Interview Mireen Lintl: Wie kommt man gesund durchs Examen?

Mireen Lintl hat zunächst die juristische Ausbildung absolviert und sich Stück für Stück dem Coaching zugewandt. Die Nachfrage nach Nachhilfe in Lernstrategien und Stressbewältigung in Jura war so groß, dass sie 2023 das Mindset-Rep ins Leben rief. Sie will angehenden JuristInnen helfen, resilient, motiviert und mit Fokus durch die herausfordernde Studien- und Examenszeit zu kommen. Neben der klassischen juristischen Ausbildung hat sich die Prädikatsjuristin an der Coaching Akademie Berlin zum zertifizierten Personal-, Business- und Karrierecoach ausbilden lassen.

Im Interview habe ich sie – nicht ganz uneigennützig- rund ums Thema Stressbewältigung im Examen mit Fragen gelöchert.

Mireen, wieso ist es so schwer, in der Examensvorbereitung die Nerven zu behalten?

Zum einen liegt das daran, dass man über so einen langen Zeitraum lernen muss. Man kann nicht sagen, „Ich reiße mich jetzt mal zwei, drei Wochen zusammen”. Dazu kommt die hohe Stofffülle, verbunden mit dem Gefühl, dass die Zeit für den Lernstoff nicht reicht. Es wird leider immer irgendetwas geben, das man nicht abgedeckt hat.

Man kann sich das vorstellen wie eine Box, in die man mit einer Taschenlampe hineinleuchtet. Wenn man Glück hat, kann man irgendwann viele Bereiche der Box ausleuchten, aber in die allerletzten Ecken kann man nur schwer gelangen. Es wird immer irgendetwas geben, das man nicht sieht. Wenn man sich damit ein wenig abfinden kann, nimmt das eine Menge Druck.

Außerdem ist die Jurabubble nicht unbedingt für ihren gegenseitigen Support bekannt. Es herrscht oft keine gute Fehlerkultur und viele denken in Extremen – entweder man ist enorm leistungsstark oder kann es direkt vergessen. Dabei wird der individuelle Weg oft vergessen und viele Studierende glauben, sie müssten alles mit sich selbst ausmachen. Das kann nicht zuletzt zu dem klassischen Impostor-Syndrom führen, dass man Angst hat, die anderen würden bald bemerken, dass man eigentlich gar nichts kann.

Ging dir selbst das auch so?

Im ersten Examen fiel es mir noch leichter. Ich habe im Studium auch eher von Klausur zu Klausur gelernt und war dann im Repetitorium zunächst von der Stofffülle erschlagen. Ich habe es dann aber gut geschafft, mich durch regelmäßiges Lernen hochzuarbeiten. Da war ich mental gut aufgestellt. Im zweiten Examen, im Referendariat, wurde allerdings wenige Tage vor meinen Examensklausuren klar, dass Corona nach Deutschland kommen würde und die Examensklausuren um mehrere Monate verschoben werden müssten. Die Ungewissheit, die dadurch herrschte, hat mich total gestresst. Der Stofffülle bin ich durch die Lernstrategien jedoch ganz gut begegnet.

Als Coach hast du sicher einen guten Eindruck von vielen verschiedenen Studierenden. Gibt es klassische Fehler oder Glaubenssätze, die Examenskandidaten mit sich herumtragen?

Ein paar klassische Glaubenssätze sind “Ich bin nicht gut genug”, “Die anderen sind alle besser” oder “Mein Wert ist an meine Leistung geknüpft”. Man kann diesen Gedanken aber gut auf den Grund gehen und sie auflösen. Dahinter steckt häufig der Gedanke “Ich kann es nicht schaffen.” Leistungsdruck und Perfektionismus können dann eine Schutzstrategie sein, um Kontrolle wiederzuerlangen.

Hast du einen Tipp, was ich tun kann, wenn ich bemerke, dass ich dem Druck gerade nicht standhalte? Vielleicht eine Art Notfallplan?

Erstmal würde ich die Gedanken auch als solche identifizieren. Es hilft sich klarzumachen, dass die Ängste und Sorgen wirklich nur ein Gedanke sind und die Perspektive von “Ich bin ein Gedanke” zu “Ich habe einen Gedanken” zu wechseln. Dann kann ich mich von diesem Gedanken auch distanzieren. Im nächsten Schritt kann ich vielleicht sogar feststellen, was für ein Glaubenssatz sich dahinter verbirgt. Außerdem kann ich mir überlegen, wie ich die Situation alternativ bewerten könnte. Ist mein Gedanke die einzige Wahrheit und könnte man das noch anders sehen?

Wie sähe denn eine gesunde Examensvorbereitung aus?

Hier würde ich den Fokus auf zwei Punkte legen, nämlich Lernstrategie und mentale Stärke. Ein wichtiger Teil dabei ist Struktur und Planung. Es hilft ungemeinen einen guten Lernplan sowie eine gute Lernorganisation zu haben. Das Ziel sollte sein, von einem unbewussten Drauf-Los-Lernen weg– und zu einem bewussten Lernen hinzukommen. Dafür kann man analysieren, was für einen persönlich am besten funktioniert: Lerne ich besser in der Bibliothek oder zu Hause? Wie schaffe ich es, nach einem Lerntag abzuschalten? Wie strukturiert ist mein Schreibtisch? Wie sind meine Unterlagen organisiert? Wie ist mein soziales Umfeld? Tun mir die Leute um mich herum gut oder rauben mir die Leute Energie? Was habe ich für einen Lerntyp? Mit was für Materialien lerne ich? Schreibe ich blind viele Karteikarten mit hohem Zeitaufwand und vergesse dabei, aktiv zu lernen?

„Das Ziel sollte sein, von einem unbewussten Drauf-los-lernen weg – und zu einem bewussten Lernen hinzukommen.“

Mireen Lintl

Im Fokus sollte dabei stehen, ein gesundes Lernumfeld ohne Ablenkungen zu kreieren. In Bezug auf Lernzeiten empfehle ich Intervalle von max. 60 bis 90 Minuten, gefolgt von einer Pause. Das Gehirn braucht spätestens dann Ruhe, um überhaupt wieder aufnahmefähig zu sein. Auch Motivation spielt eine große Rolle. Ich empfehle meinen KlientInnen immer sich ein Dokument anzulegen, auf das sie aufschreiben, was sie motiviert. Wer möchte, kann sich auch konkrete Ziele vorstellen und visualisieren, wie es sich anfühlt, diese zu erreichen. Die innere Haltung und das, worauf ich meine Blick richte sind dabei ganz entscheidend. Wer stark an sich zweifelt, dem empfehle ich, mal eine Liste zu schreiben: Was spricht dafür, dass ich dieses Examen bestehe? Oder für Personen die ihren Selbstwert eng mit ihren Leistungen verknüpft haben: Was spricht dafür, dass ich mehr bin als meine Leistungen?

Gibt es denn Not-To-Dos, also Dinge, die man in der Examensvorbereitung unbedingt vermeiden sollte?

