Schreibblockade: Was tun, wenn du bei der Hausarbeit nicht weiter kommst?

Die Hausarbeitszeit hat begonnen. Das heißt: Die juristischen Bibliotheken sind plötzlich bis auf den letzten Platz gefüllt, die Streitereien um das einzige Exemplar der wichtigen Veröffentlichung des Professors oder der Professorin haben begonnen und die neueste Auflage aller Kommentare ist dauervergriffen. Alles wie immer also.

Mit Fortschreiten der Bearbeitungszeit setzt jedoch noch etwas bei vielen Studierenden ein: Die Schreibblockade. 

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Kennst du das auch? Wenn alle deine Sätze plötzlich mit “folglich” anfangen, du stundenlang an einem kleinen Streitstand herum formulierst oder du einfach nicht weißt, welcher Meinung du folgen solltest? 

Jetzt bloß nicht den Kopf in den Sand stecken. In diesem Artikel verrate ich dir fünf Tipps, wie du der Schreibblockade wieder entkommen kannst.

1. Lass liegen

Auch wenn es schwer fällt: Manchmal ist die beste Idee, einen Streitstand einen Tag unbearbeitet zu lassen. Wie oft ist es mir (besonders nach einem langen Tag in der Bibliothek) passiert, dass ich Probleme gesehen habe, wo keine waren. Oder einfach Streitstände überhaupt nicht verstanden habe – nur damit es mir am nächsten Tag wie Schuppen von den Augen fiel und ich wieder klar denken konnte.

Deshalb mein Appell: Wenn du nicht weiterkommst, schlaf lieber eine Nacht drüber, als vor Verzweiflung falsche Lösungen zu konstruieren.

2. Behalte von allem eine Kopie

Lege dir ein separates Dokument an und speichere alles, was du aus deinem Text wieder heraus kürzt, dort ab. So geht dir nie eine Information verloren. Dieser Trick hat mir schon oft geholfen, wenn ich ausufernde Streitstände rausgekürzt hatte und am Ende der Bearbeitung gemerkt habe, dass ich doch noch genug Platz hatte. Oder wenn ich dachte, ich sei auf der falschen Spur und diese sich als richtig herausstellte.

3. Erkläre es einer anderen Person

“Wer es einem Sechsjährigen nicht erklären kann, hat es selbst nicht verstanden” soll Albert Einstein mal gesagt haben. Natürlich lohnt es sich immer, mit den KommilitonInnen zu reden, die ohnehin den selben Fall wie du bearbeiten. Oft ist einem dadurch schon sehr geholfen. Mein Tipp geht aber etwas weiter: Falls du mit der Bearbeitung nicht weiter kommst und eine freiwillige Person findest, die nicht so viel von Jura versteht, erkläre ihr den Sachverhalt. Das kann eine wahre Herausforderung sein, denn du musst komplexe juristische Themen so genau und schlüssig beschreiben, dass es sogar der juristische Laie versteht. Diese Übung kann dir helfen, deine Gedanken zu sortieren und das große Problem in seine Einzelteile zu zerlegen, sodass du es dann sorgfältig lösen kannst.

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  1. Easy does it

Du kommst in einer wichtigen Frage nicht weiter, obwohl du schon alle großen Kommentare gewälzt und ganz beck.online durchstöbert hast? Dann fang vielleicht leichter an. Es mag zu einfach klingen, aber es ist absolut nichts falsch daran, auch mal Wikipedia oder Fallbücher für AnfängerInnen zu durchforsten. Nicht selten findest du dort einen verständlich erklärten Ausgangspunkt für deine weitere Fallbearbeitung. An dieser Stelle sei jedoch gesagt: Selbstverständlich darfst du diese Quellen für dein eigenes Verständnis benutzen – niemals jedoch zitieren.

  1. Gut ist gut genug 

Mein letzter Tipp: Verabschiede dich vom Perfektionismus. Möglicherweise hast du eine Schreibblockade, weil du den Anspruch an dich stellst, alles überdurchschnittlich gut zu erledigen. Auch wenn diese Ambition lobenswert ist, kann sie dich auch ausbremsen oder sogar ganz daran hindern, anzufangen. 

Erledige deine Aufgaben deshalb lieber überhaupt erst einmal. Daran feilen kannst du später immer noch. Ich selbst gehe ganz zum Schluss der Bearbeitung durch jeden Absatz meines Textes, ergänze einige Quellen, verbessere einige Formulierungen, korrigiere die Rechtschreibfehler und poliere so meine Arbeit auf.

Haben dir diese Tipps geholfen? Dann teile diesen Beitrag gerne oder folge uns auf Instagram @goldwaage.jura.

Sechs Hacks für die Hausarbeit (von denen ich wünschte, ich hätte sie früher gekannt)

Willst du wissen, wie du deine Hausarbeit noch effektiver schreiben kannst? Dann bist du hier genau richtig. Ich habe dir sechs Methoden aufgeschrieben, dank derer meine Hausarbeiten bisher immer erfolgreich verlaufen sind.

  1. Parallel “Remonstration” schreiben 

Meine beste Hausarbeit (Prädikat) schrieb ich ausgerechnet, als ich den Sachverhalt am verwirrendsten fand. Doch das war kein Zufall. 

