Bist du der Imposter? Das Imposter-Syndrom im Jurastudium

„Bald fliegt auf, dass ich eigentlich gar nichts weiß oder kann“ – Ein Gedanke, den viele Jurastudierende kennen und der auch nach dem absolvierten ersten Staatsexamen nicht unbedingt verschwindet. Unsere Autorin Sophia hat das sogenannte Imposter-Syndrom für euch von ganz verschiedenen Seiten beleuchtet.

Wer ist der Imposter? Diese Frage stellt sich aktuell ganz Tik Tok. Aber worum geht es bei diesem Trend?

Mehrere Personen sitzen in einem Raum und erhalten einen Begriff. Runde für Runde nennt nun jeder einen weiteren Begriff, der thematisch mit Diesem verwandt ist.

Doch Vorsicht – eine Person im Raum ist der sogenannte Imposter. Diese weiß nicht, um welchen Begriff es sich handelt. Sie hat schlichtweg keine Ahnung, muss sich dennoch unauffällig verhalten und anhand der bereits genannten Begriffe, einen eigenen nennen, um nicht von der Gruppe als Imposter enttarnt zu werden. 

Aber was ist ein Imposter eigentlich?

Der Begriff Imposter kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt Hochstapler.

Und was hat das Ganze jetzt mit dem Jurastudium zu tun?

Vielleicht hast du schon mal vom sogenannten Imposter-Syndrom oder auch Hochstapler-Syndrom gehört. Laut den EURES (EURopean Employment Services) handelt es sich hierbei um ein Phänomen, bei welchem sich Betroffene trotz ihres (beruflichen) Erfolgs unzulänglich fühlen und das Gefühl haben, ihren Erfolg nicht zu verdienen bzw. nicht so begabt, wie andere zu sein. 

Nina Chuba setzt sich in ihrem Song „Unsicher“ mit eben diesen Gefühlen des Selbstzweifels und der Orientierungslosigkeit von jungen Erwachsenen auseinander. 

Sie singt:

„Ich greife nach den Sternen und wenn ich’s schaff, dann nenn‘ ich’s Glück.“

Und das beschreibt es ziemlich treffend. 

Betroffene des Imposter-Syndroms glauben, ihren Erfolg dem Zufall zu verdanken zu haben und irgendwann als BetrügerIn entlarvt zu werden. 

Vermutlich hast du derartige Gedanken im Laufe deines Studiums auch schon mindestens einmal gehabt.

Kein Wunder – das Jurastudium hat so einiges zu bieten, was dieses Gefühl fördert: 

Die juristische Notengebung. Ständig „leider nur 3 Punkte“ und keine sichtbare Steigerung, umso größere Freude bei 4 von 18 Punkten und das pure Misstrauen gegenüber der eigenen Leistung, wenn plötzlich einmal die 9 Punkte oder mehr unter der Klausur stehen. „Ist das wirklich meine Klausur oder liegt hier ein Fehler vor?“

Auch die Randbemerkungen der Korrektoren wie „Nein“, „Grob falsch“ oder kurz und knapp „???“, sowie kaum Verbesserungsvorschläge fördern das eigene Selbstvertrauen wohl kaum. Ganz im Gegenteil.

Hinzu kommen das enorm hohe Konkurrenzniveau und der ständige Vergleich mit anderen Jurastudierenden. 

Es ist und bleibt nun einmal so: Noten spielen weiterhin eine wichtige Rolle im Hinblick auf die eigene juristische Zukunft (auch wenn Notenanforderungen, beispielsweise für eine Karriere in der Justiz vielerorts zunehmend immer weiter abgesenkt werden). 

Im Studium werden wir ständig allein anhand unserer Noten mit anderen Studierenden verglichen, ob wir es wollen oder nicht. 

Was kannst du also tun, um dem Imposter-Syndrom entgegenzuwirken?

Sprich mit anderen Jurastudierenden. Schnell wirst du merken, diese Gefühle treten früher oder später bei fast jedem von ihnen einmal auf – unabhängig davon, ob sie konstant „gute“ Noten schreiben oder regelmäßig Rückschläge erleben. 