Auf Platz eins steht für mich das Vergleichen und ständig an den eigenen Leistungen zu zweifeln. Ich rate auch davon ab, ins Blaue hineinzulernen. Täglich neu zu entscheiden, wann ich in die Bibliothek gehe, dann ewig ohne Pausen zu lernen ist nicht nachhaltig. Auch den Fokus immer nur auf Misserfolge zu richten ist ein Not-To-Do. Und natürlich, viel am Handy zu sein und sich schnell ablenken zu lassen. 

Viele Studierende hadern damit, eine gute Balance zwischen Freizeit und Lernen zu finden. Gibt es einen Maßstab, an dem man sich orientieren kann?

Erholung ist nie wichtiger als in der Zeit, in der man eine so angestrengt arbeitet. Das ist wie beim Spitzensport, wo man Regeneration braucht, um wieder leisten zu können. Es geht darum, in den Fokuszeiten wirklich zu lernen. Dann kann man auch in den Pausenzeiten richtig Pause machen. Ich nenne das immer „Goldene Lernzeit“, in der man ganz bei der Sache ist.

Ich selbst habe in meiner Examensvorbereitung Samstags Probeklausuren geschrieben, im Anschluss gegebenenfalls noch ein paar Dinge nachgelesen und mir dann das Wochenende frei genommen. Man braucht zwischendrin wirklich 24 Stunden „jurafrei“. Nichts steigert die Motivation mehr, als sich das dann auch zu gönnen und sich zu belohnen. Belohnungen sollten nicht an bestimmte Noten geknüpft sein, sondern einen Ausgleich zur harten Lernzeit darstellen.

Ich empfehle außerdem, unter der Woche früh mit dem Lernen anzufangen und früh aufzuhören, um noch etwas vom Nachmittag zu genießen. So kann man auch über einen langen Zeitraum gut durchhalten.

Hast du Empfehlungen, für Leute, die sich mit den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Studium mehr befassen wollen?

Zum Thema Glaubenssätze kann ich die Bücher von der Psychologin Stefanie Stahl sehr empfehlen, zum Beispiel “Das Kind in dir muss Heimat finden.” Sie hat auch zwei Podcasts “Stahl aber herzlich” und “So bin ich eben”, aus denen man sehr viel Grundlegendes über Persönlichkeitsentwicklung mitnehmen kann. Auch Nicole LePera, eine amerikanische Psychologin, hat einen sehr spannenden Instagramkanal und ebenfalls ein Buch geschrieben namens “Heile dich selbst”. Spannend und wissenschaftlich sehr fundiert fand ich das Buch “Besser Fühlen” vom Psychologen Leon Windscheid. Zum Thema Stressbewältigung lege ich jedem auch Bas Kasts “Kompass für die Seele” sehr ans Herz.

Ich bedanke mich herzlich bei Mireen für das spannende Interview. Hier gelangt ihr zu ihrer Website und hier könnt ihr euch für ihren Newsletter anmelden, um nichts mehr zu verpassen.

Diese 3 Dinge würde ich anders machen, wenn ich nochmal Jura studieren würde

Heute will ich drei Strategien und Lerntipps mit dir teilen, deren unglaublicher Nutzen mir leider zu spät aufgefallen ist. Vielleicht kannst du ja aus meinen Fehlern lernen.

1.Ein Karteikartensystem anlegen (oder kaufen)

Ich weiß zugegeben schon sehr lange, wie wichtig aktive Wiederholungen sind, um Gelerntes zu festigen. Zu Beginn meines Studiums schrieb ich mir Karteikarten von der Hand, später nutzte ich die App Anki – tja und dann nutze ich leider einen recht langen Zeitraum gar kein System, um Definitionen, Schemata und Meinungsstreite zu behalten. Bei mir rächte sich das mit Beginn der Examensvorbereitung. Es war frustrierend festzustellen, dass mir schon leichteste Definitionen aus den ersten Semestern nicht mehr einfielen. Deswegen entschied ich mich, mir ein Set Karteikarten mit dem wichtigsten Jurawissen für die Anki zu kaufen. Und ich wünschte, ich hätte es eher getan. Anki ist meiner Meinung nach perfekt, weil ein Algorithmus dir vorgibt, wann es Zeit ist, bestimmte Karten zu wiederholen. Aber auch, weil du die Karten unkompliziert immer wieder anpassen kannst und nicht zuletzt, weil du sie auf deinem Handy/ PC, etc. immer dabei hast. Ach ja, und zerknicken können die Karten auch nicht.

Ich weiß, dass viele Studierende die Haptik echter Karteikarten schätzen oder durch den Akt des Schreibens bereits Inhalte verstehen. Selbstverständlich lässt sich genauso gut hier schon in frühem Semestern ein gutes System anlegen. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich natürlich auch bedruckte Karteikarten der namhaften Repetitorien oder Verlage kaufen.

Das Medium ist letztlich egal. Wichtig ist lediglich, regelmäßig die Grundlagen zu wiederholen. Nur die wenigsten von uns holen wahrscheinlich regelmäßig ihre Mitschriften aus den ersten Semestern hervor und pauken nochmal die Grundlagen. Einen Stapel Karteikarten abzuarbeiten hingegen, kann man prima in seine Lernroutine einarbeiten und so immer am Ball bleiben. Ich wünschte, das hätte ich eher beherzigt.

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2. Eine produktive Lerngruppe gründen

Geteiltes Leid ist halbes Leid, nicht wahr? Das gilt erst recht im Jurastudium. Eine Lerngruppe schafft nicht nur dem einsamen Vor-Sich-Hinlernen Abhilfe, sondern bringt Abwechslung in den Studienalltag. Außerdem kann man sich in seinem Wissen, sowohl was fachliches als auch Lernmethoden angeht, unterstützen und ergänzen.

Allerdings ist Lerngruppe nicht gleich Lerngruppe. Um zielführend zu lernen, empfehle ich:

  • Trefft euch mit maximal vier Leuten, idealerweise versteht ihr euch untereinander gut, aber könnt auch produktiv arbeiten.
  • Setzt das Treffen regelmäßig an und nutzt einen Zeitpunkt am Nachmittag, wenn die Konzentration etwas nachlässt und ihr das wichtigste aus dem Selbststudium bereits erledigt habt.
  • Überlegt euch im Voraus, was Inhalt der Stunden werden soll (löst ihr im Voraus einen Fall und besprecht diesen; besprecht ihr ein Urteil, fragt ihr euch Wissen ab?…)

Außerdem behaupte ich (und das ist meine sehr subjektive Meinung) lohnt sich eine regelmäßige Lerngruppe erst ab etwas fortgeschrittenen Semestern. Das Risiko, die Zeit mit Quatschen zu verbringen und sich gegenseitig zu verunsichern ist in den ersten Semestern doch recht groß. Steckt man allerdings schon etwas tiefer im Stoff, kann man besser einschätzen, wie eine zielführende Gestaltung einer Lerngruppenstunde aussieht. Ich bin selbst erst mit Beginn des Repertoriums in den Genuss einer regelmäßigen Lerngruppe gekommen und wünschte, ich hätte das früher probiert.

