Plötzlich Staatsanwältin: Was du lernst, wenn du an einem Moot Court teilnimmst

Ein Gastbeitrag von Friederike Krüger

Friederike hat in ihrem fünften Semester an einem deutschlandweiten Moot Court teilgenommen. In diesem Beitrag berichtet sie von ihren Erfahrungen.

„Du studierst Jura? Das ist doch so trocken, oder?“. Sätze wie dieser sind meist die ersten, die ich höre, wenn ich erzähle, dass ich Jura studiere. Das Studium hat den Ruf, trocken und nicht praxisbezogen zu sein.

Aus meiner Perspektive stimmt dieses Vorurteil überhaupt nicht. Denn wenn einem Jura Spaß macht, kommt es einem nicht trocken vor, sondern begeistert. Auch für den Praxisbezug gibt es immer mehr Angebote von Unis, diesen herzustellen. So zum Beispiel durch Moot Courts.

Was ist ein Moot Court?

Ein Moot Court ist ein Wettbewerb zwischen Universitäten, bei denen eine Gerichtsverhandlung simuliert werden soll. Ich selbst habe an einem Moot Court für Strafrecht teilgenommen. Dieser war so aufgebaut, dass jede Uni zwei StaatsanwältInnen und zwei AnwältInnen stellte, die jeweils gegen die gegnerischen Unis antraten, um einen Fall zu verhandeln.

Photo by EKATERINA BOLOVTSOVA on Pexels.com

Nationaler Strafrechts Moot Court 2020

Von Freunden aus höheren Semestern hatte ich zuvor bereits von Moot Courts gehört und war von Anfang an von der Idee begeistert. Als dann der Aufruf kam, sich für das Greifswalder Team zu bewerben, musste ich nicht lange überlegen und habe mich, in der Hoffnung mehr über die praktische Arbeit vor Gericht zu erfahren und mit gleichgesinnten Leuten zusammenzuarbeiten, angemeldet. So kam es, dass ich am deutschlandweiten Strafrechts Moot Court 2020 teilnahm. Ursprünglich sollte dieser in Köln stattfinden. Aufgrund der aktuellen Lage musste er allerdings online abgehalten werden.

Schnell war auch das Greifswalder Team gefunden; bestehend aus fünf motivierten Studierenden aus dem dritten bis fünften Semestern. Betreut wurden wir von einem Strafrechtsprofessor und dessen Wissenschaftlichem Mitarbeiter.

Ich übernahm zusammen mit einer Freundin die Rollen der Staatsanwältinnen.

In Vorbereitung auf die Verhandlung befassten wir uns mit dem von der Uni Köln gestellten Fall, sowohl materiell- als auch prozessrechtlich. Bei der Vorbereitung bemerkten wir, dass an dem Satz „Zwei Juristen, drei Meinungen“ im Gegensatz zu dem „Jura ist trocken“ sogar einiges dran ist. Der Fall war so gestellt, dass man an vielen Stellen auf unterschiedlichste Art und Weise argumentieren konnte. Dieser Aspekt machte die Aufarbeitung besonders spannend, da StaatsanwältInnen und AnwältInnen gut lernten, gegeneinander zu argumentieren. In der weiteren Vorbereitung verfassten wir Plädoyers und probten unseren Vortrag.

Was habe ich gelernt?

Eine besondere Herausforderung war aus meiner Sicht, das Handwerkliche zu erlernen. Sprich, wie man ein Plädoyer schreibt, wie emotional oder sachlich das Auftreten vor Gericht sein sollte und auch zu erkennen, dass Staatsanwälte die neutralste Behörde sein sollten und deshalb persönliche Ansichten außen vor lassen sollten.

In einer letzen Generalprobe hielten wir unsere Plädoyers auch vor einigen Zuschauern – die uns wertvolle Tipps für unseren Auftritt gaben.

Der Wettbewerb fand schließlich im Januar 2021 statt – dank Corona musste er von 2020 ins Jahr 2021 verschoben werden. Die Jury bestand aus hochkarätigen JuristInnen, unter anderem drei Richtern des BHGs. Neben uns nahmen noch neun weitere Unis teil. Spannend war es zu sehen, wie unterschiedlich die anderen TeilnehmerInnen den Fall aufgearbeitet hatten.

Am Ende belegten wir den siebten Platz. Dies war nicht ganz die Platzierung, die wir uns erhofft hatten. Am Ende spielte es aber für mich keine so große Rolle, da die mitgenommenen Erfahrungen wesentlich überwogen.

Fazit

Ich würde jedem empfehlen, an einem Moot Court teilzunehmen.

Durch die Teilnahme habe ich noch einmal eine ganz neue Sicht auf das Fach bekommen und dadurch eine größere Motivation, mein Studium gut abzuschließen.

Ich habe nicht nur gelernt, an Probleme neu heranzugehen. Ich habe auch neue Strategien für den mündlichen Vortrag erarbeitet, welche sich in Hinsicht auf die mündliche Prüfung bestimmt als hilfreich erweisen werden.

Des weiteren ist der Moot Court eine tollte Möglichkeit, mit erfahrenen JuristInnen Kontakte zu knüpfen. Es bietet sich einem schließlich nicht oft die Gelegenheit, für RichterInnen des BGH ein Plädoyer zu halten oder mit ProfesorInnen der Uni so eng zusammen zu arbeiten.

Hätte ich die Möglichkeit, noch einmal an einem Moot Court teilzunehmen, würde ich dies sofort tun.

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