Der Sachverhalt in der Hausarbeit war so anspruchsvoll, dass ich gezwungen war, ständig abzuwägen: Prüfe ich aktives Tun oder Unterlassen, führe ich das Problem X lange aus oder liegt der Schwerpunkt ganz woanders, und so weiter… Um sicher zu gehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, versetzte ich mich schon während des Schreibens in die Rolle der/des Dozierenden und hielt meine Erwägungen in einer Tabelle fest, fast wie bei einer Pro-Contra-Liste. Das Gute war: So konnte ich jeden Teil meiner Hausarbeit begründen. Es hatte aber noch einen weiteren Vorteil, denn ich hatte parallel quasi meine Remonstration geschrieben. Für den Fall, dass ich eine schlechte Note bekommen sollte, hatte ich nun schon ein Dokument, in dem alle meine Abwägungen notiert waren – zum Glück musste ich von diesem gar keinen Gebrauch machen, denn die Note stimmte auch so.

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2.Dokumente scannen oder als Ebook herunterladen

Die Anzahl der Bücher in der Bibliothek ist begrenzt, Zeitschriften sind ständig vergriffen und wie oft hatte ich schon eine Quelle im Hinterkopf und habe dann aber wieder vergessen, welche genau es war?

Deswegen scanne ich alles für mich relevante (natürlich copyright-konform ;)) und speichere es in der Regel auf einem USB-Stick. Seien es Kapitel in einem Lehrbuch oder wichtige Artikel in Zeitschriften. Auch Online-Artikel lade ich mir immer herunter und speichere sie in einem extra Ordner. So habe ich nie das Problem, eine Quelle nicht mehr zu finden. Besonders wichtige Artikel oder Passagen drucke ich mir oft auch aus, um darin zu markieren und sie später richtig zu zitieren.

3.Nach Veröffentlichungen der Dozierenden schauen

Es gibt sie wohl an jeder Uni: ProfessorInnen, die Studierenden ihr eigenes Buch als Kursliteratur empfehlen, sich ganz nonchalant in jedem ihrer Aufsätze selbst zitieren und nicht müde werden, in den Vorlesungen auf ihre neuesten Publikationen aufmerksam zu machen.

Das ist unser Vorteil! Achte bei jeder Hausarbeit darauf, ob der Dozent oder die Dozentin zu diesem Thema schon etwas veröffentlicht hat. Anhand solcher Publikationen kannst du nämlich erkennen, worauf Wert gelegt wird und welche Meinung möglicherweise von den Dozierenden vertreten wird.

Ich persönlich habe schon in zwei Hausarbeiten Aufsätze meiner ProfessorInnen zu den Thematiken gefunden und konnte mir das dann zu nutze machen.

4. Arbeitsfortschritt dokumentieren 

Ich habe mir angewöhnt, nach jeder Lerneinheit eine Notiz auf meinem Computer zu verfassen, in der steht, an welcher Stelle ich aufgehört habe.

“Seite 123 im Kommentar X – klären, ob eine objektive Sorgfaltspflichtverletzung vorliegt”

So weiß ich beim nächsten Mal ganz genau, wo ich weitermachen muss und verschwende keine Zeit, mich wieder mit dem Thema auseinanderzusetzen. Du kannst das ganze auch noch weiter ausführen und ein Dokument anlegen, in dem du jeden Tag deine Arbeitsschritte aufschreibst. So kannst du festhalten, welche Fortschritte du tagtäglich machst. 

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5. Handy ausschalten oder zu Hause lassen 

Wir wissen es doch alle und dennoch begehen wir immer wieder den selben Fehler: Smartphones halten uns vom Arbeiten ab und verlängern unsere Arbeitszeit nur unnötig. 

Hier ein paar Tipps, wie du es schaffst, deinem Handy wirklich fern zu bleiben:

  • Stelle dein Handy in den Flugmodus und stelle dir einen Timer, z.B. für 45  MInuten, in denen du dich nicht ablenken lässt
  • Wenn du in der Bibliothek bist, verbinde dein Smartphone nicht mit dem Uni-Wlan und stelle die mobilen Daten aus
  • Die App “Forest” ist bei vielen Studierenden sehr beliebt. Man wird dort für das Sperren des Handys belohnt- in der App pflanzt man nämlich jedes Mal, wenn man sein Handy für eine gewisse Zeit sperrt, einen (animierten) Baum, der nur überlebt, wenn die App nicht geschlossen wird. 

6. Alte Hausarbeiten nutzen

In fast jeder Universität bietet der Fachschaftsrat Jura den Studierenden an, gegen einen geringen Aufpreis alte Hausarbeiten und Klausuren einzusehen und zu kopieren. Das solltest du unbedingt tun! Du kannst auf diese Art sehen, worauf die Korrektoren besonders Wert legen, dich an der Struktur orientieren und dir die ein oder andere Inspiration für weiterführende Literatur suchen. Daneben findest du auch in den gängigen juristischen Zeitschriften Klausur- und Hausarbeits-Lösungen. 

Für mich persönlich ist die Beschaffung von Altklausuren und -Hausarbeiten immer der allererste Schritt, mich auf die anstehenden Prüfungen einzustellen. 

Ich hoffe, dass dir der Beitrag geholfen hat und du vielleicht den ein oder anderen Tipp gebrauchen kannst. Falls du weitere Ideen hast, schreib uns gerne eine Mail oder per Instagram @goldwaage.jura.