Dinge, die ich in den letzten Monaten gelernt habe.

1.Man gewöhnt sich schneller an Dinge, als man denkt

Ich hätte in den ersten Semestern nicht für möglich gehalten, wie viel und wie konzentriert ich teilweise lerne. Einige Dinge, wie frühes Aufstehen und längere Lernintervalle, sind innerhalb kurzer Zeit alltäglich geworden. Ich hätte wirklich vermutet, dass diese Prozesse länger dauern.

Ein Professor hat mir mal de Tipp gegeben, in der Examensvorbereitung regelmäßig zu evaluieren: was funktioniert gut, was nicht, was müsste man ändern. Das habe ich beherzigt und in den ersten Wochen sehr viel ausprobiert (Lernen mit Lehrbüchern oder Skripten, morgens oder abends, in kurzen oder langen Intervallen, in der Bibliothek oder zu Hause, mit oder ohne Karteikarten,…). Inzwischen habe ich eine Routine, die ich für relativ effektiv halte und mit der ich mich sehr wohl fühle.

Photo by cottonbro studio on Pexels.com

2.Konstant Lernmethode verbessern, ohne vom Weg abzukommen

Dieses Austarieren und das regelmäßige Verändern meiner Lernroutine hat mir wirklich geholfen, effektiver zu lernen und auch den Spaß nicht zu verlieren. Allerdings läuft man auch Gefahr, den Fokus zu verlieren und ständig noch weitere Lerntipps zu implementieren. Hier ist manchmal weniger mehr.

3.Die Kunst sich nicht nervös machen zu lassen

Das ist möglicherweise eine der größten Herausforderungen des Reps. Ja, Austausch mit anderen ExamenskandidatInnen ist super wichtig – kann aber gelegentlich auch sehr nervös machen. Was dagegen wirklich hilft, ist sich zu vergegenwärtigen, dass jede/r seine eigene Lernmethode hat. Das war bereits im Grundstudium so und setzt sich natürlich auch in der Examensvorbereitung fort.

4.Examensvorbereitung macht bescheiden

Selten kriegt man so häufig vor Augen geführt, was man alles noch nicht kann, wie in der Examensvorbereitung. Selbst in Fächern, in denen man sich im Studium sicher gefühlt hat, bemerkt man immer wieder Wissenslücken. Und das Schlimmste (oder vielleicht auch Beruhigende): Man wird nie alles zu 100% können. Wenn man sich allerdings mit diesem Gedanken ein wenig anfreunden kann, nimmt einem das eine Menge Druck.

5.Der Kampf gegen das Vergessen

Es kann manchmal so frustrierend sein, festzustellen, wie schnell man Gelerntes wieder vergisst. Dazu gehören nicht nur Dinge, die man vor einigen Semestern mal sicher beherrscht hat (”Dazu habe ich doch mal eine Hausarbeit geschrieben?!”) und Definitionen (”Irgendwas war da doch mit Ob und Wie und Stufen?!”), sondern auch Stoff aus dem Repetitorium, den man häufig nur im Kurzzeitgedächtnis behält. Das Einzige, was dagegen wirklich hilft, ist konstantes Wiederholen,

6.Es fängt an Spaß zu machen, wenn man Dinge versteht

Nach dem anfänglichen Schrecken über die Stoffmenge und das vergessene Wissen, gibt es bei mir inzwischen auch immer mal wieder kleinere Erfolgserlebnisse. Ab dem Moment, wo man wieder vermehrt Probleme erkennt und sich besser in Übungsfällen orientieren kann, macht es auch wirklich mehr Spaß. Dafür muss man allerdings etwas Geduld haben.

Hat dir dieser Post gefallen? Dann schreib mir gerne einen Kommentar oder folge dem Account auf Instagram @goldwaage.jura, um nichts mehr zu verpassen.

