Wie du endlich zufriedener mit deinen Noten wirst

Lesezeit: 3 Minuten

Neulich erzählte mir Carla von einer interessanten Analogie, die sie im Buch „Besser fühlen“ vom Psychologen und Autor Leon Windscheid gelesen hatte. Kurz gefasst ging es um ein Experiment mit zwei Affen, denen jedes Mal ein Stück Gurke im Tausch gegen einen Stein gegeben wurde. Keiner der Affen schien mit den Gurken unzufrieden zu sein. Plötzlich jedoch wurde einem der Affen im Gegenzug eine Weintraube gegeben. Der Affe war ganz entzückt darüber, diesmal etwas „Süßes“ bekommen zu haben. Daraufhin tauschte der zweite Affe ebenfalls noch einmal einen Stein ein und bekam wider Erwarten ein Stück Gurke und keine Weintraube. Anstatt wie bisher seelenruhig seine Gurke zu akzeptieren, bekam er einen Tobsuchtsanfall angesichts dieser „Ungerechtigkeit“. 

„Im Laufe der Evolution, so die Vermutung, war es wichtig, die eigenen Anstrengungen und deren Ergebnis mit anderen zu vergleichen. […] Aus dieser Grundhaltung entsteht die Gefahr, dass man im Vergleichen nie wirklich zufrieden endet.“

– Leon Windscheid, „Besser Fühlen“ (2021), S. 217.

Das erste, woran ich dabei sofort denken musste, waren die Noten im Jurastudium. Wie oft ist es mir und anderen aus meinem Umfeld passiert, dass man ein an sich passables oder sogar gutes Ergebnis erhielt, über das man sich sonst gefreut hätte, aber im Vergleich mit anderen wirkte es plötzlich unbedeutend und ungenügend. Erst neulich beobachtete ich im Bekanntenkreis ebendiese Situation: ein Kommilitone erhielt eine extrem gute Note und konnte sich nicht eine Sekunde darüber freuen, weil jemand anderes aus dem Kurs (aus seiner Sicht vermutlich ungerechtfertigt) eine noch bessere Note erhalten hatte.

Gäbe es also den ständigen Vergleich nicht, dem wir uns selbst immer wieder aussetzen, könnte sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle sogar so etwas wie Zufriedenheit über die eigene Leistung einstellen (unvorstellbar, nicht wahr?). Man könnte sich über die solide und durchaus leckere Gurke freuen, selbst wenn andere auch mal eine Weintraube erhielten.

Was kann man nun aber tun, wenn KommilitonInnen einem ihre Leistungen dennoch ungefragt auf die Nase binden oder sogar damit prahlen und man die eigene Note sofort als minderwertiger betrachtet? Dann hilft nur eine Art Selbst-Coaching, mit dem ich vor vielen Semestern begonnen habe. 

Der Schlüssel lag für mich darin, den Fokus auf mich zu legen und nicht auf andere. Das bedeutet, dass ich jede meiner Leistungen im Lichte meiner Fähigkeiten und Erwartungen betrachte. 

Wie sieht das konkret aus? Nach einer Klausur oder Hausarbeit schätze ich meist mein Gefühl dazu ein. Eine mögliche Abwägung kann so aussehen: „Ich habe für diese Klausur nicht viel lernen können, weil ich lange Zeit krank war und mein Wissen dadurch nicht ganz gefestigt war. Ich bin auf einige Schwerpunkte rückblickend nicht genügend eingegangen, also gehe ich davon aus, dass es wohl um die fünf Punkte werden.“ Damit habe ich mir also einen realistischen Erwartungshorizont an meine Leistung gesetzt. Wenn ich nun tatsächlich fünf Punkte erhalte und ein Kommilitone neun Punkte, packt mich weder ein Vergleichswahn, noch die Missgunst, weil ich weiß: „Ich habe genau das bekommen, was ich auch investiert habe.“ Diese Taktik geht natürlich nicht auf, wenn ich mich ungerecht bewertet fühle. Wenn ich wochenlang an der Ausformulierung meines perfekt anmutenden Gutachtens saß und ein anderer Kommilitone die Hausarbeit innerhalb weniger Tage verfasst und dennoch besser abschneidet. Wenn ich weiß, dass der Kommilitone ein unschlagbares Auffassungsvermögen, Gedächtnis oder Judiz (oder alle drei) besitzt, dann erkenne ich diese Leistung absolut neidlos an und fühle mich sogar inspiriert davon. Intelligente oder fachlich versierte Menschen sehe ich primär nicht als KonkurrentInnen, sondern möchte gerne etwas von ihnen lernen und mich mit ihnen austauschen. Dabei hilft es mir, meinen Selbstwert nicht von juristischen Leistungen abhängig zu machen. Eine nicht bestandene Klausur lässt mich nicht über Nacht inkompetent werden. So abgedroschen es klingen mag, aber seine Schwächen zu kennen und zu ihnen zu stehen, kann eine unglaubliche Stärke darstellen.