3.Bewirb dich für spannende Praktika

Bitte nicht falsch verstehen. Ich habe sehr spannende Praktika absolviert. Aber an Großkanzleien, Justiziariate in Medienhäusern, Ministerien, etc. habe ich mich leider nicht herangetraut. Rückblickend weiß ich gar nicht wieso, für einige hatte ich sogar die Bewerbungen bereits geschrieben. Wahrscheinlich hinderte mich die Angst, nicht angenommen zu werden oder noch schlimmer: angenommen zu werden und mich dann dort zu blamieren. Schade, denn vielleicht wäre es ja besser gelaufen als gedacht. Deswegen mein Appell, wenn du mit dem Gedanken liebäugelst, dich auf ein etwas ausgefalleneres oder anspruchsvolles Praktikum zu bewerben: Tu es. In jedem Falle wirst du etwas lernen und – um es mit den Worten eines kitschigen Wandtattoos aus den 2000ern zu sagen „Am Ende bereuen wir nur die Chancen, die wir nicht wahrgenommen haben“.

Was hättest du gerne eher im Studium gewusst? Oder hast du mal einen Tipp bekommen, der dein Studium verändert hat? Schreib mir gerne deine Erfahrungen hier als Kommentar oder bei Instagram @goldwaage.jura.

Wie du endlich zufriedener mit deinen Noten wirst

Lesezeit: 3 Minuten

Neulich erzählte mir Carla von einer interessanten Analogie, die sie im Buch „Besser fühlen“ vom Psychologen und Autor Leon Windscheid gelesen hatte. Kurz gefasst ging es um ein Experiment mit zwei Affen, denen jedes Mal ein Stück Gurke im Tausch gegen einen Stein gegeben wurde. Keiner der Affen schien mit den Gurken unzufrieden zu sein. Plötzlich jedoch wurde einem der Affen im Gegenzug eine Weintraube gegeben. Der Affe war ganz entzückt darüber, diesmal etwas „Süßes“ bekommen zu haben. Daraufhin tauschte der zweite Affe ebenfalls noch einmal einen Stein ein und bekam wider Erwarten ein Stück Gurke und keine Weintraube. Anstatt wie bisher seelenruhig seine Gurke zu akzeptieren, bekam er einen Tobsuchtsanfall angesichts dieser „Ungerechtigkeit“. 

„Im Laufe der Evolution, so die Vermutung, war es wichtig, die eigenen Anstrengungen und deren Ergebnis mit anderen zu vergleichen. […] Aus dieser Grundhaltung entsteht die Gefahr, dass man im Vergleichen nie wirklich zufrieden endet.“

– Leon Windscheid, „Besser Fühlen“ (2021), S. 217.

Das erste, woran ich dabei sofort denken musste, waren die Noten im Jurastudium. Wie oft ist es mir und anderen aus meinem Umfeld passiert, dass man ein an sich passables oder sogar gutes Ergebnis erhielt, über das man sich sonst gefreut hätte, aber im Vergleich mit anderen wirkte es plötzlich unbedeutend und ungenügend. Erst neulich beobachtete ich im Bekanntenkreis ebendiese Situation: ein Kommilitone erhielt eine extrem gute Note und konnte sich nicht eine Sekunde darüber freuen, weil jemand anderes aus dem Kurs (aus seiner Sicht vermutlich ungerechtfertigt) eine noch bessere Note erhalten hatte.

Gäbe es also den ständigen Vergleich nicht, dem wir uns selbst immer wieder aussetzen, könnte sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle sogar so etwas wie Zufriedenheit über die eigene Leistung einstellen (unvorstellbar, nicht wahr?). Man könnte sich über die solide und durchaus leckere Gurke freuen, selbst wenn andere auch mal eine Weintraube erhielten.

Was kann man nun aber tun, wenn KommilitonInnen einem ihre Leistungen dennoch ungefragt auf die Nase binden oder sogar damit prahlen und man die eigene Note sofort als minderwertiger betrachtet? Dann hilft nur eine Art Selbst-Coaching, mit dem ich vor vielen Semestern begonnen habe. 

Der Schlüssel lag für mich darin, den Fokus auf mich zu legen und nicht auf andere. Das bedeutet, dass ich jede meiner Leistungen im Lichte meiner Fähigkeiten und Erwartungen betrachte. 

Wie sieht das konkret aus? Nach einer Klausur oder Hausarbeit schätze ich meist mein Gefühl dazu ein. Eine mögliche Abwägung kann so aussehen: „Ich habe für diese Klausur nicht viel lernen können, weil ich lange Zeit krank war und mein Wissen dadurch nicht ganz gefestigt war. Ich bin auf einige Schwerpunkte rückblickend nicht genügend eingegangen, also gehe ich davon aus, dass es wohl um die fünf Punkte werden.“ Damit habe ich mir also einen realistischen Erwartungshorizont an meine Leistung gesetzt. Wenn ich nun tatsächlich fünf Punkte erhalte und ein Kommilitone neun Punkte, packt mich weder ein Vergleichswahn, noch die Missgunst, weil ich weiß: „Ich habe genau das bekommen, was ich auch investiert habe.“ Diese Taktik geht natürlich nicht auf, wenn ich mich ungerecht bewertet fühle. Wenn ich wochenlang an der Ausformulierung meines perfekt anmutenden Gutachtens saß und ein anderer Kommilitone die Hausarbeit innerhalb weniger Tage verfasst und dennoch besser abschneidet. Wenn ich weiß, dass der Kommilitone ein unschlagbares Auffassungsvermögen, Gedächtnis oder Judiz (oder alle drei) besitzt, dann erkenne ich diese Leistung absolut neidlos an und fühle mich sogar inspiriert davon. Intelligente oder fachlich versierte Menschen sehe ich primär nicht als KonkurrentInnen, sondern möchte gerne etwas von ihnen lernen und mich mit ihnen austauschen. Dabei hilft es mir, meinen Selbstwert nicht von juristischen Leistungen abhängig zu machen. Eine nicht bestandene Klausur lässt mich nicht über Nacht inkompetent werden. So abgedroschen es klingen mag, aber seine Schwächen zu kennen und zu ihnen zu stehen, kann eine unglaubliche Stärke darstellen.

Wir fassen zusammen: 

  • Im ersten Schritt erst gar nicht nach links und rechts gucken, 
  • immer einen angemessenen Erwartungshorizont an sich selbst haben, 
  • erfolgreiche Menschen als Vorbild und nicht als Feindbild sehen, 
  • eigene Stärken und Schwächen realistisch einschätzen, 
  • Jura nicht zum Mittelpunkt seiner selbst machen. 

Dieses Mindset führt dazu, dass ich mich seit langem sowohl über die Gurken, als auch über die Weintrauben auf der juristischen Notenskala freuen kann. So oder so – es ist immerhin ein Snack! 😉

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Gedankenanstößen ein wenig weiterhelfen konnte. Wenn du deine Erfahrungen mit dem Thema mit uns teilen möchtest, erreichst du uns auf Instagram unter @goldwaage.jura. 

Jura sportlich nehmen – Eine neue Perspektive auf‘s Studium

Vor nicht allzu langer Zeit war ich morgens joggen. Ich lief am Wasser entlang, die Sonne schien mir ins Gesicht und über meine Kopfhörer hörte ich einen Podcast. Dabei ahnte ich nicht, dass das, was die Sprecherin erzählen würde, meine Perspektive auf das Jurastudium so verändern würde.