Alles was du über Reisen im Jurastudium wissen musst

Hast du Angst, dass deine Reiseleidenschaft im Jurastudium zu kurz kommt? Mir ging es zu Beginn des Studiums genau so – dabei ist es ein absoluter Irrglaube, dass man im Jurastudium keine Zeit für Urlaub und Reisen hat.

In diesem Post erkläre ich dir, wie ich meine (durchaus großen) Reisen im Studium geplant und finanziert habe.

Ist im Jurastudium Zeit für Reisen? Hat man im Jurastudium überhaupt Zeit, zu reisen oder Urlaub zu machen? Die Antwort darauf ist ein ganz klares JA.*

Ich kann dir das auch ganz einfach vorrechnen. Die Semesterferien – entschuldige, ich meine natürlich die vorlesungsfreie Zeit – geht im Sommer durchschnittlich drei Monate. Wer einen Monat Hausarbeit schreibt, dann einen Monat ein Praktikum absolviert, hat danach theoretisch also noch einen ganzen Monat zum Reisen.

Die Variablen sind hier natürlich austauschbar – und einen Monat lang zu reisen ist auch ganz schön viel, aber ich denke, du verstehst, worauf ich hinaus will.

Photo by nappy on Pexels.com

Planung ist das halbe Studium

Wie immer im Studium ist gute Vorbereitung hier alles. Es lohnt sich, schon früh im Studium festzulegen, welche Semesterferien eher arbeitsintensiv für dich werden und in welchen du Urlaub oder gar längere Reisen planst. Während sich Kurztrips sehr spontan unterbringen lassen, zahlt es sich aus, bei mehrwöchigen Reisen schon ein halbes Jahr mit der Planung anzufangen – nicht, dass dir kurz vor deiner Abreise einfällt, dass du ja eigentlich eine wichtige Prüfung zu absolvieren hast.

Wie finanziert man Reisen im Studium? Reisen ist bekanntlich teuer – und Studierende verfügen bekanntlich selten über viel Geld. Aber auch hier gibt es natürlich einige Stellschrauben.

  • Plane deine Reisen früh und spare über einen langen Zeitraum monatlich kleine Summen.
  • Wenn du während des Semesterzeit keine Kapazitäten für einen Nebenjob hast, arbeite einige Wochen am Stück in den Semesterferien (aber pass auf, dass du nicht zu viel verdienst und Ärger mit der Krankenkasse/ dem Steuerfreibetrag bekommst)
  • Komme bei Freunden, Familie oder Bekannten unter, um dir zumindest zwischenzeitlich Geld für eine Unterkunft zu sparen.
  • Falls du es dir zutraust, probiere kostenlose Reisemöglichkeiten wie couchsurfing oder workaway. Das ist auch eine tolle Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen.

Wovon ich abraten würde: Workation. Bei mir stellen sich die Nackenhaare auf, wenn ich das Wort höre. Die Idee, die einzig freie Zeit im Jahr noch mit Arbeit zu füllen ist doch ein Zeichen dafür, wie lange wir schon in einem Produktivitätshamsterrad laufen. Ich schweife ab. Also: wenn du nicht gerade ein unglaublich erfolgreiches Startup gegründet hast, was ohne deine Arbeit in zwei Wochen den Bach herunter geht, oder du in der Examensvorbereitung bist und täglich ein paar Karteikarten wiederholst – dann bitte lass Urlaub Urlaub sein. Nutze die Zeit zum Chillen und Auftanken. Es fördert sogar nachweislich das Konzentrationsvermögen, längere Zeit mal nichts zu tun.

Falls dir der Post geholfen hat, teile ihn gerne mit denen KommilitonInnen und folge uns hier und auf Instagram @goldwaage.jura .

Weitere Posts, die dich interessieren könnten:

Mit Model United Nations in New York – meine Abenteuerlichste Studienerfahrung

Jurastudium genießen – geht das überhaupt?

Game Changer für deine Motivation: So dokumentierst du deine Fortschritte 

Heute will ich eine Tipp mit dir teilen, der mein Studium um einiges leichter gemacht hat – insbesondere dann, wenn mir Motivation und Überblick fehlten.