Wir fassen zusammen: 

  • Im ersten Schritt erst gar nicht nach links und rechts gucken, 
  • immer einen angemessenen Erwartungshorizont an sich selbst haben, 
  • erfolgreiche Menschen als Vorbild und nicht als Feindbild sehen, 
  • eigene Stärken und Schwächen realistisch einschätzen, 
  • Jura nicht zum Mittelpunkt seiner selbst machen. 

Dieses Mindset führt dazu, dass ich mich seit langem sowohl über die Gurken, als auch über die Weintrauben auf der juristischen Notenskala freuen kann. So oder so – es ist immerhin ein Snack! 😉

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Gedankenanstößen ein wenig weiterhelfen konnte. Wenn du deine Erfahrungen mit dem Thema mit uns teilen möchtest, erreichst du uns auf Instagram unter @goldwaage.jura. 

Legal Bookclub: Der Richter und sein Henker

Ein Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt [Unbezahlte Werbung]

Die Geschichte spielt, anders als der Titel vermuten lässt, nicht in einem Gerichtssaal, sondern rund um ein Polizeirevier in Bern in der Schweiz.

Als dort ein junger Polizist tot aufgefunden wird, macht sich der Kriminalkommissar Bärlach auf die Suche nach dem Täter, zusammen mit seinem Kollegen Tschanz.

Die Geschichte nimmt eine unvorhergesehene Wendung, als die beiden auf einen Geschäftsmann namens Gastmann stoßen, denn viele Spuren deuten auf ihn als Täter hin. Doch nichts ist so eindeutig in “Der Richter und sein Henker”, wie es auf den ersten Blick scheint und die Trennlinie zwischen Tätern und Opfern wird immer unschärfer.

Dürrenmatt behandelt in dieser kurzen Geschichte mit seinem prägnanten und manchmal fast minimalistischen Stil verschiedenste Themen. Neben der Jagd nach Verbrechern geht es um alte Rivalitäten, Krankheit und Selbstjustiz.

„Dann waren Sie der Richter, und ich der Henker“, keuchte der andere.

„Es ist so“, sagte der Alte.

„Und ich, der ich nur Ihren Willen ausführte, ob ich wollte oder nicht, bin nun ein Verbrecher, ein Mensch, den man jagen wird!“

Friedrich Dürrenmatt in „Der Richter und sein Henker“

Ich persönlich habe mich etwas von dem Titel des Buchs leiten lassen und mit einer weitaus Jura-lastigeren Geschichte gerechnet. Dennoch hat mich die kurze Erzählung zum Nachdenken gebracht: Geht es bei Bestrafungen von Verbrechern um den Schutz der Bevölkerung, oder vielmehr um das eigene, sehr subjektive Gefühl von Gerechtigkeit?!  

Endlich wissenschaftlich publizieren – Arbeit bei einer studentische Law Review

Ein Gastbeitrag von Robert Riep

Robert arbeitet seit einigen Semester für die juristische Zeitschrift „GreifRecht“ der Universität Greifswald. Wie er dazu gekommen ist und was genau er dort macht, schildert er in diesem Beitrag.

Für Menschen mit einem Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten – meine persönliche Definition eines Akademikers bzw. einer Akademikerin – ist es vermutlich einer der größten Erfolge, eigene Erkenntnisse durch Veröffentlichung einem größeren Publikum zugänglich zu machen. In der Praxis ist die Hürde zu einem seriösen Medium jedoch regelmäßig nur für promovierte Personen zu nehmen. Genau hier stellen Law Reviews ein „Sprungbrett“ für fortgeschrittene Studierende dar.

Was ist eine studentische Law Review?

Als Autor neigt man gern zu einer Überschätzung der Bekanntheit des eigenen Mediums. Im Fall der GreifRecht erreichen wir mit einer Auflage von 700 Exemplaren wohl nicht einmal die Hälfte der Greifswalder Fachschaft. Deshalb vorweg: Studentische Law Reviews sind von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden herausgegebene Rechtszeitschriften. Die Inspiration dazu kam aus den amerikanischen Fakultäten und hat in den letzten 20 Jahren an einigen deutschen Fachschaften Fuß gefasst. Die Beiträge variieren bei den einzelnen Magazinen. Die GreifRecht beispielsweise setzt sich aus kurzen Hinweisen auf relevante Urteile und Aufsätze des letzten Semesters, professoralen Aufsätzen, guten studentischen Prüfungsleistungen und kurzen Anmerkungen der Redaktion zu prüfungsrelevanten Rechtsproblemen zusammen. Die fachliche Qualität studentischer Beiträge wird im Zweifelsfall von einem professoralen Beiratsmitglied sichergestellt.