Die Sprecherin war English Gardner, Olympiasiegerin im Sprinten und derzeitige Anwärterin auf den Titel “Schnellste Frau der Welt”.

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English ist eine faszinierende Person mit einer sehr bewegten Biografie. Sie stammt aus schwierigen Verhältnissen hatte in ihrer Karriere mehrfach mit Verletzungen, Depressionen und herben Rückschlägen zu kämpfen. Das alles hielt sie jedoch nie von ihrem großen Traum, den Olympischen Spielen, ab.

An einer Stelle im Podcast sagt sie sinngemäß: Ich musste lernen, den Sport von meinem Charakter zu trennen. Danach erläutert sie, dass sie mit der Zeit verstanden hat, schlechte Leistungen nur als solche zu sehen und nicht als persönliche oder charakterliche Schwäche.

Das heißt im Umkehrschluss aber auch, gute Leistungen nicht zu sehr an den eigenen Selbstwert zu koppeln.

Diese Aussage fand ich auch für das Jurastudium sehr zutreffend. Ab Semester eins bereiten wir uns auf den großen Wettbewerb, das Staatsexamen, vor. Dabei trainieren wir ständig unsere Fähigkeiten und für einige wird das Studium zum wichtigsten Lebensinhalt oder Teil des Charakters.

Ich finde den Gedanken, das Studium nicht als Teil der Persönlichkeit, sondern eher als eine Sportart zu sehen, sehr entlastend.

Eine schlechte Note und eine bissige Randbemerkung des Korrektors sind dann nicht mehr ein Angriff auf die erbrachte Leistung, sondern Feedback vom Trainer. Ein verpatzter Freiversuch gleicht dann mehr einer verpassten Olympia-Qualifikation (die man nach erneutem Training wiederholen kann) als einer persönlichen Niederlage.

Jura wird dadurch wieder etwas, das man “macht” und nicht das man “ist”. Das erleichtert den Umgang mit jeder Art von Feedback ungemein.

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Das Jurastudium genießen – geht das überhaupt?

Ein Plädoyer, das Studium nach den eigenen Wünschen zu gestalten

Um ein Haar hätte ich vor ein paar Jahren das Jurastudium nicht begonnen. Denn unter allen Jura-Klischees hält sich dieses wohl am hartnäckigsten: Wer Jura studiert, gibt sein Privatleben auf.

Jetzt, nachdem ich die universitäre Ausbildung zum Großteil hinter mich gebracht habe, kann ich sagen: das ist Quatsch. Das Jurastudium war (bisher) eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Weder war ich chronisch gestresst, noch musste ich Sport, Hobbies und Freundschaften aufgeben – im Gegenteil.

(Kleiner Disclaimer: Meine Erfahrungen beziehen sich noch nicht auf die Examensvorbereitung, diese ist sicherlich um einiges fordernder…)

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Das Studium ist das, was du draus machst

Natürlich möchte ich das Studium nicht verklärt darstellen. Es gibt harte Prüfungsphasen, Rückschläge, wenig „freie“ Semesterferien und im allgemeinen einiges, wann man an Ablauf und Struktur bemängeln kann. Trotzdem konnte ich viel Zeit meines Studiums genießen und bin zu dem Schluss gekommen: Das Jurastudium ist das, was du daraus machst.

Das Studium nach deinen Anforderungen gestalten

Das tolle an Jura ist nämlich, dass du viele Aspekte deines Studienverlaufs selbst einteilen kannst.

1. Die Dauer Du kannst kurz und intensiv studieren und viele Prüfungen so schnell wie möglich hinter dich bringen. Oder aber einige Umwege gehen, ein Auslandssemester machen, wenige Vorlesungen im Semester besuchen und dir Zeit lassen.

2. Fachliche Ausrichtung Du wusstest schon immer, dass du StrafverteidigerIn werden möchtest? Dann wähle deine Praktika und deinen Schwerpunkt so, dass du schon einige Erfahrungen für deinen Traumberuf sammeln kannst. Vielleicht findest du ja auch einen Nebenjob bei einer Strafrechtskanzlei oder kannst ehrenamtlich Gefängnisinsassen unterstützen. Auf jeden Fall kannst du bereits während deines Studiums eine fachliche Richtung einschlagen.

3. Freizeitgestaltung Trotz vieler Vorlesungen und Prüfungen bleibt mit einem guten Zeitmanagement auch im Studium noch Zeit für Hobbies, Nebenjob und Freunde. Außerdem gibt es an den meisten Unis spannende Angebote für juristische Nebenaktivitäten wie Moot Courts, Rechtsberatung, Debattierclubs, Jura-Zeitungen und vieles mehr…

Meine Erfahrungen

Ich habe einen Mittelweg gewählt. Vorlesungen und Prüfungen habe ich innerhalb der Regelstudienzeit besucht bzw. absolviert.

Meine Lernaktivität lässt sich in intensive und weniger intensive Phasen einteilen. Einige Wochen vor Klausuren und Hausarbeiten hatte ich ein relativ strammes Lern- und Arbeitsprogramm, in das ich nach wie vor Zeit für Hobbies und Freunde einplante, aber den ein oder anderen Abstrich machte. In der übrigen Zeit pendelte es sich auf ein entspanntes Pensum ein, bei dem ich ein paar Vorlesungen besuchte und das ein oder andere las – mehr nicht.

Schon zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich auch eine Zeit lang im Ausland studieren möchte. – Die beste Entscheidung überhaupt. Ich ging für ein halbes Jahr nach Schweden, wo ich nicht nur einiges lernte, sondern auch wundervolle neue Freundschaften schließen konnte und Land und Leute besser kennenlernte.

Außerdem absolvierte ich Praktika in Bereichen, die mich wirklich interessierten. Dadurch war ich nicht nur besonders motiviert, sondern hatte auch Spaß an der Arbeit und nicht das Gefühl, meine Zeit absitzen zu müssen.

Zu guter Letzt habe ich auch proaktiv dafür gesorgt, dass das Studium mein Privatleben nicht einnimmt. Dafür habe ich Urlaube, freie Tage, Zeit für Freunde und Hobbies fest eingeplant und konnte guten Gewissens abschalten.

Wie stehst du zu dem Thema? Hinterlass uns gerne einen Kommentar. Wenn dir der Beitrag gefallen hat, folge uns doch hier und auf Instagram @goldwaage.jura.

Interview: Psychotherapeutin Anna Lübberding

Depressionen im Jurastudium

Anna Lübberding ist Psychotherapeutin und Coach und betreibt eine Praxis in Hamburg. Im Interview hat sie mit uns darüber gesprochen, wie man eine Depression erkennt, wann und wo man sich Hilfe suchen sollte und ob eine Therapie die juristische Karriere negativ beeinflussen kann.

Psychotherapeutin Anna Lübberding

Goldwaage: Das Wort “Depression” wird seit einigen Jahren vermehrt inflationär gebraucht. Woran kann ich erkennen, ob ich selbst eine Depression habe? Und was ist der Unterschied zwischen ein paar “schlechten Tagen” und einer klinischen Depression?