Kennst du das Gefühl, dass du tagelang an etwas gearbeitet hast und dich dann fragst: Was habe ich in letzter Zeit überhaupt gemacht? Gerade während Hausarbeiten, während der Seminararbeit oder jetzt in der Examensvorbereitung hatte/ habe ich oft das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Auch nach vielen Tagen Arbeit sind die Ergebnisse häufig überschaubar – was wirklich entmutigend sein kann.

Photo by Valeria Ushakova on Pexels.com

Dagegen kannst du allerdings ganz leicht etwas unternehmen. Dieser kleine Kniff hilft, Motivation aufrecht zu erhalten und effektiver zu arbeiten: Tracke deinen Fortschritt.

Eigentlich ist es ganz einfach. Du suchst dir ein Medium deiner Wahl (ganz egal ob online oder digital, ausführliche Tabelle oder einfaches Spreadsheet) und trägst dort täglich ein, was du geschafft hast. Dabei kommt es nicht darauf an, besonders viel an einem Tag zu erledigen – im Gegenteil. Die Aufzählung kann dir dabei helfen zu sehen, wie viel du über einen längeren Zeitraum erledigt hast, ohne täglich ans eigene Limit zu kommen. Denn, wie meine Oma immer sagt: Kleinvieh macht auch Mist. Und auch viele kleine Lern-/ Schreib-/ oder Rechercheeinheiten sind in der Summe eine Menge getaner Arbeit.

Was du brauchst:

  • ganz individuell:
    • Din-A-4 Blatt/ Tabelle/ Kalender/ Übersicht, wo du am Ende des Tages notiert, was du gelesen/ gelernt/ erledigt hast und die du an einer festen Stelle aufbewahrst
    • wovon ich in diesem Fall abraten würde, sind Tracking Apps wie Forest, weil diese nur die zeitliche Komponente festhalten, nicht aber zeigen, wie viel tatsächliche Arbeit du erledigt hast
    • Du solltest das Dokument als “Schon-geschafft-Liste” und nicht als “To-Do-Liste” führen, es ist also wichtig, dass du deine Erfolge und nicht deine noch anstehenden Aufgaben dort unterbringst.

Die Vorteile:

  • Du visualisierst deine Fortschritte und hast nicht das Gefühl, umsonst zu arbeiten
  • Du behältst den Überblick, was du zuletzt bearbeitet hast und weist, wo du wieder anknüpfen kannst
  • Häufig bekommst du auch wieder mehr Lust, weiterzuarbeiten, weil du siehst, was du alles schon geschafft hast
  • es entsteht ein sogenannter “positive feedback loop”, bei dem du siehst, wie viel du schon dir erarbeitet hast und dann wieder mehr Lust bekommst, noch mehr zu machen

Falls du eine Vorlage suchst, hier habe ich eine Kopie meines Trackers angelegt, die du dir kostenlos für die (ebenfalls kostenlose) App Notion herunterladen kannst. Darin kannst du Datum und Anmerkungen eintragen, sowie durch Tags kennzeichnen, für welches Fach du gearbeitet hast. Natürlich kannst du die Vorlage nach Belieben anpassen.

Falls dir der Beitrag geholfen hat, teile ihn gerne mit deinen Kommilitoninnen und folge uns auf Instagram @goldwaage.jura.

Jura-Examen: Wie findest du ein passendes Repetitorium?

Im April diesen Jahres habe ich mein Repetitorium begonnen. Seit dem werde ich immer wieder gefragt, wie ich es finde und anhand welcher Faktoren ich mich für ein Rep entschieden habe. In diesem Post teile ich meine Erfahrungen und Gedanken zu dem Thema. Zum Schluss des Beitrags findest du einen Fragenkatalog mit Dingen, die du bei der Wahl eines Reps berücksichtigen solltest.

Aber eins nach dem anderen:

Was ist ein juristisches Repetitorium?