Photo by Karolina Grabowska on Pexels.com

Bei der GreifRecht landete ich, als ich mich nach dem Erhalt meiner ersten zweistelligen Hausarbeit ermutigt fühlte, mir ein juristisches Hobby zu suchen. Auch wenn ich sehr gerne recherchiere, fiel es mir lange schwer, in meiner Freizeit weitere Aufsätze und Urteile zu lesen. Ich erhoffte mir, durch den Austausch mit Gleichgesinnten mehr Motivation zu finden. Nach einigem Suchen in der Fakultät traf ich dann auf unseren damaligen Vereinsvorsitzenden, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter. Dieser lud mich auch direkt zur nächsten Redaktionssitzung ein.

Die GreifRecht heißt offiziell Greifswalder Halbjahresschrift für Rechtswissenschaft, d.h. sie erscheint einmal pro Semester. In der Regel läuft die Entstehung einer neuen Ausgabe folgendermaßen ab: Unsere Redaktionsleitung bemüht sich um professorale Ausätze und organisiert den Eingang studentischer Prüfungsleistungen. Natürlich steht es jedem Redaktionsmitglied frei, interessante Kontakte um die Zusendung juristischer Aufsätze zu bitten. So durften wir uns in der letzten Ausgabe über ein Grußwort der Justizministerin Mecklenburg Vorpommerns freuen.

Wie arbeitet eine Redaktion?

Die eigentliche Redaktionsarbeit beginnt dann zum Ende der Vorlesungszeit: Zum einen diskutieren wir in mehreren Sitzungen die eingegangenen Texte unter fachlichen Aspekten und der Relevanz für die Studierendenschaft. Per Mehrheitsbeschluss wird dann über einen Abdruck entschieden. Zudem werden folglich unter den Redaktionsmitgliedern die Redaktionsbeiträge, also Anmerkungen und Abstracts zu Urteilen und Aufsätzen, verteilt. Letzteres ist meist mit einer eingehenden Recherche zu den Veröffentlichungen des letzten Semesters in den bekannten juristischen Zeitschriften verbunden, von denen etwa je 15 Stück auf wenigen Zeilen beschrieben werden. Die gelungensten Abstracts werden am sog. „Abstract-Tag“ von der gesamten Redaktion ausgewählt.

Nachdem dann die Beiträge für das neue Heft beisammen sind, finden zwei Korrekturläufe der Texte statt. Ist dies getan, gehen die Beiträge an unseren Setzer, der die Zeitung im Druckformat zusammenstellt. Diese Fassung wird ebenfalls noch einmal in Teilen von einzelnen Redaktionsmitgliedern auf technische Fehler wie falsche Zeilenumbrüche oder verrutschte Fußnoten kontrolliert.

Wenn wir endlich das neue Heft gedruckt in den Händen halten, steht natürlich noch der Vertrieb an. Neben dem Greifswalder Buchhandel und unseren postalischen AbonnentInnen in ganz Deutschland verkaufen wir die meisten Hefte durch kurze Vorstellungen in den Übungen des neuen Semesters, welche uns die ProfessorInnen dankenswerterweise ermöglichen.

Wie kannst du mitmachen?

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass sich die Reaktionsarbeit auf jeden Fall positiv auf die schriftlichen Fähigkeiten im Studium auswirkt. Der sperrige, für den juristischen Laien schwer zugängliche Ausdruck in der Rechtswissenschaft ist oft nicht unabdingbar. Und über mehr Klarheit in der Sprache freuen sich sicherlich nicht nur Studierende. Zudem bekommt man ein gutes Gefühl dafür, was von Korrigierenden gern gesehen wird und auch, wie man gute Seminararbeiten aufbaut. Damit einher geht ein guter Kontakt zu einigen wissenschaftlichen Mitarbeitenden, die einem auch den einen oder anderen guten Tipp für das Studium mitgeben können. Kurzum: Wer gerne schreibt und Lust hat, das eigene juristische Verständnis über den Pflichtstoff hinaus zu erweitern, kann in der Redaktion einer studentischen Rechtszeitschrift viele schöne Erfahrungen sammeln.

