“Ich bin richtig gut in Jura!” ist ein Satz, den wohl die wenigsten Jurastudierenden so von sich geben würden. Im Gegenteil. Die meisten Studierenden haben ein geringes Selbstbewusstsein, was die eigenen Leistungen angeht. Nicht wenige fortgeschrittene Studierende haben sogar das Gefühl, noch fast gar nichts gelernt zu haben (oh hey Impostor-Syndrom).
In diesem Beitrag habe ich deswegen fünf Indikatoren gesammelt, anhand derer ich selbst probiere, meine Leistungen einzuordnen. Vielleicht helfen sie dir ja auch.
*Vorab bleibt aber zu sagen: Es geht im Studium nicht nur um tolle Noten und darum, in der Regelstudienzeit zu bleiben. An vorderster Stelle sollte natürlich Interesse am Fach und vor allem die eigene mentale Gesundheit stehen.

Warum es so schwer ist, sich selbst einzuschätzen
Es ist nicht verwunderlich, dass Studierende bei der Selbsteinschätzung besonders tief stapeln. Anders als in der Schule bekommt man (ausgenommen von Korrekturhinweisen an Klausuren) kaum persönliches Feedback. Stattdessen wird von vielen Professoren regelmäßig betont, wie hoch die Durchfallquote im Examen im letzten Jahr wieder war und dass es für die Prüfungen niemals (!) ausreicht, nur den Vorlesungsstoff zu lernen.
Das kombiniert mit einer, sagen wir, intransparenten Notengebung, macht die Einschätzung wirklich nicht leicht.
Wie du dich trotzdem selbst einschätzen kannst
Dennoch solltest du den Kopf nach einer vergeigten Klausur oder bei Anflügen von Tiefstapelei nicht in den Sand stecken.
1.Noten im Kontext bewerten
Natürlich sind Noten als Indikator nicht zu ignorieren. Wichtig ist nur, sie im Kontext zu beurteilen. Zum einen, weil Noten Momentaufnahmen sind. Wenn du eine Klausur gerade so bestehst, heißt das noch lange nicht, dass du das gelernte Fach kaum verstanden hast. Leider wird oft heruntergespielt, dass Klausurergebnisse mit der persönlichen Tagesform zusammenhängen. Außerdem hängt die Punktzahl immer etwas vom Wohlwollen der Korrigierenden ab.
Vor allem aber ist eine Note alleine noch nicht wirklich aussagekräftig. Hier ein Beispiel:
Du schreibst zwei Klausuren und erzielst jedes Mal vier Punkte. Bei der ersten Klausur liegt der Notendurchschnitt bei 7,0. Bei der zweiten Klausur liegt der Durchschnitt bei 3,0.
Bist du jetzt besser oder schlechter? Schwer zu sagen, denn die Note ist ja dieselbe. Das verdeutlicht, dass eine Note alleine nicht viel aussagt.
2.Zeitraum
Ein weiterer Punkt, der von vielen zur Selbsteinschätzung genutzt wird, ist die Studienzeit. Auch hier bedeutet es nicht, dass wer schnell ist, auch gut ist. Oder wer sich viel Zeit nimmt, leistungsschwach ist.
Aber als Daumenregel gilt: Wenn du ohne große zeitliche Schwierigkeiten deine Zwischenprüfung o.ä. bestanden hast, bist du sehr wohl ein fähiger Jurastudent bzw. eine fähige Jurastudentin.

3.Systemverständnis
ProfessorInnen reden oft vom “Juristischen Bauchgefühl”, das sich über die Semester entwickelt. Damit meinen sie die Eigenschaft, unbekannte Sachverhalte intuitiv richtig einzuschätzen – ohne dass du dafür alle Anspruchslagen auswendig können musst. Ein bloßes Systemverständnis löst natürlich noch keine Klausuren, hilft aber, Wissen weiter auszubauen.
4.Vorher/ Nachher
Ich persönlich vergesse oft, wie viel ich im Studium schon bewusst und unterbewusst gelernt habe. Erst im Gespräch mit Nicht-JuristInnen (“Totschlag ist doch fahrlässiger Mord, oder?!”) merke ich, wie viel Grundlagenverständnis ich mir angeeignet habe. Weil der ständige Vergleich mit anderen (Nicht)-JuristInnen aber auf lange Sicht nicht wirklich zielführend ist, hier ein anderer Vorschlag: Versetze dich zurück in dein erstes Semester. Wie viel wusstest du zu diesem Zeitpunkt? Welche Fächer brachten dich besonders zum Grübeln – und wie sieht es jetzt aus? Mit ziemlicher Sicherheit bist du jetzt viele Schritte weiter!
5. Spaß
Natürlich ist das Studium nicht nur spaßig. In meinem Umfeld kenne ich fast niemanden, der nicht mindestens ein Mal darüber nachgedacht hat, aufzuhören.
Wenn du aber grundsätzlich Interesse und Freude an juristischen Themen hast und dich nicht ständig davor graust, die Bibliothek zu betreten, deutet auch das darauf hin, dass du besser bist, als du vielleicht denkst.
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