Viele Jurastudierende besuchen, ein bis zwei Jahre bevor sie das Examen antreten, ein Repetitorium. Das ist ein Kurs, in dem der wichtigste Stoff aus allen Pflichtfächern noch einmal wiederholt wird. Er wird in der Regel von Diplom- oder VolljuristInnen geleitet. An vielen Unis gibt es ein eigenes Rep, darüber hinaus gibt es externe Anbieter, die für (nicht wenig) Geld Kurse anbieten. Zu den bekanntesten kommerziellen Repetitorien in Deutschland gehören Alpmann Schmidt, Hemmer und die Kiss-Akademie. Darüber hinaus gibt es eine Volljuristen, die private, kleinere Repetitorien leiten. Inzwischen gibt es auch einige Online-Repetitorien, die versprechen, eine Examensvorbereitung im eigenen Tempo von zu Hause aus zu ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel Jura.online, Lecturio, Juracademy und die Akademie Kraatz.

Photo by Vlada Karpovich on Pexels.com

Was kostet ein juristisches Repetitorium?

Juristische Repetitorien, mit Ausnahme des Uni-Reps, sind teuer. Hier kann man gut und gerne zwischen 100,00 und 200,00 Euro monatlich auf den Tisch legen. Online ist es gelegentlich etwas weniger. Hinzu kommen Extras, die man dazu buchen kann wie Klausuren- und Intensivkurse und Einzelunterricht. Ich glaube preislich sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Ich selbst habe mich für einen Basiskurs, indem die Unterlagen und Stunden beinhaltet waren, entschieden und werde in den kommenden Monaten noch einen Klausurenkurs hinzubuchen. So bin ich im Schnitt derzeit bei knapp über 130,00 Euro. Bei einer Laufzeit von einem Jahr kommt so eine ordentliche Summe zusammen. Ich kenne viele Jurastudierende, die bereits im Studium Geld beiseite gelegt haben, um sich das Rep zu finanzieren.

Für welches Rep habe ich mich entschieden?

Ich persönlich habe mich für einen der großen, kommerziellen Anbieter entschieden. Mir war wichtig, dass ich dort mehrmals die Woche hingehen kann (denn eins weiß ich seit Corona: beim Online Lernen bin ich sehr schnell abgelenkt, zudem mag ich den Austausch mit KommilitonInnen vor Ort). Ich habe mich außerdem sicherer gefühlt, zu einem Anbieter zu gehen, der über langjährige Expertise verfügt und gute Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellt. Zu guter Letzt wäre ich gerne ins Uni-Rep gegangen, allerdings pausiert dieses im Rahmen der Semesterferien immer für einige Monate am Stück. Ich wollte jedoch eine stetige Routine in meiner Examensvorbereitung. Somit blieben am Ende in Greifswald nur noch eine Hand voll Anbieter und zwischen denen habe ich mich dann nach Bauchgefühl entschieden.

Bevor ich dir meine Liste an Dingen vorstelle, anhand du ausmachen kannst, welches Rep etwas für dich ist, ist es mir ein Anliegen folgendes zu betonen: Eine gute Examensvorbereitung erkennt man nicht an den Kosten. Ich kenne einige PrädikatsjuristInnen, die sich in alleiniger Vorbereitung – ganz ohne Rep – super Noten erarbeitet haben. Ich kenne auch einige VolljuristInnen, die ohne jegliche Vorbereitung ins Examen gegangen sind und bestanden haben. Das ist, wie so vieles im Studium, eine ganz individuelle Entscheidung, die nur der/die ExamenskandidatIn selbst treffen sollte.

Fragen Vorab:

  • Möchtest du überhaupt ein kommerzielles Rep besuchen?
  • Gibt es an deiner Uni ein gutes Repetitorium? (Wenn ja, kommst du mit den Profs, die es leiten und deren Didaktik gut zurecht?)