Feiere deine Erfolge also. Und zwar nicht nur die großen. Du hast endlich das eine Problem durchdrungen? Du hast die Zwischenprüfung geschafft? Du hast das erste Mal eine Klausur im Klausurenkurs für’s Examen mit „knapp 4 Punkten“ bestanden? All das sind deine ganz eigenen Erfolge und nicht etwa nur Glück. 

Auch das Gespräch mit Nicht-Juristen hilft oft. Bewegst du dich zu sehr in der Jura-Bubble verlierst du schnell den Bezug zur Realität vor lauter Leistungsdruck. Da hilft es manchmal, durch Freunde oder Bekannte wieder zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht zu werden. (Obwohl diese nicht selten selbst im beruflichen Umfeld vom Imposter-Syndrom betroffen sind).

Was mir Persönlich außerdem sehr hilft, ist ein Jahresrückblick. Ich versetze mich in mein Ich von vor einem Jahr hinein und frage mich: Wo stand ich heute vor einem Jahr und was habe ich seitdem eigentlich alles erreicht? Und ich sage dir, da kommt eine ganze Menge zusammen, die man schnell als selbstverständlich abtut. Das Jahr besteht aber aus vielen kleinen und großen Erfolgen, auf die wir stolz sein sollten. Wenn es dir hilft schreib dir diesen Jahresrückblick zusätzlich auf, damit du dir deine Erfolge bei Bedarf immer wieder in Erinnerung rufen kannst. 

Von uns Jurastudierenden wird viel Können erwartet aber egal in welchem Stadium deines Studiums du auch gerade steckst, ruf dir in Erinnerung: du kannst bereits verdammt viel!

Um mit einem weiteren Song-Zitat aus meiner Motivations-Playlist abzuschließen:

„Glück nie verwechseln mit Können aber dein Können niemals anzweifeln.“ (Kontra K – „Erfolg ist kein Glück“)

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne mit deinen KommilitonInnen und folg uns auch auf Instagram @goldwaage.jura.

Jura-Examen: Wie findest du ein passendes Repetitorium?

Im April diesen Jahres habe ich mein Repetitorium begonnen. Seit dem werde ich immer wieder gefragt, wie ich es finde und anhand welcher Faktoren ich mich für ein Rep entschieden habe. In diesem Post teile ich meine Erfahrungen und Gedanken zu dem Thema. Zum Schluss des Beitrags findest du einen Fragenkatalog mit Dingen, die du bei der Wahl eines Reps berücksichtigen solltest.

Aber eins nach dem anderen:

Was ist ein juristisches Repetitorium?

Viele Jurastudierende besuchen, ein bis zwei Jahre bevor sie das Examen antreten, ein Repetitorium. Das ist ein Kurs, in dem der wichtigste Stoff aus allen Pflichtfächern noch einmal wiederholt wird. Er wird in der Regel von Diplom- oder VolljuristInnen geleitet. An vielen Unis gibt es ein eigenes Rep, darüber hinaus gibt es externe Anbieter, die für (nicht wenig) Geld Kurse anbieten. Zu den bekanntesten kommerziellen Repetitorien in Deutschland gehören Alpmann Schmidt, Hemmer und die Kiss-Akademie. Darüber hinaus gibt es eine Volljuristen, die private, kleinere Repetitorien leiten. Inzwischen gibt es auch einige Online-Repetitorien, die versprechen, eine Examensvorbereitung im eigenen Tempo von zu Hause aus zu ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel Jura.online, Lecturio, Juracademy und die Akademie Kraatz.

Photo by Vlada Karpovich on Pexels.com

Was kostet ein juristisches Repetitorium?

