Angst ist ein schlechter Ratgeber, das ist kein Geheimnis. Als ich mein Studium begann, überkam mich regelmäßig ein Anflug von Panik, der sich schnell zu einer ausgewachsenen Zukunftsangst entwickelte. Anfangs dachte ich noch, ich sei die Einzige mit solchen Befürchtungen:
-Was ist, wenn ich nicht genug mache? -Was ist, wenn ich durch die Prüfung falle? -Was ist, wenn ich mein Examen nicht bestehe? -Was ist, wenn ich später keinen Job finde?

Im Verlauf meines weiteren Studiums wurde mir allerdings klar, dass ich nicht allein war – viele meiner Freunde und KommilitonInnen machten sich die gleichen Sorgen.
Ziemlich irrational, oder?
Diese Befürchtungen kommen jedoch nicht von irgendwo her. Der rechtswissenschaftliche Studiengang ist in Deutschland so aufgebaut, dass alle Bemühungen und jahrelanges Studieren bei einem verpatzten Staatsexamen für die Katz waren. Das wissen wir JurastudentInnen – denn daran werden wir ab Beginn des Studiums ständig von ProfessorInnen und StudentInnen aus höheren Semestern erinnert.
Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Studierende, bei der Abgabe einer einfachen Hausarbeit oder spätestens mit Aufnahme der Examensvorbereitungen, in einen extremen Stress verfallen, der sich bei einigen zu starken Ängsten entwickelt.
Irgendwann, ich schätze es war im dritten Semester, als mich gerade wieder einen Anschub von Zukunftsängsten beschlich, fragte ich mich jedoch:
“Was ist das Schlimmste, das passieren kann?”
Diese Frage (und insbesondere ihre Antwort) änderte vieles. Was ist denn das Schlimmste, das einem im Jurastudium passieren kann?
-Durchzufallen in einer Klausur? -Keine Top-Noten im Lieblingsfach zu schreiben? -Das Staatsexamen nicht zu bestehen?
Klar, diese Dinge sind alle wahnsinnig unangenehm, niederschmetternd oder zermürbend. Aber sie wären auch nicht das Ende der Welt.
Was mir damals klar wurde, ist, dass ich nicht vorhersehen kann, was in der Zukunft geschieht. Es kann sein, dass ich jetzt “nicht richtig lerne” und mir das im Examen zum Verhängnis wird. Es kann auch sein, dass ein Schicksalsschlag geschieht, ich in schlechter Verfassung meine Prüfung antrete muss, etc.
Aber es wäre nicht das Ende.
Es gibt Zweitversuche, nicht nur für verpatzte Prüfungen während des Studiums, sondern auch für das Examen. Es gibt Berufe und Perspektiven außerhalb von Jura.
Als mir das klar wurde, fiel ein riesiger Druck von mir ab. Ich stresse mich seitdem weniger wegen Noten – und erhalte auch ohne die ständige Anspannung Ergebnisse, mit denen ich zufrieden bin. Vor allem aber, gehe ich nicht mehr vom Hundertsten ins Tausendste und kann dadurch verhindern, in die Panik-Falle zu tappen.
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Falls du das Gefühl hast, dass deine Ängste jedoch über ein erträgliches Maß hinausgehen, suche dir Hilfe. Sprich mit Freunden und Familienmitgliedern darüber oder mit einem Profi, wie einem Unipsychologen. Ein bisschen Druck gehört im Studium dazu – aber du solltest nicht darunter leiden.