Wenn du zwischen mehreren Anbietern schwankst:

  • Wie sind die Preise?
  • Wie gut sind die Unterlagen?
  • An wie vielen Tagen die Woche finden die Kurse statt?
  • Kann man auch online an den Kursen teilnehmen?
  • Wie groß sind die Gruppen?
  • Wie qualifiziert sind die Dozierenden?
  • Gibt es einen Klausurenkurs?
  • Wie anspruchsvoll sind die Stunden und die bearbeiteten Fälle?
  • Wird dein Landesrecht unterrichtet?! (Meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Faktor! Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Kommunalrecht, Baurecht, Polizeirecht rankommt und regionale Bezüge aufweist)

Individuelle Faktoren:

  • Sind Freunde oder Kommilitonen in dem Kurs, sodass man sich gegenseitig motivieren kann?
  • Gibt es Erfahrungsberichte von Leuten, die dort bereits ein Rep abgeschlossen haben?
  • Kannst du dir vorstellen, dort ein Jahr lang regelmäßig hinzugehen?
  • Wenn du bei einem Probehören warst: Was sagt dein Bauchgefühl? Ist das eine Atmosphäre in der du dich wohl fühlst und dich konzentrieren kannst?

Vielleicht helfen dir ein paar dieser Fragen, ein passendes Rep zu finden. Ich wünsche dir viel Erfolg, ganz gleich ob du dich allein, mit dem Uni-Rep oder einem kommerziellen Anbieter auf die Prüfungen vorbereitest.

Wenn dir der Beitrag geholfen hat, teile ihn gerne mit dienen KommilitonInnen und schreib mir deine Gedanken dazu hier oder auf Instagram @goldwaage.jura.

Interview Mireen Lintl: Wie kommt man gesund durchs Examen?

Mireen Lintl hat zunächst die juristische Ausbildung absolviert und sich Stück für Stück dem Coaching zugewandt. Die Nachfrage nach Nachhilfe in Lernstrategien und Stressbewältigung in Jura war so groß, dass sie 2023 das Mindset-Rep ins Leben rief. Sie will angehenden JuristInnen helfen, resilient, motiviert und mit Fokus durch die herausfordernde Studien- und Examenszeit zu kommen. Neben der klassischen juristischen Ausbildung hat sich die Prädikatsjuristin an der Coaching Akademie Berlin zum zertifizierten Personal-, Business- und Karrierecoach ausbilden lassen.

Im Interview habe ich sie – nicht ganz uneigennützig- rund ums Thema Stressbewältigung im Examen mit Fragen gelöchert.

Mireen, wieso ist es so schwer, in der Examensvorbereitung die Nerven zu behalten?

Zum einen liegt das daran, dass man über so einen langen Zeitraum lernen muss. Man kann nicht sagen, „Ich reiße mich jetzt mal zwei, drei Wochen zusammen”. Dazu kommt die hohe Stofffülle, verbunden mit dem Gefühl, dass die Zeit für den Lernstoff nicht reicht. Es wird leider immer irgendetwas geben, das man nicht abgedeckt hat.

Man kann sich das vorstellen wie eine Box, in die man mit einer Taschenlampe hineinleuchtet. Wenn man Glück hat, kann man irgendwann viele Bereiche der Box ausleuchten, aber in die allerletzten Ecken kann man nur schwer gelangen. Es wird immer irgendetwas geben, das man nicht sieht. Wenn man sich damit ein wenig abfinden kann, nimmt das eine Menge Druck.

Außerdem ist die Jurabubble nicht unbedingt für ihren gegenseitigen Support bekannt. Es herrscht oft keine gute Fehlerkultur und viele denken in Extremen – entweder man ist enorm leistungsstark oder kann es direkt vergessen. Dabei wird der individuelle Weg oft vergessen und viele Studierende glauben, sie müssten alles mit sich selbst ausmachen. Das kann nicht zuletzt zu dem klassischen Impostor-Syndrom führen, dass man Angst hat, die anderen würden bald bemerken, dass man eigentlich gar nichts kann.

