ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach
Unsere liebe Freundin und erfolgreiche Studygrammerin Céline vom Instagram-Account @cc.and.law hat für uns eine Gastrezension zu „Gott“ von Ferdinand von Schirach verfasst. Wir freuen uns sehr darüber, ihre Gedanken mit euch teilen zu dürfen.
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Richard Gärtner, 78, ein körperlich und geistig gesunder Mann, will seit dem Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben. Er verlangt nach einem Medikament, das ihn tötet. Mediziner, Juristen, Pfarrer, Ethiker, Politiker und Teile der Gesellschaft zweifeln, ob Ärzte ihm bei seinem Suizid helfen dürfen. Die Ethikkommission diskutiert den Fall.
Das 2020 erschienene Buch von Ferdinand von Schirach erinnert im ersten Moment an eines seiner bekanntesten Bücher: „Terror“. Auch „Gott“ ist in Form eines Theaterstücks verfasst, das den Leser sofort mitten in die Geschichte katapultiert.
In der Geschichte wird vor dem Ethikrat die Frage eines assistieren Suizids thematisiert. Besonders geht es um die Frage, ob Mediziner und in gewisser Weise der Staat dazu verpflichtet sein sollen, Sterbewilligen bei deren freiwilligem Suizid zu helfen.
Dabei werden aus staatsrechtlicher, medizinischer und religiöser Sicht verschiedene Aspekte und Argumente diskutiert.
Das Ende des Buches ist ebenso wie „Terror“ sehr offen gestaltet und jeder Leser kann zu einem eigenen Ergebnis kommen.
Besonders überzeugend wurde diese Spielart im TV-Experiment bei der Erstausstrahlung am 23. November 2020 umgesetzt, bei dem die Zuschauer selbst an der Entscheidung beteiligt wurden und die entscheidende Frage per Abstimmung entscheiden durften.
Das Buch ist für jeden Jura-Studenten eine gute Möglichkeit, um neben dem kurzen Kapitel, in dem man die Sterbehilfe und den assistieren Suizid im Strafrecht behandelt, die Problematik noch aus anderen Perspektiven zu betrachten. Während man im Studium doch häufig schnell der herrschenden Meinung oder der Ansicht des Dozenten folgt und nicht die Zeit oder Motivation hat, jedes Thema tiefgehend zu recherchieren und sich damit auseinanderzusetzen, bekommt man hier einen Einblick, der sich nicht nur auf die juristische Sichtweise beschränkt.

Aber auch für jeden Anderen ist dieses Buch von Schirach eine klare Empfehlung. Es erklärt die Problematik, die hinter dem assistieren Suizid steckt und vielen vielleicht gar nicht bewusst ist, wenn sie damit in ihrem Alltag nicht zu tun haben. Den ersten Kontakt haben viele dann meist über die Medien oder im privaten Umfeld und es ist in der Regel nicht mehr so einfach möglich, das Thema differenziert und unvoreingenommen zu betrachten. Dafür bietet sich dieses Buch sehr gut an.
Es liest sich angenehm und ist durch die Gestaltung als Theaterstück auch sehr prägnant und wird an keiner Stelle langatmig. Dadurch kann man es auch leicht an einem Abend durchlesen.
Ergänzt wird es am Ende durch Aufsätze von drei Experten, die das Thema losgelöst von der Geschichte, die Schirach geschaffen hat, noch einmal erläutern.
Insgesamt fand ich das Buch sehr gut und hab es an zwei Abenden durchgelesen!
Beim Schreiben der Rezension habe ich dann erst herausgefunden, dass das Buch auch schon seit 2020 verfilmt ist und mir den Film direkt angesehenen und kann ihn auch als Ergänzung zum Buch empfehlen. Das Buch mochte ich tatsächlich lieber, weil ich teilweise das Gefühl hatte, dass der Film nicht so neutral wie das Buch gestaltet war und den Zuschauer mehr von einer bestimmten Position überzeugen möchte.
Leider habe ich nicht an dem TV-Experiment teilnehmen können, aber meinen Standpunkt zu dem Thema konnte ich trotzdem noch einmal überdenken und hatte interessante Einblicke.