Sollte dieser kurze Einblick euer Interesse an Reaktionsarbeit geweckt haben, meldet euch gern bei redaktion@greifrecht.de! Wir freuen uns immer über neue Gesichter mit Interesse an der Entwicklung der Rechtswissenschaft.

Sieben Wege, deine Motivation wiederzufinden

Deine nächste Klausur steht an und du hast überhaupt keine Lust und Kraft mehr, zu lernen? Die Angst, die Prüfung nicht zu bestehen ist der einzige Grund, warum du noch Lehrbücher aufschlägst? 

Das geht auch anders. Hier geben wir dir sieben Tipps, mit denen du das ganze Semester über motiviert und erfolgreich bleiben wirst. 

1.Schaffe dir eine schöne Lernumgebung 

An einem verwüsteten Schreibtisch im unaufgeräumten Zimmer zu lernen verschlechtert deine Laune allerhöchstens. Schaffe deshalb vor jeder Lerneinheit Ordnung oder weiche in die Bibliothek aus. Außerdem kannst du im Hintergrund Musik hören, wenn du zu Hause bist eine Kerze anzünden oder etwas tun, was deiner Umgebung Gemütlichkeit verleiht. Ich persönlich stelle mir gerne einen Blumenstrauß oder ein paar Pflanzen auf meinen Schreibtisch. 

2.Routine entwickeln 

Ein leichter Schritt, sich zum Lernen aufzuraffen, ist es, Routinen zu entwickeln. Damit ist zum einen eine zeitliche Routine gemeint (z.B. jeden Montag von 09.00-14.00 in die Bibliothek zu gehen), aber auch bestimmte Abläufe zu automatisieren. Ich habe für mich persönlich den Ablauf entwickelt, mein Zimmer zu durchlüften, mir in der Zwischenzeit einen Kaffee zu kochen und dann als allererstes meinen Lernplan auf den neuesten Stand zu bringen. Beide Angewohnheiten haben den Vorteil, dass ich nicht jedes Mal überlegen muss, wann ich lerne und wie ich damit beginne. 

3. Das Interesse an dem Thema verstärken

Warum mögen wohl so viele Studierende Strafrecht? Sicherlich, weil die Fälle, die man behandelt, oft einen Realitätsbezug haben, den man gut nachvollziehen kann. Das kannst du selbstverständlich auch auf andere Fächer übertragen: Höre dir Podcasts zu rechtlichen Themen an, die dich interessieren. Durchdenke Fälle aus deinem Umfeld, um für Privatrecht zu üben. Achte, wenn du Nachrichten schaust, auf Gerichtsurteile, die verkündet werden. So hast du viele Anknüpfungspunkte, mit denen du auch weniger interessante Themen verbinden kannst. 

4. Mit FreundInnen lernen

Old but gold: Schnappe dir ein paar FreundInnen mit denen du zusammen lernen kannst. Das ist nicht nur sinnvoll, um am Ball zu bleiben, es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass du dir den ein oder anderen Trick von den anderen abschauen kannst. 

5. Probiere etwas Neues 

So gut wie Routinen auch sein können, manchmal sind sie bekanntlich tödlich. Wenn du merkst, dass du festgefahren bist, strukturiere deinen Alltag ein wenig um. Es geht dabei gar nicht um große Veränderungen. Wähle zum Lernen ein anderes Skript, gehe in die Bibliothek, anstatt zu Hause zu bleiben- oder andersherum, mache in deiner Lernpause einen Spaziergang… All diese kleinen Schritte werden dir helfen, aus einem Trott heraus zu kommen.  

6.Setze dir kleine Ziele

Immer erst zufrieden zu sein, wenn eine Prüfung bestanden ist, macht auf Dauer unglücklich und ist der absolute Motivationskiller. Setze dir deshalb kleine Ziele, die du täglich erreichen kannst. Sei stolz darauf, wenn du dir eine Definition merkst, ein paar Seiten im Lehrbuch gelesen hast oder einen kurzen Fall gelöst hast. 

7. Finde ein Ende

Ja, es ist richtig: Man kann sich totlernen. Um das Semester über nicht (mental) draufzugehen, ist es wichtig, dass du deinem Lernen Grenzen setzt. Beschränke dich sowohl inhaltlich (zunächst auf die wesentlichen Themen) als auch zeitlich. Lege dir Uhrzeiten fest, nach denen du kein Buch mehr in die Hand nimmst und nimm dir zwischendrin einen komplett freien Tag. Nur so ist es möglich, sein Leben auch noch anderen Dingen als dem Studium zu widmen.

Falls dir der Beitrag gefallen hat, oder du noch weitere Ideen hast, schreib mir gerne auf Instagram @goldwaage.jura .

X Carla