Ging dir selbst das auch so?

Im ersten Examen fiel es mir noch leichter. Ich habe im Studium auch eher von Klausur zu Klausur gelernt und war dann im Repetitorium zunächst von der Stofffülle erschlagen. Ich habe es dann aber gut geschafft, mich durch regelmäßiges Lernen hochzuarbeiten. Da war ich mental gut aufgestellt. Im zweiten Examen, im Referendariat, wurde allerdings wenige Tage vor meinen Examensklausuren klar, dass Corona nach Deutschland kommen würde und die Examensklausuren um mehrere Monate verschoben werden müssten. Die Ungewissheit, die dadurch herrschte, hat mich total gestresst. Der Stofffülle bin ich durch die Lernstrategien jedoch ganz gut begegnet.

Als Coach hast du sicher einen guten Eindruck von vielen verschiedenen Studierenden. Gibt es klassische Fehler oder Glaubenssätze, die Examenskandidaten mit sich herumtragen?

Ein paar klassische Glaubenssätze sind “Ich bin nicht gut genug”, “Die anderen sind alle besser” oder “Mein Wert ist an meine Leistung geknüpft”. Man kann diesen Gedanken aber gut auf den Grund gehen und sie auflösen. Dahinter steckt häufig der Gedanke “Ich kann es nicht schaffen.” Leistungsdruck und Perfektionismus können dann eine Schutzstrategie sein, um Kontrolle wiederzuerlangen.

Hast du einen Tipp, was ich tun kann, wenn ich bemerke, dass ich dem Druck gerade nicht standhalte? Vielleicht eine Art Notfallplan?

Erstmal würde ich die Gedanken auch als solche identifizieren. Es hilft sich klarzumachen, dass die Ängste und Sorgen wirklich nur ein Gedanke sind und die Perspektive von “Ich bin ein Gedanke” zu “Ich habe einen Gedanken” zu wechseln. Dann kann ich mich von diesem Gedanken auch distanzieren. Im nächsten Schritt kann ich vielleicht sogar feststellen, was für ein Glaubenssatz sich dahinter verbirgt. Außerdem kann ich mir überlegen, wie ich die Situation alternativ bewerten könnte. Ist mein Gedanke die einzige Wahrheit und könnte man das noch anders sehen?

Wie sähe denn eine gesunde Examensvorbereitung aus?

Hier würde ich den Fokus auf zwei Punkte legen, nämlich Lernstrategie und mentale Stärke. Ein wichtiger Teil dabei ist Struktur und Planung. Es hilft ungemeinen einen guten Lernplan sowie eine gute Lernorganisation zu haben. Das Ziel sollte sein, von einem unbewussten Drauf-Los-Lernen weg– und zu einem bewussten Lernen hinzukommen. Dafür kann man analysieren, was für einen persönlich am besten funktioniert: Lerne ich besser in der Bibliothek oder zu Hause? Wie schaffe ich es, nach einem Lerntag abzuschalten? Wie strukturiert ist mein Schreibtisch? Wie sind meine Unterlagen organisiert? Wie ist mein soziales Umfeld? Tun mir die Leute um mich herum gut oder rauben mir die Leute Energie? Was habe ich für einen Lerntyp? Mit was für Materialien lerne ich? Schreibe ich blind viele Karteikarten mit hohem Zeitaufwand und vergesse dabei, aktiv zu lernen?