Anna Lübberding: Eine Depression geht eben deutlich über ein paar schlechte Tage mit Traurigkeit hinaus. Es müssen verschiedene Kriterien erfüllt und auch ein gewisser Zeitaspekt vorhanden sein, um von einer Depression sprechen zu können. Depression drückt sich bei Menschen unterschiedlich aus: ein Patient von mir beschrieb es mal, als würde man durch ein verregnetes Fenster auf den grauen Himmel schauen, eine Patientin sagte sie fühle sich wie abgeschirmt von der Umgebung; eine andere, dass ihr alles irreal und sinnlos vorkomme. Auch wenn eine Depression viele Gesichter hat, sind die Symptome einer Depression klar definiert (zu finden im ICD-10 der WHO). Es zeigt sich, dass sich eine Depression sowohl psychisch, körperlich als auch emotional bemerkbar macht. Es gibt drei Hauptsymptome:

  • gedrückte Stimmung/Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, manchmal auch Gefühlslosigkeit
  • Interessenverlust und Freudlosigkeit
  • Verminderter Antrieb mit erhöhter Ermüdbarkeit

Dann gibt es noch eine Reihe an Zusatzsymptome wie verminderte Konzentration, vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Schlafstörungen und/oder verminderter Appetit (in selteneren Fällen auch erhöhter Appetit.) Bei Frauen sind Menstruationsbeschwerden keine Seltenheit, bei Männern leidet oft die Libido und damit die Erektionsfähigkeit.

Aufgrund der Vielfalt der individuellen Variationen wird eine Depression manchmal als solche verkannt. Wenn du eine Kombination dieser Symptome über mindestens 14 Tage oder länger bei dir feststellst, sollte das als Anlass dienen, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Goldwaage: Jura ist ein Studiengang, in dem hoher Druck herrscht. Viele psychisch gesunde Studierende stoßen in der Examensvorbereitung an ihre Grenzen und berichten beispielsweise von Angst und chronischem Stress. Als depressive Person ist es ja möglich, diese Erfahrungen wesentlich intensiver wahrzunehmen. Worauf sollte ich also achten, wenn ich trotz Diagnose ein sehr forderndes Studium wähle?

Es ergibt Sinn, sich einmal genauer die Ursachen einer Depression anzuschauen, um diese Frage zu beantworten. Es spielen sowohl innere als auch äußere Faktoren zusammen – genetische als auch psychosoziale Faktoren. Gegen genetische Faktoren wie z.B. ein erhöhtes Risiko an Depression zu erkranken, wenn jemand in der Familie erkrankt ist, können wir wenig machen. Worauf wir allerdings einen Einfluss haben, ist sich frühzeitig behandeln zu lassen – denn je eher wir handeln, desto besser die Heilungschancen.

Um die Faktoren einer Depression besser zu verstehen, hilft es sich das „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“ näher anzusehen. Das besagt, dass alle Menschen psychisch erkranken können, wenn eine gewisse Belastungsgrenze erreicht ist. Man kann sich das wie ein Fass vorstellen, das unterschiedlich schnell zum Überlaufen gebracht werden kann. Manchmal passt viel Wasser hinein (Klausuren, privater Stress, Trennung, Einsamkeit), manchmal weniger. Jeder Mensch ein hat unterschiedliches Fassungsvermögen („Anfälligkeit/Vulnerabilität“), ist also unterschiedlich belastbar. Um die eigene mentale Gesundheit nun bei einem sehr schweren und stressigen Studium, in dem hoher Druck herrscht, zu schützen, gilt es drauf zu achten dieses Fass nicht zum Überlaufen zu bringen.

Hier hilft es den „Energieräubern“ (Belastungen) „Energiegebern“ (Ressourcen) gegenüber zustellen: kurze Mittagspausen mit Freunden, 10 Minuten Meditieren am Tag, kleine Auszeiten, wie ein schneller Spaziergang um den Block, generell Sport (übrigens das beste Antidepressivum, was es auf dem Markt gibt), Auszeiten, Selbstfürsorge etc.

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Oftmals höre ich dann „Ich habe so viel Stress, wie soll ich das noch mit in den Alltag einbringen?“ und dazu erzähle ich immer folgende Geschichte:

Es war einmal ein Holzfäller, der bei einer Holzgesellschaft um Arbeit vorsprach. Das Gehalt war in Ordnung, die Arbeitsbedingungen verlockend, also wollte der Holzfäller einen guten Eindruck hinterlassen. Am ersten Tag meldete er sich beim Vorarbeiter, der ihm eine Axt gab und ihm einen bestimmten Bereich im Wald zuwies. Begeistert machte sich der Holzfäller an die Arbeit. An einem einzigen Tag fällte er achtzehn Bäume. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte der Vorarbeiter. »Weiter so.« Angestachelt von den Worten des Vorarbeiters, beschloss der Holzfäller, am nächsten Tag das Ergebnis seiner Arbeit noch zu übertreffen. Also legte er sich in dieser Nacht früh ins Bett.

Am nächsten Morgen stand er vor allen anderen auf und ging in den Wald. Trotz aller Anstrengung gelang es ihm aber nicht, mehr als fünfzehn Bäume zu fällen. »Ich muss müde sein«, dachte er. Und beschloss, an diesem Tag gleich nach Sonnenuntergang schlafen zu gehen. Im Morgengrauen erwachte er mit dem festen Entschluss, heute seine Marke von achtzehn Bäumen zu übertreffen. Er schaffte noch nicht einmal die Hälfte.

Am nächsten Tag waren es nur sieben Bäume, und am übernächsten fünf. Seinen letzten Tag verbrachte er fast vollständig damit, einen zweiten Baum zu fällen. In Sorge darüber, was wohl der Vorarbeiter dazu sagen würde, trat der Holzfäller vor ihn hin, erzählte, was passiert war, und schwor Stein und Bein, dass er geschuftet hatte bis zum Umfallen.

Der Vorarbeiter fragte ihn: »Wann hast du denn deine Axt das letzte Mal geschärft?« »Die Axt schärfen? Dazu hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr damit beschäftigt, Bäume zu fällen.«

Das heißt Energie aufladen ist kein „Nice to have“, sondern ein Muss und steigert sowohl unser Wohlbefinden als auch die Effizienz.

Goldwaage: Was kann ich tun, wenn ich von Schuldgefühlen geplagt werde, weil ich z.B. das Gefühl habe, nicht genug zu lernen?

Schuld ist evolutionstechnisch gesehen ein sehr sinnvolles Gefühl. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir denken, etwas nicht gemacht zu haben, obwohl wir es machen sollen. Oder wenn wir etwas getan oder gesagt haben, aber glauben, dass wir es nicht tun oder sagen hätten sollen. Wenn wir also, wie in eurem Beispiel, zu wenig gelernt haben, kann die Schuld uns antreiben, mehr für die Uni zu tun – eine Art Wiedergutmachung zu leisten, was für das Studium förderlich ist.

Wenn die Schuld allerdings zum ständigen Begleiter wird, wird es problematisch, denn dann wirkt das Gedankenkarussell blockierend. Es führt dazu, dass wir die Freizeit nicht mehr entspannend erleben, und kann zu Schlafstörungen führen.

