Die fünf größten Klischees des Jura Studiums – was ist dran?

Wer mit seinem Umfeld über Zukunftspläne und mögliche Studiengänge redet, bekommt oft die volle Ladung Klischees zu hören- dabei spielt die Art des Studiengangs keine Rolle. Geisteswissenschaftler würden nie einen Job finden, Psychologie sei immer nur Statistik, Medizin die Basis für ein Burnout und Jura nur trocken und kaum zu bestehen. 

Ich selbst habe vor meinem Jurastudium ein Jahr lang Sprachen studiert. Einerseits aus Interesse, andererseits, weil ich mich nicht getraut habe, zu tun, worauf ich Lust hatte: Jura. 

Als ich mich doch für das Studium der Rechtswissenschaften entschied, konnte ich mir selbst ein Bild davon machen, welche Mythen wahr und welche falsch sind. 

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  1. Das Studium ist extrem trocken 

Jura wird häufig als sehr trocken beschrieben, von Eigeninitiative und kreativen Denken keine Spur. 

Ich selbst habe das Studium oftmals spannender gefunden, als die beiden Semester meines Sprachstudiums. Das liegt vor allem daran, dass man ab der ersten Vorlesung mit Fällen aus dem echten Leben konfrontiert wird. Die Thematik ist sehr greifbar- ganz anders als zum Beispiel die Analyse bestimmter Wortteile einer Sprache. 

Andererseits fehlt es mir persönlich in Jura manchmal am Tiefgang. Verglichen mit einem Philosophiestudium ist Jura vielleicht kein intellektueller Höhenflug. Die Schwierigkeit liegt gerade im abstrakten, rationalen Denken und der Menge des Stoffs. 

  1. Man muss Gesetze auswendig lernen 

Zum Glück nicht. Zwar kennt der ein oder andere nach ein paar Semestern einige wichtige Paragraphen auswendig- das liegt dann aber daran, dass man sie schon so oft angewendet hat. Es würde auch wenig Sinn ergeben, ganze Bücher zitieren zu können- schließlich darf man sie als fertiger Jurist immer benutzen. Außerdem wäre es eine ganze Menge zu lernen. Allein das Bürgerliche Gesetzbuch umfasst derzeit mehr als 2380 Paragrafen. Und es gibt mehr als 6000 Gesetze und Verordnungen in Deutschland. 

Auswendig zu lernen gibt es dennoch einiges. Zum Beispiel, wie man die Gesetze überhaupt anwenden darf. Oder wie die verschiedene Anträge vor den einzelnen Gerichten auszusehen haben. Daneben lernt man Definitionen von den Worten, die im Gesetz benutzt werden. 

  1. Gute Noten sind fast unmöglich 

Die Notengebung im Jura-Studium ist ein ewiges Diskussionsthema. In den Rechtswissenschaften gibt es 18 Punkte als Bestnote. Ab vier Punkten gilt eine Prüfung als bestanden. Die besten Examen in Deutschland wurden mit 16 Punkten bestanden und sind jedes Mal eine absolute Ausnahme. Rund 85 Prozent der Absolventen bleiben bei einer Note um die 8 Punkte.

Meinen Nicht-Jura-Freunden erkläre ich das oft so: “Neun Punkte sind quasi eine eins, nur mit viel mehr lernen als in der Schule.” In den Anfängerklausuren fällt nicht selten die Hälfte durch. Das ist oft demotivierend, wird von den Studenten jedoch so hingenommen- schließlich trifft alle das gleiche Schicksal. 

  1. Juristen sind reich und hochnäsig 

Das kommt drauf an. Genauso wie es viele gibt, die sehr bodenständig sind, gibt es einige Studierende, denen Prestige besonders wichtig zu sein scheint. Vielleicht etwas mehr, als in anderen Studiengängen und sicherlich von Uni zu Uni unterschiedlich. Das Bild vom nerdigen Bonzen, der bald die Kanzlei der Eltern übernehmen will, ist jedoch die Seltenheit. 

  1. Die Hälfte der Studierenden fällt durch das Examen 

Nicht ganz. In den letzten Jahren sind durch das erste Examen jedoch immerhin knapp 30 Prozent gerasselt. Im zweiten Examen waren es noch rund 14%, die durchfielen.

Zum Vergleich: Bei Lehrern im zweiten Examen gibt es keine genauen Statistiken. Schätzungen zufolge fallen jedoch 7 % durch. Das ist immerhin die Hälfte.

Einige Klischees, die sich um das Jurastudium ranken, sind also nicht ganz falsch. Sie sollten dich aber nicht daran hindern, das Studium aufzunehmen. Vorausgesetzt, es ist das, was du gerne tun möchtest.

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