„Das Ziel sollte sein, von einem unbewussten Drauf-los-lernen weg – und zu einem bewussten Lernen hinzukommen.“

Mireen Lintl

Im Fokus sollte dabei stehen, ein gesundes Lernumfeld ohne Ablenkungen zu kreieren. In Bezug auf Lernzeiten empfehle ich Intervalle von max. 60 bis 90 Minuten, gefolgt von einer Pause. Das Gehirn braucht spätestens dann Ruhe, um überhaupt wieder aufnahmefähig zu sein. Auch Motivation spielt eine große Rolle. Ich empfehle meinen KlientInnen immer sich ein Dokument anzulegen, auf das sie aufschreiben, was sie motiviert. Wer möchte, kann sich auch konkrete Ziele vorstellen und visualisieren, wie es sich anfühlt, diese zu erreichen. Die innere Haltung und das, worauf ich meine Blick richte sind dabei ganz entscheidend. Wer stark an sich zweifelt, dem empfehle ich, mal eine Liste zu schreiben: Was spricht dafür, dass ich dieses Examen bestehe? Oder für Personen die ihren Selbstwert eng mit ihren Leistungen verknüpft haben: Was spricht dafür, dass ich mehr bin als meine Leistungen?

Gibt es denn Not-To-Dos, also Dinge, die man in der Examensvorbereitung unbedingt vermeiden sollte?

Auf Platz eins steht für mich das Vergleichen und ständig an den eigenen Leistungen zu zweifeln. Ich rate auch davon ab, ins Blaue hineinzulernen. Täglich neu zu entscheiden, wann ich in die Bibliothek gehe, dann ewig ohne Pausen zu lernen ist nicht nachhaltig. Auch den Fokus immer nur auf Misserfolge zu richten ist ein Not-To-Do. Und natürlich, viel am Handy zu sein und sich schnell ablenken zu lassen. 

Viele Studierende hadern damit, eine gute Balance zwischen Freizeit und Lernen zu finden. Gibt es einen Maßstab, an dem man sich orientieren kann?

Erholung ist nie wichtiger als in der Zeit, in der man eine so angestrengt arbeitet. Das ist wie beim Spitzensport, wo man Regeneration braucht, um wieder leisten zu können. Es geht darum, in den Fokuszeiten wirklich zu lernen. Dann kann man auch in den Pausenzeiten richtig Pause machen. Ich nenne das immer „Goldene Lernzeit“, in der man ganz bei der Sache ist.

Ich selbst habe in meiner Examensvorbereitung Samstags Probeklausuren geschrieben, im Anschluss gegebenenfalls noch ein paar Dinge nachgelesen und mir dann das Wochenende frei genommen. Man braucht zwischendrin wirklich 24 Stunden „jurafrei“. Nichts steigert die Motivation mehr, als sich das dann auch zu gönnen und sich zu belohnen. Belohnungen sollten nicht an bestimmte Noten geknüpft sein, sondern einen Ausgleich zur harten Lernzeit darstellen.

Ich empfehle außerdem, unter der Woche früh mit dem Lernen anzufangen und früh aufzuhören, um noch etwas vom Nachmittag zu genießen. So kann man auch über einen langen Zeitraum gut durchhalten.

Hast du Empfehlungen, für Leute, die sich mit den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Studium mehr befassen wollen?

Zum Thema Glaubenssätze kann ich die Bücher von der Psychologin Stefanie Stahl sehr empfehlen, zum Beispiel “Das Kind in dir muss Heimat finden.” Sie hat auch zwei Podcasts “Stahl aber herzlich” und “So bin ich eben”, aus denen man sehr viel Grundlegendes über Persönlichkeitsentwicklung mitnehmen kann. Auch Nicole LePera, eine amerikanische Psychologin, hat einen sehr spannenden Instagramkanal und ebenfalls ein Buch geschrieben namens “Heile dich selbst”. Spannend und wissenschaftlich sehr fundiert fand ich das Buch “Besser Fühlen” vom Psychologen Leon Windscheid. Zum Thema Stressbewältigung lege ich jedem auch Bas Kasts “Kompass für die Seele” sehr ans Herz.

Ich bedanke mich herzlich bei Mireen für das spannende Interview. Hier gelangt ihr zu ihrer Website und hier könnt ihr euch für ihren Newsletter anmelden, um nichts mehr zu verpassen.