Ich finde es in dieser Situation hilfreich festzulegen, was „genug gelernt“ bedeuten soll. D.h. einen klaren Lernplan zu schreiben, der realistisch und machbar ist, in dem Pausen und Puffertage vorkommen, in dem das zu lernende Themengebiet über Wochen aufgeteilt ist und hier Schwerpunkte gesetzt werden. Was ist das nötigste und was würde ich noch lernen falls ich „gut durchkomme“? Klarheit hilft nämlich bei diffusen, unbegründeten Schuldgefühlen Abhilfe zu leisten.

Des Weiteren kann es helfen, mit anderen darüber zu sprechen, um einen kurzen Stopp im Gedankenkarussell einzulegen und sich nicht weiter in quälenden Schuldgedanken zu verfangen. Sei gnädig mit dir, wir sind keine Maschinen, die ständig auf 110 Prozent laufen. Manchmal kommt man eben gut durch, und manchmal nicht.

„Sei gnädig mit dir, wir sind keine Maschinen, die ständig auf 110 Prozent laufen.“

Psychotherapeutin Anna Lübberding

Ich erlebe es auch als hilfreich, sich klar zu machen, dass wir eben verschiedene Bedürfnisse haben, was auch gut und gesund ist. Das kann dann eben bedeuten, dass wir statt zu lernen doch mal mit ins Café fahren – und das darf auch so sein.

Goldwaage: Wie kann ich lernen, mit Niederlagen im Studium umzugehen und resilienter zu werden?

Du hast etwas ausprobiert und es hat nicht geklappt – das passiert eben. Manchmal mühen wir uns ab und dennoch bestehen wir die Klausur nicht. Das kann das Selbstwertgefühl mit voller Wucht treffen.

Ich finde es hilfreich, es anzunehmen und genau zu schauen, woran es gelegen hat. Blackout? Zu wenig gelernt? Das „falsche“ gelernt? Momentan viele andere private Themen? Und je nachdem kann man dann handeln. Wenn du beispielswiese gerade eine Trennung hinter dir hast, dann ergibt es keinen Sinn, sich auch noch wegen einer verpatzen Klausur zu geißeln. Oder vielleicht bist du gerade erst neu in die Stadt gezogen und brauchtest deine Energie, um dich zurecht zu finden und neue Freundschaften aufzubauen. Deine Priorität ist eben nicht immer und nur das Studium. Akzeptanz ist hier das Stichwort.

Es kann auch helfen, sich Erfolge und Stärken aufzuschreiben, um sich noch einmal vor Augen zu führen, dass wir so viel mehr sind als nur diese eine verpatzte Klausur.

Goldwaage: Wenn ich als Studierender vermute, dass ich an Depressionen leide, an welche Stellen kann ich mich wenden?

Die psychologischen Beratungsstellen der Uni sind eine gute Anlaufstelle, um eine erste Orientierung zu bekommen und sind ein kostenfreies Angebot der Universitäten. Alternativ kann man sich auch an andere Beratungsstellen der Diakonie beispielsweise, den sozialen Krisendienst oder an PsychotherapeutInnen wenden.

Goldwaage: Einige Studierende befürchten, Nachteile (z.B. bei Krankenkassen oder im Beruf) zu erhalten, wenn sie sich in Therapie begeben. Was würden Sie diesen Studierenden raten?

Die „Nachteile“ werden bei weiten überschätzt. PsychotherapeutInnen unterliegen der Schweigeplicht. Das bedeutet, dass wir nur Auskunft geben dürfen, wenn wir von dem Hilfesuchenden von der Schweigepflicht entbunden werden, weswegen einige auf Selbstzahlerbasis anfangen. Gesetzlich Versicherte haben keinen Nachteil zu erwarten, da die Krankenkasse niemanden aufgrund von Krankheit ausschließen darf. Des Weiteren sind den Krankenkassen auch nicht die Inhalte der Therapie bekannt, sondern lediglich die Diagnose.

Nachteile kann es manchmal bei dem Wechsel in eine private Krankenkasse geben (Risikozuschlag) oder bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Dabei wird von privaten Krankenversicherungen bei den Gesundheitsfragen ein Zeitraum von 5 bis 10 Jahren abgefragt. Wenn also ein Wechsel in die private Krankenkasse ansteht, ergibt es Sinn, diesen abzuwarten oder eben einen Risikozuschlag zu zahlen. Letzterer sollte eher in Kauf genommen werden, anstatt eine psychische Erkrankung weiter chronifizieren zu lassen.

Bei der Verbeamtung gibt es glücklicherweise seit einigen Jahren eine Beweislastumkehr – man muss also dem Amtsarzt/Ärztin nicht beweisen, dass man arbeitsfähig ist, sondern dieser müsste beweisen, dass die Person aufgrund von einer z.B. depressiven Episode, die vor Jahren geheilt wurde, nicht verbeamtet werden könne. Das ist sehr unwahrscheinlich.

Wir danken Frau Lübberding ganz herzlich, dass sie sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten. Falls ihr mehr von ihr sehen möchtet, schaut unbedingt einmal auf ihrem Instagram Kanal @frag_die_psychotherapeutin_ vorbei.

Trotz Lernstress bei Laune bleiben? – Meine sechs Tipps

Vielleicht kennst du das: die ersten Wochen des Semesters verlaufen entspannt und ohne viel Lernaufwand. Bis du plötzlich in den Kalender schaust und siehst, bis zur nächsten Klausur sind nur noch wenige Wochen Zeit. (An unserer Uni schreibt man die Klausuren übrigens während des Semesters, im Abstand von einigen Wochen)

Früher hat mich das wahnsinnig nervös gemacht, ständig Deadlines und Prüfungen im Hinterkopf zu haben und schlagartig viel Zeit in der Bibliothek zu verbringen. 

Das führte oft zu Stress und Folgeerscheinungen, wie Kopfschmerzen, Verspannungen und nicht selten innerer Unruhe. 

Während der letzten Semester möchte ich behaupten, habe ich jedoch eine Routine entwickelt und einige Kniffe gelernt, die Prüfungsphasen um einiges leichter machen. Diese möchte ich heute mit dir teilen. 

1. Gut planen Setze dir am Anfang der Woche realistische Ziele und notiere feste Lern- und Pausenzeiten in deinen Kalender. So überlässt du nichts dem Zufall und hast, wenn du die eine Auszeit nimmst, kein schlechtes Gewissen. 

2. Ein großer Wocheneinkauf  Es gibt wenig, was meine Stimmung so schnell kippen lässt, wie ein leerer Magen. Nach einem langen Tag in der Bibliothek nach Hause zu komme und nichts zu Essen im Kühlschrank zu finden ist für mich ein absoluter Albtraum.

Deswegen mache ich in arbeitsintensiven Zeiten gerne einen großen Wocheneinkauf (und wenn ich ganz besonders ambitioniert bin, koche ich sogar schon ein Gericht vor). So muss ich mir nach getaner Arbeit nicht noch den Kopf darüber zerbrechen, was ich koche oder mir zum dritten Mal in der Woche einen Döner holen. 