Juristische Repetitorien, mit Ausnahme des Uni-Reps, sind teuer. Hier kann man gut und gerne zwischen 100,00 und 200,00 Euro monatlich auf den Tisch legen. Online ist es gelegentlich etwas weniger. Hinzu kommen Extras, die man dazu buchen kann wie Klausuren- und Intensivkurse und Einzelunterricht. Ich glaube preislich sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Ich selbst habe mich für einen Basiskurs, indem die Unterlagen und Stunden beinhaltet waren, entschieden und werde in den kommenden Monaten noch einen Klausurenkurs hinzubuchen. So bin ich im Schnitt derzeit bei knapp über 130,00 Euro. Bei einer Laufzeit von einem Jahr kommt so eine ordentliche Summe zusammen. Ich kenne viele Jurastudierende, die bereits im Studium Geld beiseite gelegt haben, um sich das Rep zu finanzieren.

Für welches Rep habe ich mich entschieden?

Ich persönlich habe mich für einen der großen, kommerziellen Anbieter entschieden. Mir war wichtig, dass ich dort mehrmals die Woche hingehen kann (denn eins weiß ich seit Corona: beim Online Lernen bin ich sehr schnell abgelenkt, zudem mag ich den Austausch mit KommilitonInnen vor Ort). Ich habe mich außerdem sicherer gefühlt, zu einem Anbieter zu gehen, der über langjährige Expertise verfügt und gute Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellt. Zu guter Letzt wäre ich gerne ins Uni-Rep gegangen, allerdings pausiert dieses im Rahmen der Semesterferien immer für einige Monate am Stück. Ich wollte jedoch eine stetige Routine in meiner Examensvorbereitung. Somit blieben am Ende in Greifswald nur noch eine Hand voll Anbieter und zwischen denen habe ich mich dann nach Bauchgefühl entschieden.

Bevor ich dir meine Liste an Dingen vorstelle, anhand du ausmachen kannst, welches Rep etwas für dich ist, ist es mir ein Anliegen folgendes zu betonen: Eine gute Examensvorbereitung erkennt man nicht an den Kosten. Ich kenne einige PrädikatsjuristInnen, die sich in alleiniger Vorbereitung – ganz ohne Rep – super Noten erarbeitet haben. Ich kenne auch einige VolljuristInnen, die ohne jegliche Vorbereitung ins Examen gegangen sind und bestanden haben. Das ist, wie so vieles im Studium, eine ganz individuelle Entscheidung, die nur der/die ExamenskandidatIn selbst treffen sollte.

Fragen Vorab:

  • Möchtest du überhaupt ein kommerzielles Rep besuchen?
  • Gibt es an deiner Uni ein gutes Repetitorium? (Wenn ja, kommst du mit den Profs, die es leiten und deren Didaktik gut zurecht?)

Wenn du zwischen mehreren Anbietern schwankst:

  • Wie sind die Preise?
  • Wie gut sind die Unterlagen?
  • An wie vielen Tagen die Woche finden die Kurse statt?
  • Kann man auch online an den Kursen teilnehmen?
  • Wie groß sind die Gruppen?
  • Wie qualifiziert sind die Dozierenden?
  • Gibt es einen Klausurenkurs?
  • Wie anspruchsvoll sind die Stunden und die bearbeiteten Fälle?
  • Wird dein Landesrecht unterrichtet?! (Meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Faktor! Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Kommunalrecht, Baurecht, Polizeirecht rankommt und regionale Bezüge aufweist)

Individuelle Faktoren:

  • Sind Freunde oder Kommilitonen in dem Kurs, sodass man sich gegenseitig motivieren kann?
  • Gibt es Erfahrungsberichte von Leuten, die dort bereits ein Rep abgeschlossen haben?
  • Kannst du dir vorstellen, dort ein Jahr lang regelmäßig hinzugehen?
  • Wenn du bei einem Probehören warst: Was sagt dein Bauchgefühl? Ist das eine Atmosphäre in der du dich wohl fühlst und dich konzentrieren kannst?

Vielleicht helfen dir ein paar dieser Fragen, ein passendes Rep zu finden. Ich wünsche dir viel Erfolg, ganz gleich ob du dich allein, mit dem Uni-Rep oder einem kommerziellen Anbieter auf die Prüfungen vorbereitest.

Wenn dir der Beitrag geholfen hat, teile ihn gerne mit dienen KommilitonInnen und schreib mir deine Gedanken dazu hier oder auf Instagram @goldwaage.jura.