Diese 4 (+1) Dinge würde ich wieder so machen, wenn ich das Studium nochmal beginnen würde

Wir Jurastudierenden sind gut darin, uns vor Augen zu führen, was wir nicht können oder was wir hätten besser machen können. Heute ändern wir das. Ich mache den Anfang und beginne mit vier Dingen, die ich genau so wieder tun würde.

1.Juristische Nebenaktivitäten

Wer den Blog schon etwas länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Befürworter (und Fan) von juristischen Nebenaktivitäten bin. Egal ob Mootcourts, Model United Nations, ehrenamtliche Rechtsberatung, Arbeit in der Redaktion einer juristischen Zeitschrift – an jeder Uni gibt es viele spannende Angebote, in die es sich reinzuschnuppern lohnt. Bei Mootcourts und ähnlichem habe ich nicht nur eine Menge gelernt, sondern auch tolle Kontakte zu Studierenden und VolljuristInnen geknüpft. Eigentlich auch kein Wunder, denn auf solchen Events kommt man sehr ungezwungen mit vielen Leuten ins Gespräch. So eröffnen sich schnell Chancen auf Praktika, Plätze fürs Referendariat oder Nebenjobs.

2. Ein Auslandssemester machen

Auch hier neige ich dazu, mich zu wiederholen. Aber wie die allermeisten, komme ich aus dem Schwärmen fürs Erasmus-Semester nicht mehr heraus. Meine Zeit in Schweden war sehr abenteuer- und lehrreich. Ich habe Freundschaften zu Jurastudierenden geknüpft, die auf der ganzen Welt verteilt leben und Einblicke in Rechtsgebiete erhalten, mit denen ich mich in Deutschland sicher nicht beschäftigt hätte. Bis heute treffe ich mich regelmäßig mit meinen Erasmus-Freunden und kann sie aus meinem Leben gar nicht mehr wegdenken.

3. Sich nicht hetzen lassen

Klar, das Studium lässt sich individuell gestalten. Und wer in einem Semester zwei oder mehr große Prüfungsleistungen absolviert hat meinen absoluten Respekt. Ich selbst bin aber froh, dass ich mich bezüglich der Semesterzahlen nicht habe stressen lassen und jedes Semester nur einen großen Schein absolviert habe. Auch so war ich zeitlich nicht unter Druck und hatte genug Kapazitäten für Nebenaktivitäten, Hobbys, Freunde und Familie.

4. Sich über seine Ängste und Sorgen austauschen

Nicht zuletzt durch die Gründung des Blogs bin ich sehr oft in Gespräche rund ums Thema Stressbewältigung, Jura-Life-Balance, Hochstapler-Syndrom und ähnliches verwickelt. Leider gehören diese Themen in dem Studiengang für viele einfach dazu. Umso schöner ist es, wenn man sich mit Leuten darüber austauscht und bemerkt, dass andere vor den gleichen Herausforderungen stehen – und sie dann gemeinsam bewältigt.

5. Kleine Erfolge feiern

Jura ist ein Marathon. Wobei – eher ein Ironman. Ständig absolviert man große Etappen in der Ausbildung und ist dennoch dem Ziel nur ein kleines Stück näher. Deswegen haben wir in meinem Freundeskreis etabliert, auch kleinere Erfolge vor dem Staatsexamen zu feiern. So haben wir angestoßen, als wir scheinfrei geworden sind, nach der Verteidigung der Seminararbeit, nach Abgabe der schriftlichen Schwerpunktklausur (dabei hat uns auch nicht gehindert, nicht zu wissen, ob diese überhaupt bestanden war)… Ich glaube, es wird deutlich, worauf ich hinaus will. Das Studium inklusive Schwerpunkt dauert im Schnitt sechs Jahre und wer erst mit dem Examen in der Hand jubelt, jubelt dementsprechend spät. Warum also nicht auch kleinere Erfolge feiern?

Welche Dinge in deinem Studienverlauf würdest du genau so wieder tun? Teile gerne deine Gedanken hier in der Kommentarspalte oder auf Instagram @goldwaage.jura .