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3. Top Drei des Tages  Den Tipp habe ich aus einem Podcast von Mia Keller, der Betreiberin des Erfolgsblogs Kochkarussel. Ihr Produktivitätshack ist so einfach wie genial. Statt ellenlangen To-Do-Listen notierst du dir täglich deine Top Drei Dinge, die du erledigen möchtest. Das sind sozusagen die Pflichtübungen, alles was du darüber hinausgehend machst ist Kür. 

Ich nutze diese Technik jetzt seit einigen Wochen und bin so viel motivierter und produktiver. Denn durch diese überschaubare Menge an Aufgaben bist du nicht schon morgens gehemmt, überhaupt anzufangen und hast auch einen Schutzmechanismus, der dich vor Überarbeitung bewahrt. 

4. Schöne Dinge einplanen  Auch wenn du einen vollen Stundenplan hast – vergiss nicht, dir täglich Zeit für ein paar schöne Erlebnisse zu nehmen. Triff Freunde, lies ein gutes Buch, schau einen Film, mach einen Spaziergang, …. Das ganze muss weder teuer noch zeitintensiv sein: Schon eine gemütliche Mittagspause mit KommilitonInnen, eine halbstündige Auszeit im Park oder einem Café können aus einem stressigen einen erholsameren Tag machen. 

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5. Genug schlaf Zugegeben, das ist wirklich kein Geheimtipp… Aber obwohl wir alle wissen, wie essentiell guter Schlaf für die Gemütslage und die Konzentrationsfähigkeit sind, neigen viele von uns dazu, Schlaf als erstes zu vernachlässigen, wenn viel ansteht. Dabei ist nichts frustrierender, als kaputt in der Bibliothek zu sitzen und den gleichen Satz zum vierten Mal zu lesen, weil einem vor Müdigkeit die Augen zufallen. Also: arbeite lieber ein, zwei Stunden weniger, dafür aber im wachen Zustand. 

6. Fortschritt festhalten Notiere dir in regelmäßigen Abständen, was du schon geschafft hast. Durch die Fülle des Lernstoffs verliert man in Jura schnell den Überblick über all die Dinge, die man schon verstanden und gelernt hat. Es schadet deshalb nicht, regelmäßig zum eigenen Cheerleader zu werden und sich selbst vor Augen zu führen, wie weit man es schon geschafft hat.

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Fünf Gründe, das Jurastudium zu lieben

Ich bin inzwischen in meinem siebten Semester. Neben der (teilweise sehr berechtigten) Kritik am Studium, gibt es so einiges, das ich die letzten Jahre an dem Studiengang zu schätzen gelernt habe. Das habe ich für euch in diesem Post gesammelt.

1. Flexibilität In kaum einem anderen Studium kannst du dir deine Zeit so frei einteilen wie im Jurastudium. Du kannst Vorlesungen eigentlich gänzlich aus deinem Stundenplan streichen, falls du der Typ Selbstlerner bist und nur die Pflichtveranstaltungen (AGs, VKs) belegen. Da der Lernstoff bundesweit fast identisch ist, hängt relativ wenig von den einzelnen Dozierenden und deren vorlesungsbegleitendem Material ab. Etwas anderes gilt natürlich, wenn es z.B. um den Schwerpunktbereich oder Zusatzqualifikationen wie den Fremdsprachenschein geht.

Bei vielen Pflichtveranstaltungen kannst du dir darüber hinaus die Zeiten selbst aussuchen. Du bist Frühaufsteher und hast dann gerne den Nachmittag frei? Kein Problem, leg dir deine AGs und Seminare auf 8:00 Uhr morgens. 

2. The sky ist the limit Eine Sache wird dir im Jurastudium und späteren Berufsleben nie passieren: Unterforderung. Durch die unzähligen Rechts- und Spezialgebiete gibt es immer etwas neues zu lernen, was für wissbegierige Menschen extrem viele Möglichkeiten bietet. Mit Jura wirst du nie das Gefühl haben, dein volles Potenzial nicht entfalten zu können und in einer Tätigkeit stecken zu bleiben. Die Karriereoptionen sind so vielfältig, dass du keine Stagnation in der Zukunft befürchten musst.

3. Alle Türen stehen dir offen Dieser Punkt leitet sich aus dem vorherigen ab und verdeutlicht noch einmal, wie viel du eigentlich mit Jura anfangen kannst. Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Strafverteidigung, Rechtsanwaltstätigkeit, Behördenarbeit, Gerichtspraxis, Verlagswesen, Journalismus, Arbeit an der Universität – das sind Möglichkeiten, die dir mit zwei Examen offen stehen, wobei natürlich klar ist, dass einige Wege nur mit Prädikatsexamen zu meistern sind. Genau dieser Aspekt des Jurastudiums war es am Ende, der mich davon überzeugt hat, da ich nicht wie bei anderen Studiengängen das erdrückende Gefühl hatte „Oh nein, wie soll ich mit meinen 18 Jahren genau entscheiden, was ich die nächsten zehn bis 50 Jahre beruflich machen möchte?“. Genau das musst du mit Jura nämlich nicht.

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4. Allgemeinbildung Jura hilft ungemein dabei, die komplexen Zusammenhänge zwischen Politik, Recht, Verwaltung, Gesellschaft, Philosophie und Geschichte zu verstehen. Durch die Fremdsprachenqualifikation wirst du auch sprachlich ausgebildet und deine Rhetorikqualifikation befähigt dich dazu, noch selbstbewusster und kompetenter aufzutreten. Das alles sind unglaublich wichtige Erkenntnisse und Schlüsselkompetenzen, die einem das Jurastudium vermittelt und die ich in meinem Alltag nicht missen möchte.

5. Kontakte Im Laufe deines Studiums wirst du viele sehr wichtige und gute Kontakte knüpfen können. Ob zu deinen Kommilitonen, die später am Lehrstuhl arbeiten, zu den Dozierenden, zu deinen PraktikumsleiterInnen usw. Es ist wirklich sehr hilfreich, wenn man am Studienende bereits einen Rechtsanwalt aus seinem Nebenjob kennt, einen Wirtschaftsstrafrechtler, der an der Uni Dozent ist oder eine Staatsanwältin aus seinem Praktikum. All das sind Menschen, die dich sowohl karrieretechnisch als auch persönlich bereichern können und in Zukunft vielleicht den ein oder anderen Rat für dich haben – ganz egal in welche Berufsbahn es dich letztlich verschlägt.

Diese Dinge darfst du im ersten Semester ruhig bleiben lassen

Eine kleine “Not-To-Do-Liste”

Das erste Semester an einer Uni kann überwältigend sein – und das Studienfach Rechtswissenschaften mit seinen Besonderheiten ganz besonders. 

In diesem Beitrag möchte ich dir fünf Tipps an die Hand geben: mit lauter Dingen, die du im ersten Semester ohne schlechtes Gewissen sein lassen kannst. 

1. Bücher kaufen  Fast alle ProfessorInnen beginnen ihre Vorlesungen mit Buchempfehlungen, bei denen sie eine Hand voll Lehrbücher präsentieren und nicht selten auch zum Kauf eines der Bücher raten. 

Ich habe das in meinem ersten Semester brav befolgt und einen Batzen Geld in der Universitätsbuchhandlung gelassen – und das später bereut. 

Abgesehen von Gesetzbüchern würde ich im Nachhinein wirklich davon abraten, Literatur neu zu kaufen. Vielmehr würde ich auf den Bestand der Unibibliothek zurückgreifen. Dort gibt es alles kostenlos und du wirst nicht von deinem schlechten Gewissen eingeholt, wenn du zum wiederholten Male ein Buch nur kurz aufschlägst und dann rasch beiseite legst. Außerdem rauben ausgeliehene Bücher dir nicht dauerhaft Platz im Bücherregal.

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2. Sich von panischen KomilitonInnen nervös machen lassen Ich kann inzwischen an zwei Händen abzählen, wie oft ich von KommilitonInnen “Tipps” und gut gemeinte Ratschläge erhalten habe, die sich im Nachhinein als falsch oder nutzlos herausgestellt haben. 

Natürlich ist es hilfreich, sich mit Mitstudierenden auszutauschen – ganz häufig bekommt man dadurch wertvolle Hinweise. 

Wovon du dich allerdings fernhalten solltest, sind die Panik-Macher. Das sind die, die vorgeben, sich schon seit Jahren im Recht auszukennen, die von morgens bis abends in der Bibliothek sitzen und die ständig Horrorszenarien über das Studium von sich geben. 

Aus eigener Erfahrung weiß ich: oft ist das Gerede nur heiße Luft und man kommt auch mit einem durchschnittlichen Lernaufwand gut durch die ersten Semester. 

3. Ungeplant ins Studium Als Ersti musst du ganz sicher nicht dein gesamtes Studium durchgetaktet haben. Viele Möglichkeiten ergeben sich erst im Laufe des Studiums und natürlich kann auch immer etwas passieren, dass den Ablauf deines Studiums verändert.

Was ich jedoch unbedingt empfehlen würde, ist dir einen groben Plan über das Studium zu machen. Dafür kannst du dich am Regelstudienplan deiner Uni orientieren und außerdem zusätzliche Verpflichtungen einplanen. Wenn du also im Hinterkopf hast 

-außergewöhnliche Praktika

-ein Auslandssemester 

zu absolvieren, beachte, dass dafür oft eine langwierige Vorbereitung nötig ist. 

Wenn du dir von Anfang an grob überlegst, wann du in etwa ins Ausland gehen oder deine Praktika absolvieren möchtest, hast später kaum Stress mit der Organisation. Als Plan reicht übrigens eine kurze Notiz im Handy, in der du ungefähr einteilst, was du in welchem Semester schaffen möchtest. 

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4. Deine gesamte Freizeit opfern Als großer Fan einer gesunden “Jura-Life-Balance” muss ich das natürlich sagen: Mach nicht zu viel. Ein gesunder Fleiß hat noch niemandem geschadet, aber achte darauf, dich nicht in der Fülle des Lernstoffes zu verlieren.

Jura ist ein so umfassendes Fach, dass es theoretisch immer noch etwas gibt, das du lernen könntest. Statt dich am Anfang jedoch mit Detailfragen zu quälen, arbeite im ersten Semester lieber an einem soliden Grundlagenwissen. Das wird dich weit bringen und lässt dir außerdem genug Zeit für Freunde, Familie, Freizeit und Hobbies. 

5. Alles sofort verstehen wollen  Jura ist ein wahnsinnig umfassendes Studienfach. Es ist deswegen gar nicht von der Studienordnung vorgesehen, dass du sofort alles verstehst. In jedem Semester wirst du dein Wissen weiter aufbauen, bis du dich irgendwann auskennst. Mach dich deswegen im ersten Semester nicht verrückt, wenn du nicht sofort alles verstehst – das juristische Denken kommt mit der Zeit.

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Mindset: So meisterst du das erste Semester

Oft haben wir Angst vor dem Unbekannten und Unerforschten. Befürchtungen und Unsicherheiten sind im Studium – gerade am Anfang – absolut normal. Hier haben wir ein paar kleine Reminder und Mindsets gesammelt, die vielleicht zu deiner Entspannung beitragen können. 

  1. „Ich schaffe das und lasse mich nicht von anderen verunsichern“

Fühlst du dich überfordert mit der komplizierten Prüfungsordnung, dem Uni-Alltag oder den ersten Klausuren? Kein Problem, alles ist gut! So geht es gerade vielen, auch wenn sie es nicht zugeben wollen und die eigene Unsicherheit mit großspurigem Angeben und Klugscheißen überspielen. Wenn andere Erst- oder Zweitsemester dir erklären wollen, wie der Hase läuft und was du alles zu lernen und zu wissen hast – hör am besten nicht hin. In den ersten Semestern hat kaum einer den Durchblick und das ist auch okay und genau richtig so. 

Wenn die ersten Klausurergebnisse eintreffen und du durchfällst, während der Freundeskreis sehr gut bestanden hat, darfst du dich davon nicht verunsichern lassen. Jura erfordert viel Durchhaltevermögen und „Dranbleiben“. Eine exzellente Leistung im ersten Semester nützt nicht viel, wenn man im nächsten aufgibt, weil man z.B. nicht die Disziplin aufbringen kann, für ein Thema zu lernen, das einen nicht interessiert. Bleib also ganz entspannt und schaue, wie du unter anderem an deinem Stil oder deinem Tempo in Klausuren arbeiten kannst, ohne nach links und rechts zu blicken. Je weniger du dich von anderen verunsichern oder in einen toxischen Konkurrenzkampf mit hineinziehen lässt, desto nachhaltiger werden auch deine Erfolge. 

2. „Mein Lerntyp ist individuell und das ist in Ordnung“

Jeder lernt auf unterschiedliche Art und Weise und verarbeitet Informationen unterschiedlich schnell. Wenn KommilitonInnen acht Stunden am Tag lernen und jede Vorlesung vor- und nacharbeiten, muss das nicht der Weg sein, der auch für dich zu deinen gewünschten Ergebnissen im Studium führen wird. Ich habe lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich nicht der auditive Lerntyp bin, der aus einer Vorlesung viel für sich mitnehmen kann. Seitdem lerne ich nur noch für mich allein und habe mein eigenes Lernsystem entwickelt, welches keine Vorlesungen und Seminare beinhaltet. Überlege dir, welche Methode für dich am effizientesten ist, ohne dich von Vorgaben der Profs („Ich empfehle Ihnen, diese 500-seitigen Bücher durchzuarbeiten“) und deines Umfelds verunsichern zu lassen. Am Ende zählt deine Zufriedenheit mit deinen Leistungen.

3. „Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt“

Mit Zukunftsängsten à la „Ich schaffe das Examen bestimmt nicht“ und „Diese Stoffmengen werde ich nie beherrschen“ kannst du dir nur das Leben und Studieren schwer machen. Eine Taktik, die mir immer wieder hilft, um aus Angstspiralen herauszukommen, ist der Blick auf das Hier und Jetzt. Ich beschränke mein Gedankenkarussell, indem ich nur die nächste Prüfung oder Hausarbeit vor Augen habe und nicht das „große Ganze“. Schritt für Schritt arbeitet man so seine Stationen im Studium entspannter ab und setzt sich mit dem Examen dann auseinander, wenn es relevant wird.